Im neuen Josef Ressel Zentrum für die Erforschung von Prädispositionen der perinatalen metabolischen Programmierung von Adipositas werden mögliche Vorhersagevariablen für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas multidimensional erforscht. Im Vordergrund steht dabei die Untersuchung des Einflusses der Qualität und der Menge der aufgenommenen Nahrung auf die Prägung von Übergewicht in den ersten 1000 Tagen, also in etwa bis zum zweiten Geburtstag des Kindes. Als Probandinnen und Probanden werden normalgewichtige, gesunde Frauen und deren normalgewichtige, gesunde Kinder gesucht. Voll gestillte Kinder werden mit nicht gestillten – ausschließlich mit Formula ernährten – Kindern verglichen.
Übergewicht ist bereits ein epidemisches Phänomen. Die weltweite Prävalenz von Adipositas hat sich seit den 1980er Jahren laut Studien der Weltgesundheitsorganisation verdreifacht (WHO, 2013), wobei Kinder und Jugendliche von diesem Anstieg besonders stark betroffen sind. In Österreich ist die Prävalenz von Übergewicht von 2008 bis 2012 bei Mädchen von 10 Prozent auf 16 Prozent und bei Jungen von 12 Prozent auf 17 Prozent gestiegen (BMG, 2012).
BMWFW fördert das innovative Projekt
Das Josef Ressel Zentrum wird vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) und Milupa Österreich gemeinsam finanziert. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre.
„Josef Ressel Zentren sind wichtige Schnittstellen von Fachhochschulen und Unternehmen und schaffen einen Mehrwert für alle Beteiligten. Die Unternehmenspartner profitieren von der wissenschaftlichen Kompetenz der Fachhochschulen, die wiederum das praktische Know-how der Unternehmen optimal nützen können”, sagt Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Dr. Reinhold Mitterlehner. „Die Erforschung von Adipositas und deren Entstehung trägt sowohl zu einer besseren Prävention als auch zur Entwicklung weiterer Therapien bei. Kinder und ihre Eltern profitieren davon ebenso wie die gesamte Gesellschaft.“
Die ersten 1000 Tage
Im neuen Josef Ressel Zentrum der FH JOANNEUM wird innerhalb der ersten 16 Lebenswochen von Neugeborenen untersucht, ob ein Unterschied im aufgenommenen Volumen zwischen gestillten und mit Formula ernährten Säuglingen besteht. Das Ernährungsverhalten in diesem Zeitraum könnte bereits in frühen Lebenswochen einen nicht mehr umkehrbaren metabolischen Pfad in Richtung der Entwicklung von Fettleibigkeit prägen. In der zweiten Untersuchungsperiode bis zum zweiten Lebensjahr der Kinder werden weitere anthropometrische, biophysikalische und biochemische beziehungsweise klinische Parameter untersucht, die im Zusammenhang mit der Entstehung von Fettleibigkeit stehen. Ein spezieller Fokus wird dabei auf den Verlauf der Zunahme der Körperfettmasse gelegt, da Fettzellen des Fettgewebes als Hormondrüsen wirken, wodurch die Entwicklung von Übergewicht begünstigt wird.
Milupa Österreich, als Tochter der Danone Nutricia GmbH, unterstützt die Forschung als Förderungs- und Kompetenzpartner. Das Unternehmen, das heuer sein 60-jähriges Jubiläum in Österreich begeht, ist der führende Experte für die Ernährung in den ersten 1000 Tagen. Das Unternehmen widmet sich seit über 40 Jahren mit einem eigenen Muttermilchforschungszentrum, dem Danone Nutricia Research Center in Utrecht, der Erforschung der optimalen Ernährung vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Kleinkindalter, wohl wissend, dass der Goldstandard Muttermilch auf industrielle Weise nie erreicht werden kann.
Der hohe Innovationsgrad dieses multidimensionalen Forschungsvorhabens zeichnet sich durch einen stark interdisziplinären thematischen Zugang aus. Expertinnen und Experten aus den Bereichen Hebammenwesen, Pflege, Ernährung, Psychologie, Bioanalytik und Informationstechnologie arbeiten mit technologisch zeitgemäß ausgestatteter Infrastruktur an einschlägigen Fragestellungen rund um die Forschungsthematik. Zu jener Infrastruktur zählen auch zwei Geräte, die in dieser Kombination in sehr wenigen Forschungseinrichtungen europaweit vorhanden sind: Der PEA POD, in dem die Körperzusammensetzung von Babys und Kleinkindern vermessen wird sowie der BOD POD, der diese Funktion für Personen ab über zwölf Kilogramm Körpergewicht bietet.