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Der Öffentlichkeit Sicherheit geben

Anna Eisner, 20. April 2017
FLUCHT.ort.AT - Öffentliche Sicherheit 2

Am 19. April 2017 fand die Fortsetzung der Vortragsreihe „FLUCHT.weg.EU“ im Audimax der FH JOANNEUM statt. Unter dem neuen Namen „FLUCHT.ort.AT“ wurde vom Präventionsexperten Günther Ebenschweiger das Thema der öffentlichen Sicherheit behandelt.

Jeder Abend der Vortragsreihe „FLUCHT.weg.EU“ im letzten Jahr stand unter einem anderen Thema rund um Flucht und Migration. Der Eindruck der großen Fluchtbewegungen war dabei sehr präsent. Unter dem Titel „FLUCHT.ort.AT“ wird diese Reihe nun fortgesetzt. Der Fokus liegt dabei auf gesellschaftlichen Herausforderungen, denen wir uns in Österreich aktuell stellen müssen. Im ersten Teil war das Hauptthema die öffentliche Sicherheit.

Religiöser Extremismus und Terrorismus aber auch verstärkte Fremden- und Asylfeindlichkeit sowie zunehmender Rechtsextremismus machen den Menschen Angst und erzeugen ein Klima der Unsicherheit. Wie ist die Lage in Österreich nun wirklich? Dieser Frage stellte sich Präventionsexperte Günther Ebenschweiger, Geschäftsführer der Plattform aktivpraeventiv und langjähriger Leiter der Polizeiinspektion Jakomini in Graz. Seit 1. April 2017 ist er im Ruhestand und studiert derzeit am Master-Studium „Interreligiöser Dialog“ an der Donau-Universität Krems, um sich mehr Wissen für seine Präventionsarbeit anzueignen. „Als Polizist ist man eher lösungsorientiert. Generell bemerke ich, dass die Stimmung in Österreich meist weniger lösungsorientiert ist und aus dem Bauch heraus entschieden wird“, so Günther Ebenschweiger.

Aktuelle Situation in Österreich

Sein Vortrag bezog sich auf die gesellschaftliche Lage in Österreich. Momentan sei das Klima geprägt von einer „Worst Case“-Kultur. Diese führe zu Diskriminierung und Ungleichgewicht. Das Thema Migration und Integration ist zumeist angstbesetzt. Günther Ebenschweiger sieht es als Aufgabe, diese Angst zu reduzieren. Wichtig ist für ihn jedoch auch, dass man zwischen Diskriminierung und Kritik unterscheidet.

Laut Günther Ebenschweiger werden Leute oft ins rechte Eck gestellt, wenn sie ihre kritische Meinung äußern und ihren Unmut kundtun wollen – dies sei nicht zulässig und kontraproduktiv. Überall wo Diskurs und Austausch fehlen gibt es Täter und Opfer. Ein Zitat dazu bleibt den ganzen Vortrag über gegenwärtig:

„Wir sehen Dinge nicht, wie sie sind! Wir sehen sie so, wie wir sind.“ (Anäis Nin)

Lösungen?

Aufeinander zuzugehen, ins Gespräch zu kommen und die Sichtweisen auszutauschen, sei nun wichtiger denn je. Schnell verschiebt sich bei Angst nämlich der moralische Referenzrahmen in der Gesellschaft. Günther Ebenschweiger bringt auch dazu praktische Beispiele aus seiner Arbeit mit Schulklassen in den Vortrag ein: „Jede und jeder strebt nach Anerkennung. Österreich hat allerdings eine negative Anerkennungsbilanz. Viele Menschen werten Leute ab, um sich selbst aufzuwerten.“

Ebenso wurde die Medienkompetenz vom Präventionsexperten angesprochen. Hinterfragen wir kritisch, was wir hören? Oft sind wir auf negative Nachrichten konditioniert. „Only bad news are good news“ ist heute aktueller denn je. Negatives Verhalten von Einzelnen kann schnell zur Verunglimpfung von ganzen Personengruppen führen – populistische Parteien leben genau davon.

Ideen der Demokratie beherzigen

Für Günther Ebenschweiger ist Demokratie nicht nur eine Regierungsform, sondern eine gelebte Gesellschaftsform, die er oft vermisse. Er beschäftigt sich vermehrt mit dem Thema Radikalisierung. Bei seinen Vorträgen in Schulen ist es ihm immer wichtig, nicht einseitig an das Thema heranzugehen: „Ich spreche niemals über nur über eine Form des Extremismus, zum Beispiel den Rechtsextremismus, sondern im Zusammenhang immer auch über radikalen Neo-Salafismus oder Linksextremismus.“

Besonders anfällig für Radikalisierung sind junge, unzufriedene Menschen. Die Themen Religion und Politik sind dabei vorerst nebensächlich. Vielmehr suchen diese jungen Menschen nach einem Sinn in ihrem Leben, nach Zugehörigkeit und Struktur, die sie oft in radikalen Gruppen finden. Die Aufgabe der Gesellschaft wäre es, ihnen diese Zugehörigkeit zu vermitteln. Menschen, die in der Gesellschaft einen anerkannten Platz gefunden und Wertschätzung erfahren haben, müssen diese nicht mehr in radikalen Gruppen suchen.

„Welche Verantwortung haben wir?“, stellte Günther Ebenschweiger abschließend in den Raum. Die Publikumsfragerunde begann hitzig, fand aber schnell einen Konsens: Wir müssen vermehrt Gemeinsamkeiten sehen. Statt auseinander zu dividieren, sollten wir uns auf das Zusammenführen konzentrieren.

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