Flüchtlingsunterbringung ist ein aktuelles Thema – auch in der Stadt Graz. Und aktuelle Themen werden bei uns in Lehre und Forschung aufgenommen. Deshalb und wegen der Initiative von Master-Studierenden und Lehrenden der FH JOANNEUM gibt es jetzt eine Ausstellung zum Thema „Urbane Inklusion“.
Den Leerstand voll nutzen
Natanja C. PascottiniAnke Strittmatter und Thomas Lettner gaben ihren Studierenden gemeinsam mit anderen Lehrenden eine fächerübergreifende Aufgabe: Sie sollen kurz-, mittel- und langfristige Ideen zur Flüchtlingsunterbringung in Graz entwickeln und diese dann in einer Ausstellung präsentieren. „Architektur“- und „Ausstellungsdesign“-Studierende arbeiteten Hand in Hand. Das Ergebnis ist nun im Haus der Architektur noch bis 14. Februar 2016 zu bewundern.
Die verschiedenen Projekte wurden in Gruppen ausgearbeitet. Die Ansätze sind kreativ, innovativ und vielfältig. Die Studierenden zeigen Möglichkeiten auf, wie man Inklusion sozial wie städtebaulich leben kann.
Jedes Projekt begann mit einer Recherche: Die Studierenden suchten im Grazer Stadtgebiet nach Orten, die nicht oder nur selten genutzt werden und sich für Urbane Inklusion eignen. Insgesamt kam man auf fast 60 Adressen: Klassischer Leerstand, Brachen, Baulücken, aber auch Innenhöfe, Wasserflächen oder Abstellgleise. Hier vier Beispiele, was Studierende daraus machen würden.
Photo: FH JOANNEUM
Die Ideen werden im Haus der Architektur ausgestellt.
In 48 Stunden betriebsbereit
Diese Idee bietet eine kurzfristige Unterbringung auf Abstellgleisen im Grazer Stadtraum. Innerhalb von zwei Tagen sollen dort mit Hilfe eines zweistöckigen Cityjet, externer Küchen und Hygieneanlagen allein reisende Minderjährige versorgt werden, bevor sie in langfristige Quartiere übersiedeln.
LUST – Let’s use space together
Beim Projekt LUST kämpften sich die Studierenden durch Datenberge und beantworteten die Fragen: Welche Bevölkerungsgruppen sind wo in Graz verteilt? Wo ist die Bevölkerung unzufrieden? Welche Gemeinsamkeiten haben Kulturen weltweit in den Bereichen Entertainment, Sport und Kultur? Daraus ergab sich, dass die Ängste und Unzufriedenheit in multikulturellen Stadtteilen größer sind. Und, dass es für Inklusion Verbesserungen an öffentlichen Bereichen geben sollte, die alle Stadtbewohner nutzen, wie Parks, Sportplätzen, Wohnstraßen, Hallen etc. Der Vergleich der Kulturen ergab, dass starke Gemeinsamkeiten bei Urban Gardening, Fußball und Gesellschaftsspielen auftreten. Das macht sich das Projekt Lust zu Nutze: Es wurden Ideen konkrete Ideen entwickelt, wie man zum Beispiel die Listehalle in Leerzeiten für Gesellschaftsspiel-Veranstaltungen nutzen kann oder an welchen Plätzen man Urban Gardening betreiben und gleichzeitig Fußballspielen kann.
Sei urban mit Murat + Gerhard
Ein Inklusionsweg an der Mur steht im Fokus dieses Projekts. Aufbereitet wurden die Ideen als Comicheft, durch das Longboard Lotte führt. Die Story beginnt bei der Ausstellung im HDA, wo sich Gerhard und Murat kennenlernen und beschließen, auf dem Inklusionsweg an der Mur ihre Kulturen besser kennenzulernen. Dort haben sie die Möglichkeit transkulturelle Sport- und Freizeitaktivitäten zu erleben, Schmankerl in einer Open Kitchen zu kosten oder gemeinsam zu musizieren.
GRAZ radi[k]al
Auch hier wurden Daten gesammelt und dann visualisiert. Die Studierenden recherchierten Bewohnerzahlen sowie Migrationsanteil und maßen Flächen händisch aus dem Flächenwidmungsplan heraus. Zum Schluss kamen mathematische Formeln zum Einsatz, um nötige Maßnahmen, die helfen Inklusion zu erreichen, aufzuzeigen – wie beispielsweise den Ausbau des Bim-Netzwerks.
Diese Beispiele sind nur vier von vielen. Wer jetzt neugierig geworden ist, hat noch bis 14. Februar 2016 die Möglichkeit, sich von den Ideen der Studierenden in der Ausstellung „URBANE INKLUSION… geht uns alle an!“ inspirieren zu lassen.
Photo: FH JOANNEUM
Die gelungenen Arbeiten greifen an brandaktuelles Thema auf.