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Wöchentlicher Börsenbrief #67

ibv@fh-joanneum.at
Wöchentlicher Börsenbrief von Josef Obergantschnig 1

Im wöchentlichen Börsenbrief von Josef Obergantschnig, Fachhochschullektor an der FH JOANNEUM und Gründer von ecobono, gibt es das Börsengeschehen pünktlich zum Start in das Wochenende aus erfrischend neuen Blickwinkeln.

Konzentrationen und sprudelnde Gewinne

Die letzten beiden Wochen standen ganz im Zeichen der Notenbanken. In der Vorwoche machte EZB-Präsidentin Christine Lagarde den Anfang und senkte die Leitzinsen für den Euroraum um 0,25 %. Diese Woche zog die amerikanische Federal Reserve Bank nach. Fed-Präsident Jerome Powell verkündete am Mittwochabend ebenfalls eine Zinssenkung. Dass es sich dabei um einen Zinsschritt von 0,50 % handelt, kam für den einen oder anderen überraschend. Der liebe Jerome deutete zudem an, dass wir mit weiteren Zinssenkungen rechnen können.

 

Der Markt war im Vorfeld der „Notenbanken-Wochen“ sichtlich nervös, doch nach dem zweiten Espresso, den ich heute früh auf meiner Reise nach Deutschland genoss, überkam mich das Gefühl, dass nun wieder etwas Ruhe am glitschigen Börsenparkett eingekehrt ist. Diese Ruhe wird jedoch vermutlich nur von kurzer Dauer sein. Ich bin überzeugt, dass sich der Fokus vieler Marktteilnehmer langsam aber sicher immer weiter in Richtung der US-Präsidentschaftswahl verlagern wird.

 

Bevor es aber so weit ist, werfen wir noch einmal einen Blick auf die Märkte. An den Börsen ist nach wie vor Künstliche Intelligenz (KI) das Thema der Stunde. Vor allem die sogenannten Glorreichen Sieben haben in den letzten Jahren die Aktienindizes deutlich nach oben getrieben. Dazu zählen Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, NVIDIA und Tesla. Im Unterschied zur Internetblase um die Jahrtausendwende sind die aktuellen Börsenlieblinge hochprofitabel und werfen Jahr für Jahr Milliardengewinne ab. Im Jahr 2023 konnten die Glorreichen Sieben ihre Gewinne um 35 % steigern, während der Gewinn der restlichen im S&P 500 gelisteten Unternehmen um 2 % zurückging. Auch im ersten Halbjahr 2024 sieht es ähnlich aus: Während die Glorreichen Sieben ihre Gewinne erneut um 40 % steigern konnten, fiel das Gewinnwachstum der restlichen S&P 500-Unternehmen mit 3 % eher bescheiden aus.

 

Wenn man den Blick in die Zukunft richtet, könnte sich das Bild jedoch ändern. Die Goldgräberjahre der KI-Unternehmen scheinen sich langsam dem Ende zuzuneigen. Für das zweite Halbjahr 2024 wird für die Glorreichen Sieben “nur” noch ein Gewinnwachstum von 17 % prognostiziert, während für die restlichen S&P 500-Unternehmen ein Gewinnwachstum von 12 % erwartet wird. Manche der Glorreichen Sieben sind fundamental betrachtet recht “ambitioniert” bewertet. Da auch der Ausblick für den breiteren Markt vielversprechend ist, würde es mich nicht wundern, wenn der eine oder andere Investor/die eine oder andere Investorin die Gewichtungskonzentration der Glorreichen Sieben etwas zurückfährt. Immerhin machen die Glorreichen Sieben über 30 % des S&P 500 aus, während die übrigen 493 Unternehmen sich knapp 70 % des Index teilen. Allerdings möchte ich eines klarstellen: Wetten gegen die Glorreichen Sieben würde ich angesichts ihrer Stärke definitiv nicht eingehen. Damit haben sich schon einige gehörig die Finger verbrannt.

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