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6 Fakten zum Thema “E-Mobilität”

Karin Kuchler, 22. Dezember 2017
6 Fakten zum Thema "E-Mobilität" 3

Die Mobilitätswende und Elektromobilität sind derzeit in aller Munde und ein medialer Dauerbrenner. Aus gegebenem Anlass ist es also Zeit für einen kurzen Faktencheck zum Thema. Welche Vorteile und Nachteile bringt E-Mobilität mit sich? Könnte Elektromobilität eine Lösung im Kampf gegen den Klimawandel sein? Die Expertinnen und Experten des Studiengangs „Energie-, Mobilitäts- und Umweltmanagement“ klären auf.

Fakt Nr. 1: Elektromobilität als Waffe im Kampf gegen den Klimawandel

Inwiefern kann Elektromobilität zum Klimaschutz und dem Erreichen unserer Klimaziele beitragen? Gemäß einer Statistik des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2015 stammen rund 28 Prozent der Treibhausgasemissionen in Österreich aus dem Bereich Verkehr (Personenverkehr, Logistik, etc.). Private PKWs tragen besonders im urbanen Raum zu gesundheitsschädlicher Feinstaubbelastung und Stickoxidemission bei. Hier ist das Elektroauto eine sinnvolle Alternative zur Entlastung von Ballungsräumen. Sie sind im Gegensatz zu Autos mit Verbrennungsmotoren leise und emissionsfrei. Trotzdem wäre eine Pauschalierung hier trügerisch: Kein Fahrzeug ist zu 100 Prozent abgasfrei – natürlich treten auch in der Produktion von Elektroautos Emissionen und Abfallprodukte auf. Über den gesamten Produktlebenszyklus gesehen, sind Elektroautos wesentlich klimafreundlicher. Sie emittieren über ihre Lebensdauer hinweg 20 Gramm CO2 pro Personenkilometer und weisen somit eine sehr positive Ökobilanz auf. Im Gegensatz dazu emittieren Fahrzeuge welche mit Diesel oder Benzin betrieben werden bis zu 175 Gramm CO2 pro Personenkilometer.

Fakt Nr. 2: E-Mobilität erhöht den Strombedarf geringfügig

Woher kommt eigentlich der Strom für E-Mobilität? Das klassische „Tanken“ eines Autos wird in der E-Mobilität durch den Ladevorgang ersetzt. Logischerweise führt ein zunehmender Einsatz von Elektroautos auch zu einem erhöhten Strombedarf. Elektrofahrzeuge sind aber durch ihren höheren Wirkungsgrad (Anteil der zugeführten Energie, der direkt in Nutzungsenergie umgewandelt wird) energieeffizienter als Verbrennungsmotoren, dies könnte sogar zu einer Reduktion des Gesamtenergieverbrauchs führen. Angenommen, dass 10 Prozent aller PKWs mit einem Elektroantrieb ausgestatten wären, so wäre der jährliche Strombedarf nur um etwa 1,8 Prozent höher, da der Gesamtenergieverbrauch durch den Umstieg sinken würde. Kritiker sprechen immer wieder das langläufig bekannte Argument „Wenn der Strom für E-Mobilität aus konventionellen Quellen und Atomkraftwerken kommt, so ist das Argument für die E-Mobilität hinfällig“ aus. Sinnvoll wird das Konzept der Elektromobilität natürlich durch eine Verknüpfung von erneuerbarer Energie und Mobilität. Eine Förderung von E-Mobilität sollte daher mit einer Stärkung von erneuerbarer Energiegewinnung einhergehen.

Fakt Nr. 3: Elektroautos sind in der Anschaffung noch teurer

Im Vergleich zu Autos mit konventionellen Antriebssystemen ist die Anschaffung eines Elektroautos derzeit noch mit einem größeren Investitionsbetrag verbunden. Der Grund für die höheren Anschaffungskosten sind schlicht und einfach die Kosten für die Batterie. Wie bei allen Innovationen, ist auch hier zu erwarten, dass mit zunehmender Entwicklungsstufe und höherem Produktionsvolumen, die Kosten sinken werden. Außerdem ist bei Investitionen eine TCO (Total Cost of Ownership) Betrachtung empfehlenswert. Ein Elektroauto rentiert sich im Laufe einiger Jahre, da die Kosten für Wartung, Instandhaltung oder Energieversorgung wesentlich geringer sind. Ein weiterer Anreiz für den Kauf eines Elektrofahrzeuges sind Ankaufsprämien, Infrastrukturförderungen, das grüne E-Kennzeichen oder Rabatte auf Versicherungen.

Photo: FH JOANNEUM

E-Mobilität im Rahmen des Studiums testen und erleben.

