Im Rahmen des Erasmus+ Projekts GameHub organisierte das ZML-Team einen zweitägigen Workshop zum Thema “Spielebasiertes Lernen”. Bei der Eröffnung des Workshops betonte Anastasia Sfiri: “Wir glauben oft, dass Lernen ernst ist und Spielen nicht ernst ist. Das Spiel gibt uns aber die Freiheit zu scheitern, zu experimentieren und Identitäten zu erproben sowie auch die Freiheit, eigene Interpretationen zu entwickeln und den Spielaufwand selbst zu bestimmen.”
Workshop mit ukrainischen Professorinnen und Professoren zum Thema “Spielebasiertes Lernen”
Jutta Pauschenwein und Anastasia Sfiri, 13. Juli 2016Bei der Diskussion von Begriffen wie Spiel, Spielen, Simulation und Edutainment lernten wir, dass “spielen” auf Russisch играть (igrat’) und auf Ukrainisch грати (hraty) heißt. Um die Theorie mit persönlichen Erfahrungen zu verbinden, sammelten wir die von den Teilnehmenden bevorzugten Spiele und erhielten eine sehr lange Liste – von Shootern und Sportspielen über Strategie- und Simulationsspiele bis hin zu Kartenspielen, Jump & Run Spielen, Rätselspielen usw.
Basierend auf kurzen Inputs erforschten die Teilnehmenden in russisch-ukrainischen Buzz Groups ihr eigenes Verständnis der Lerntheorien Behaviorismus, Kognitivismus, Konstruktivismus, situiertes Lernen und Erfahrungslernen. Nach dieser kurzen Einführung in die Thematik spielten die ukrainischen TeilnehmerInnen ein einfaches Computerspiel, eine Art Rätselspiel. Sie luden es auf ihr Handy oder Tablet und hatten Spaß dabei, das Spiel zu verstehen und die einzelnen Levels schneller als ihre Kolleginnen und Kollegen zu bewältigen.
Nach dieser Spielerfahrung wurden sie gebeten, ihre Erlebnisse während des Spielens hinsichtlich der von Paul Gee definierten Prinzipien zu reflektieren. In dieser Einheit fiel uns auf, dass einem älteren Professor das Spielen offensichtlich wirklich Spaß machte, weil er – ähnlich wie die Studierenden – im Unterricht unter dem Tisch weiterspielte anstatt mitzuarbeiten.
Auch am zweiten Tag standen die praktische Erfahrung des Lernens mit Lernspielen und die Voraussetzungen für die Entwicklung guter Lernspiele im Vordergrund. Diesmal spielten die Lehrenden der ukrainischen Universitäten das Lernspiel Stop Disasters, das in mehreren Sprachen verfügbar ist, unter anderem auch in Russisch.
Die Herausforderung an diesem Tag bestand darin, die Lernziele des Spiels zu eruieren und die für das Erreichen der Lernziele erforderlichen Aufgaben herauszufinden. Die Lernübung folgte dem in der Lerntheorie definierten Ansatz des Erfahrungslernens. Die Lehrenden machten bei ihrem virtuellen Katastropheneinsatz ihre eigenen Erfahrungen und konnten durch die Beobachtung und Reflexion dieser Erfahrung Regeln und Maßnahmen zur Verhinderung solcher Katastrophen ableiten.
Eine Workshopteilnehmerin schreibt zufälligerweise gerade ihre Doktorarbeit zu diesem Thema und meinte: “Ich habe aus diesem Spiel sehr viel gelernt, das ich in meiner Arbeit verwenden kann”.
Darauf folgten Diskussionen über die allgemeinen Kompetenzen und Fähigkeiten, die durch digitale Spiele vermittelt werden sowie den Paradigmenwechsel im Lernen und in der Rolle des Lehrenden.
Am Ende des zweiten Tages initiierte das ZML-Team eine Reflexion des Workshops mit Fragen in Russisch und Englisch. Das spielerische Lernen war für die Teilnehmenden eine neue Erfahrung und machte ihnen auch Spaß. Sie empfanden diese Lernerfahrung, auch beim sehr einfachen ersten Spiel, durchaus als Herausforderung, da es darum geht, versteckte Regeln zu verstehen und sich mit visuell komplexen Inhalten auseinanderzusetzen. Ebenso wie die TrainerInnen sahen sie die Sprachbarriere als Schwierigkeit und gleichzeitig als Herausforderung, neue Wege der Kommunikation zu finden.