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Bauen NEU denken

FH JOANNEUM, 05. März 2019
Bauen NEU denken

Konzepte für Neubauten und den Umgang mit Altbestand werden am Institut Bauplanung und Bauwirtschaft der FH JOANNEUM erarbeitet. (© FH JOANNEUM / Marion Luttenberger)

Wie Städte, Dörfer und unsere gesamte Umwelt in Zukunft aussehen, bestimmt das Bauwesen mit. Aber nicht nur Neubauten beeinflussen das Bild. Deshalb braucht ein Blick in die Zukunft des Bauens immer auch einen Schwenk auf den Altbestand.

Neu bedeutet nicht zwingend neu gebaut. Renovierung, Sanierung, Revitalisierung – im Bauwesen gibt es viele Herangehensweisen, um bestehender Bausubstanz neues Leben einzuhauchen. Die langfristigere Denkweise zeigt sich auch beim Begriff des Lebenszyklus, der immer öfter im Fokus steht. Dabei werden nicht nur Konzeption, Planung und Bau von Gebäuden beachtet, sondern auch Nutzungsphase und Rückbau oder Wiederverwendung mitgedacht.

Erbauen
Das traditionelle Bauwesen muss sich immer neuen Herausforderungen stellen: Flexibilität, Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Energieeffizienz, generationengerechtes Bauen oder Digitalisierung.

Die Ansprüche an Funktionalität und Bauqualität sollen hochgehalten werden. Wie wird das Gebäude genutzt und wie kann man auf Nutzungsänderungen reagieren? Welche Rohstoffe tragen zu einer guten Beschaffenheit des Gebäudes bei? Wie beeinflussen die Materialien das Raumklima, die Akustik oder das Tageslicht im Raum? Das alles spielt bereits in der Planung eine wesentliche Rolle. Und auch an die Bewirtschaftung des Bauwerks wird gedacht – besonders hinsichtlich der Kosten- und Umweltbelastung.

Bei Baustoffen wird an der FH JOANNEUM nicht nur in herkömmlichen Kategorien gedacht. Ein Josef Ressel Zentrum befasst sich mit einem Material, das in dieser Form im Bauwesen noch nicht häufig zum Einsatz kommt: Dünnglas mit einer maximalen Dicke von zwei Millimetern ist heutzutage bekannt beim Display von Smartphones. Darüber hinausgehend soll es für tragende Bauteile oder spezielle Fassaden zum Einsatz kommen. Bis es soweit ist, gibt es noch viel zu erforschen: die Festigkeit des Dünnglases, die ideale Zwischenschicht aus Kunststoff, die Fügetechnik oder Methoden zur Erkennung von Defekten wie Kratzern im Dünnglas.

Umbauen
Gerade in Hinblick auf die Grazer Altstadt als UNESCO-Weltkulturerbe ist es unserer Gesellschaft auch ein Anliegen, den Altbestand zu erhalten. Um die Anforderungen für die Zukunft zu erfüllen, bedarf es baulicher Veränderungen am Bestand.

Der Schlüssel: Renovierung, Sanierung, Revitalisierung – die Begriffe, die oft synonym verwendet werden, haben unterschiedliche Bedeutungen. Bei der Renovierung wird der Urzustand des Bauwerks wiederhergestellt. Bei der Sanierung wird zusätzlich modernisiert, also das Gebäude auf den neusten Stand der Technik gebracht. Bei der Revitalisierung kommt es zu einer neuen Nutzung des Bauwerks. Gemein haben die Ansätze, dass die bestehende Bausubstanz und das charakteristische Erscheinungsbild erhalten bleiben. Mit diesen Alternativen zu Neubauten befasst sich einer unserer Forschungsschwerpunkte.

Beispielhaft wurden Schulen, bei denen Modernisierungsbedarf besteht, untersucht. Die meisten Gebäude wurden in den 60er-, 70er- oder 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts erbaut und sind in ihrer Struktur ähnlich. Gemeinsam mit den Lehrerinnen, Lehrern, Schülerinnen und Schülern wurden die Anforderungen an das Schulgebäude definiert. Neben diesen sozialen Aspekten wurden auch zukünftige Nutzungsszenarien, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit sowie die Behaglichkeit und das Raumklima thematisiert. Anhand einer konkreten Schule fanden Bauteiluntersuchungen und bauphysikalische Messungen statt – ein Kriterienkatalog wurde entwickelt und unterschiedliche Varianten wurden hinsichtlich der Kosten im weiteren Lebenszyklus bewertet.

Zusammen – bauen
Unsere Intention ist es, das Bauen neu zu denken, um bei Neubauten und bei Bestandsobjekten für die Zukunft die ökologischen, soziokulturellen und wirtschaftlichen Aspekte zu berücksichtigen.

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