Fakt Nr. 4: Österreich investiert stark in Ladeinfrastruktur

Gibt es eigentlich eine Ladestation in meiner unmittelbaren Umgebung? Diese im Alltag wesentliche Frage stellen sich Endverbraucherinnen und Endverbraucher vor der Anschaffung eines Elektroautos immer wieder. Einer der größten Kritikpunkte im Bereich der Elektromobilität ist die Reichweite der Elektroautos. Je nach Auto, Akkugröße, Wetter, Fahrstil und Strecke haben die Fahrzeuge eine realistische Reichweite bis etwa 280 Kilometer. Aus Testfahrerbefragungen weiß man auch, dass die Nutzerinnen und Nutzer von Elektroautos rasch ihren Fahrstil anpassen und somit die Reichweite gut einschätzen beziehungsweise beeinflussen können. Im Durchschnitt legen die Österreicherinnen und Österreicher eine tägliche Fahrtstrecke von ungefähr 43 Kilometer zurück. Außerdem sind vier von zehn Autofahrten kürzer als 5 Kilometer. Das bedeutet, dass man nicht andauernd auf der Suche nach Lademöglichkeiten sein muss. Trotzdem ist die Reichweite von Elektroautos im Vergleich zu konventionellen Autos wesentlich geringer – daher ist eine dichte und durchdachte Ladeinfrastruktur eine Notwendigkeit.
Wenn man mit offenen Augen durch unsere Städte und Regionen fährt, so fällt auf, dass es bereits in vielen Städten, Gemeinde und auch auf Firmengeländen Ladestationen gibt. Gemäß des Bundesverband Elektromobilität Österreich stehen momentan 1.300 öffentliche, interoperable Ladestationen zur Verfügung. Dieses Netz wird bis zum Jahr 2018 auf 2.000 Ladepunkte erweitert sein. Klar ist, dass das Netz an Ladestationen stetig wächst und in wenigen Jahren Ladestationen fixer Bestandteil unseres Verkehrssystems sein werden. Das Auffinden von Ladestationen ist durch Apps und Websites wie E-Tankstellenfinder sehr unkompliziert. Wichtig ist es zu beachten, dass die Ladegeschwindigkeit und Leistung einzelner Stationen stark variieren kann.

Fakt Nr. 5: Das Recycling von Akkus steckt noch in den Kinderschuhen

Wie bei allen neuen Technologien, gibt es auch im Bereich der E-Mobilität noch nicht vollständig gelöste Problemstellungen. Eine Problematik der nächsten Jahre wird das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien darstellen. Ein steigender Absatz von Elektroautos bedeutet langfristig auch gesteigerte Nachfrage im Bereich Entsorgung. Eine der großen Herausforderung der Entsorgungsindustrie wird das fachgerechte Recycling von sogenannten LIBs (Lithium-Ionen-Batterien) sein. Im Recyclingprozess selbst liegt der Schwerpunkt auf den kostbaren Rohstoffen Kobalt und Nickel. Eine der populärsten Recycling-Strategien ist die sogenannte Second-Life-Option. Hier dürfen Batterien, die ihre Kapazität von ungefähr 150.000 Kilometer ausgereizt haben, eine zweite Karriere als Speichermedium in der Gebäudetechnik erleben. Eine weitere Option sind „Rework-Maßnahmen“, die nur den Tausch von tatsächlich irreparablen Zellen vorsieht. Trotzdem, irgendwann ist es Zeit für die Entsorgung beziehungsweise das Recycling. Kritisch ist hier festzustellen, dass es aufgrund des geringen Bedarfs bis dato noch sehr wenige Recyclinganlagen, die das Ziel verfolgen hochwertiges Lithium zurückzugewinnen, gibt. Positiv ist anzumerken, dass die Forschung in diesem Bereich momentan massiv vorangetrieben wird.

Fakt Nr. 6: Elektroautos sind ein Schritt in Richtung „Mobilitätswende“

Eine Tatsache steht fest: Der Mobilitätssektor ist im Umbruch. Unser Mobilitätsverhalten wird sich in den nächsten Jahrzehnten stark verändern und somit auch die bevorzugten Mobilitätslösungen. Europäische Großstädte setzen verstärkt auf einen Kulturwandel und Bewusstseinsbildung im Bereich der Mobilität. Das C40 Netzwerk (Cities Climate Leadership Group), ein Zusammenschluss von 90 Großstädten, mit dem Ziel gemeinsam mehr Lebensqualität, sauberere Luft und nachhaltigere Mobilität in Megastädten zu erzielen, zeigt wie Städte durch kurze Kommunikationswege und intensive Kooperation innovative Projekte umsetzen können. Als Innovationstreiber gehören Großstädte zu den Vorreitern im Bereich Elektromobilität im öffentlichen Verkehr oder sanfter Mobilitätslösungen. Die Lösungsansätze sind hier vielfältig und reichen vom autonomen Verkehr oder Car-Sharing-Modellen bis hin zu Fahrradstrategien. Die Stadt Kopenhagen investiert beispielsweise 110 Millionen Euro in einen Cycle Superhighway. Wesentlich ist die Erkenntnis, dass sich neue Mobilitätskonzepte und eine Mobilitätswende nicht aufhalten lassen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt sich als Privatperson, Kommune oder Unternehmen über die Mobilitätslösungen der Zukunft zu informieren.

Im öffentlichen Verkehr wird bereits jeder sechster Kilometer in Österreich e-mobil zurückgelegt.
Ein Schlussgedanke zum Thema E-Mobilität

Photo: FH JOANNEUM

Theorie und Praxis verbinden.

Tipp

Am Donnerstag, den 25. Jänner 2018, zwischen 17 und 19 Uhr können Sie sich beim Infoabend am Standort Kapfenberg über unsere Studiengänge informieren.

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