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Anleitung zum Missverständnis: Der Besuch der KinderUniGraz an der FH JOANNEUM

Natanja C. Pascottini, 05. Dezember 2016
Die KinderUniGraz war zu Besuch in der FH JOANNEUM.

(C) FH JOANNEUM

Wann wird der Altersdurchschnitt im Hörsaal um circa zehn Jahre gesenkt? Wenn die KinderUniGraz an der FH JOANNEUM zu Besuch ist! Dieses Mal ging es um den Umgang miteinander: Warum grüßt man sich? Wie grüßt man sich? Und ist das überall gleich?

Mit den Worten „Auf Wiedersehen!“ begrüßte Harald A. Friedl die über 100 jungen HörerInnen seiner Vorlesung. Irgendwie komisch, oder? Aber ein guter Einstieg, um sich die Fragen zu stellen: Warum grüßen wir uns überhaupt? Und warum denn eigentlich nicht mit „Auf Wiedersehen“?

Beim Grüßen geht es darum, eine Basis für weitere Kommunikation zu schaffen. Und um abzuchecken, ob die oder der andere Freund oder Feind ist. Begrüßt mich jemand offen und höflich, dann kann ich zwar immer noch nicht in deren oder dessen Kopf hineinschauen, aber ich habe schon eine Ahnung, dass mein Gegenüber positiv zu mir steht. Gibt mir mein Gegenüber ein eigenartiges Signal, wie beispielsweise ein „Auf Wiedersehen“ statt einem „Hallo“, so kommt mir das komisch vor und ich bin schon beeinflusst oder gar voreingenommen.

Photo: David Kinzer

Zur Demonstation verschiedener Rituale brachte Harald A. Schmiedl einen knochigen Freund mit.

Grüßen ist nicht gleich grüßen

Afrikanische Tuareg leben in der Sahara und sehen oft monatelang keine Menschenseele. Plötzlich steht ihnen jemand in den unendlichen Weiten der Wüste gegenüber. Fallen sich die Fremden gleich um den Hals? Nein, denn zuerst wird sich mehrfach über die Hand gestrichen und erst mal gefragt und abgeklopft, wie die oder der andere überhaupt „drauf“ ist: Alles ok? Erst dann werden die Hände geschüttelt.

Die neuseeländischen Māori begrüßen sich auch ganz anders als EuropäerInnen: Sie legen sich die Hände auf die Schultern, legen ihre Stirn aneinander und hauchen sich an. Das Intimste, der eigene Atem, wird ausgetauscht. Hat das gut funktioniert, wird man zum Essen eingeladen und somit ein Stück weit in die Gemeinschaft aufgenommen.

Aber um unterschiedliche Arten des Grüßens zu finden, muss man gar nicht so weit weg reisen. Das zeigt das Stadt-Land-Beispiel: In kleineren Dörfern und Gemeinden grüßen sich die Menschen auf der Straße sehr häufig. Man kennt sich und tauscht kurz Freundlichkeiten aus, denn bestimmt wird man bald wieder miteinander zu tun haben. In der Stadt wäre das wieder komisch: Oder können Sie sich vorstellen, durch die Herrengasse zu spazieren und jede und jeden zu begrüßen?

Photo: David Kinzer

Mimik, Gestik, Sprache: Das Hirn scannt unser Gegenüber und beurteilt die Kennenlern-Situation.

Gemeinschaft durch Grüßen

Bestimmte Arten zu grüßen sagen auch etwas über Gemeinschaft aus: In Österreich begrüßt man sich mit „Bussi links, Bussi rechts“. In Italien mit „Bussi rechts, Bussi links“. Treffen also ein Österreicher und eine Italienerin aufeinander und wollen sich so begrüßen, kommen sie sich quer. Und schon weiß man, sie gehören einer anderen Gemeinschaft an.

Ein anderes Beispiel sind Klatsch-Begrüßungsrituale. Schon im Kindesalter machen sich manche mit ihren besten Freundinnen und Freunden eine bestimmte Klatschabfolge aus, mit der man sich begrüßt. Durch diese Abfolge von eingespielten Bewegungen werden die Grüßenden Teil eines bestimmten Kreises, wodurch eine „eingeschworene“ Gemeinschaft entsteht.

Begrüßungen haben oft auch viel mit dem jeweiligen Nähe-Empfinden der einzelnen Kulturkreise zu tun. In manchen Kulturen sind Umarmungen üblich, in anderen ist es bereits zu intim sich die Hand zu reichen.

Begegnung auf Augenhöhe

Das Verstehen untereinander wird auch sehr stark davon beeinflusst, wie ich jemandem gegenübertrete. Wende ich mich ab, verhalte ich mich von oben herab, drücke ich mich unverständlich aus oder schaue ich unfreundlich, so verursacht dies bei meinem Gegenüber ein Gefühl der Abneigung. Trete ich dieser Person hingegen offen, zugänglich und auf Augenhöhe entgegen, gelingt der gemeinsame Start sicher besser.

Fazit

Harald A. Friedl und seine 200 Kinderuni-Studierenden waren auf jeden Fall auf einer Wellenlänge. Bei verschiedenen Aktivitäten machten die Kinder begeistert mit und die Stunde verging wie im Flug. Viel zu schnell war es dann schon wieder Zeit „Auf Wiedersehen!“ zu sagen.

info

Alle Informationen rund um die KinderUniGraz und die nächsten Termine finden Sie hier.

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