Ich liebe Wörter und ihre unterschiedlichen Bedeutungen. Warum Strings für mich nicht mehr nur Unterwäsche sind.
Eva studiert Informatik: Deutsch – Java. Java – Deutsch.
Eva-Maria KienzlWenn nicht mehr Italienisch, Spanisch oder Russisch die Kommunikation bestimmen, sondern SQL, Java oder HTML, ist man voll im IT-Studium angekommen. Wie bei allen neuen Sprachen gibt es auch beim Programmieren „Vokabel“ zu lernen. Einiges ist bekannten Wörtern ähnlich, anderes bekommt alternative Bedeutungen, vieles ist komplett neu. Meine Highlights:
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String – Datentyp statt Unterwäsche: Erste Programmiervorlesung – erstes Wort, bei dem ich gelächelt habe. Nicht, weil ich übermäßig kindisch bin, sondern weil bei der leichten Überforderung rund um unglaublich viele neue Begriffe zumindest ein bekanntes Wort in den Unterlagen zu finden war. Neben primären Datentypen wie Integer aka Ganzzahlen oder Boolean alias Wahrheitswerte gibt es auch Strings. Dabei handelt es sich aus technischer Sicht in der Programmiersprache Java zwar um ein Objekt, aber auch hier werden Daten gespeichert. Ein String beinhaltet eine Sequenz von Symbolen – also Buchstaben, Zahlen oder Sonderzeichen. Das Wort „String“ kann man entweder aus primitiven einzelnen „chars“ – also Buchstaben – bilden oder gesammelt als String abspeichern. Der Vorteil eines Strings: Kommt die Symbolfolge öfter vor, muss sie nicht immer neu gebildet werden.
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Schleife – Kontrollstruktur statt Accessoire: Wir bleiben bei der Programmiersprache Java und schon wieder geht es bei der ursprünglichen Bedeutung um Kleidung – ich bin mir nicht ganz sicher, was das über mich aussagt. Vielleicht hätte ich doch die Modeschule besuchen sollen? Aber dafür liebe ich meine wöchentlichen Rätsel beim Schreiben neuer Programme viel zu sehr. Zurück zum Thema: Um einen Teil des Programmcodes immer wieder auszuführen, bis zum Beispiel eine Variable einen bestimmten Wert hat, braucht es Schleifen. Ein Beispiel: Wir spielen zu zweit abwechselnd ein Spiel – so lange, bis jemand gewonnen hat. Das kann man mithilfe einer Boolean-Variable realisieren. So lange es keine Gewinnerin oder keinen Gewinner gibt, ist die Boolean-Variable false und es ist immer die andere Person am Zug. Ändert sich der Wert zu true, weil es eine Siegerin oder einen Sieger gibt, springen wir aus der Schleife heraus. Das Spiel ist aus. Es gibt keinen weiteren Zug.
So wie es im echten Leben Haarschleifen oder Schleifen für Hemden und Blusen gibt, trägt auch Java unterschiedliche Schleifen: while, do while oder – mein absoluter Liebling – die for-Schleife. Je nachdem, wann die Variable überprüft wird oder ob es eine sogenannte Laufvariable gibt, die bei jedem Durchgang ihren Wert verändert, wählt man aus, was einem gefällt. Schleifen sind also auch hier eine Stylingfrage, aber irgendwie doch anders. -
Zeichensetzung – der alte Feind: Ich bin mir ziemlich sicher, dass in diesem Blogbeitrag zumindest ein Beistrichfehler enthalten ist. Falls nicht, ist das meiner großartigen Kollegin geschuldet, die den Beitrag korrigiert hat. Während es beim Texten bei mir oft mit Zeichen und ihrer Verwendung hapert, kann ein fehlender Strichpunkt das ganze Programm killen. Die Zeichen |, ~, &, >, <, = oder ; verwende ich regelmäßig und zwar wild kombiniert. Beim Einsatz der Symbole wird man als Programmiererin spätestens dann sensibel, wenn ein fehlendes = eine Stunde der eigenen Lebenszeit kostet. So ist das passiert: == ist ein Vergleichsoperator. Es wird dabei abgefragt, ob der Wert links dem Wert rechts der beiden =-Zeichen entspricht – also zum Beispiel bei x == 5 die Variable x den Wert 5 hat. Das macht man oft bei Schleifen. Ich habe allerdings statt einem Vergleich nur ein einfaches = verwendet, also der Variable einen neuen Wert zugewiesen. Nicht nur, dass ich den Fehler ewig gesucht habe, ich habe mich auch gefragt, wieso der Wert meiner Variable plötzlich anders ist – das war ziemlich dumm von mir. Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich.
Unterschiedliche Sprachen
Ich habe mich in meinem ersten Studium intensiv mit Kommunikation auseinandergesetzt. Sprachen kommen auch jetzt nicht zu kurz: Wir haben uns in Grundlagen der Informatik im ersten Semester beispielsweise mit Grammatik auseinandergesetzt. Die ersten drei Minuten habe ich mich auf diesem Gebiet sicher gefühlt. Spätestens als von der Sprachhierarchie nach Chomsky und unterschiedlichen Grammatiken die Rede war, war ich raus. Ich bin zu oft schon mit Deutsch überfordert und da habe ich es nur mit einer Grammatik zu tun. Wer lernen möchte, was es mit den unterschiedlichen Grammatiken, Automaten und regulären Ausdrücken auf sich hat, muss bitte googeln oder noch besser mein Studium beginnen. Das Wissen hat die vorlesungsfreie Zeit im Februar nämlich leider nicht überdauert – shame on me. Anders ist es beim EVA-Prinzip: Das mag ich nicht nur, weil es einen sehr schönen Namen hat, sondern auch, weil es die Datenverarbeitung eines Rechners beschreibt: ganz strikt geregelt nach den drei Schritten Eingabe, Verarbeitung und Ausgabe.
Für diesen Blogbeitrag habe ich auch meine Studienkolleginnen und -kollegen nach Wörtern gefragt, die unser Studium beschreiben. Da gab es einerseits die Antworten zum Studium und der Organisationsform, wie zukunftsweisend, dual, Schnittstelle der Bildung & Wirtschaft oder vereint. Hier fällt mir gerade auf, dass ich noch nie genau erläutert habe, was ich eigentlich studiere. Das werde ich in einem der kommenden Beiträge nachholen. Andererseits waren Begriffe dabei, die wir oft gehört haben, wie Melting Pot Silicon Valley aus den Englischstunden, Prozessor, fundamental oder Rekursivität – das Letztgenannte scheint das Allzweck-IT-Wort schlechthin zu sein.
Geschmunzelt habe ich über ArrayOutOfBoundsException und NullPointerException sowie alle möglichen Abwandlungen darüber. Diese Fehlermeldungen kann ein laufendes Programm auswerfen, wenn man nicht ganz sauber programmiert hat – sie bedeuten viel Arbeit und sind daher nicht sonderlich beliebt. Auch der Vorname unseres „Lieblingsvortragenden“ aus dem ersten Semester war dabei. Mit Programmer und Developer sind auch Berufsbezeichnungen genannt worden, auf die wir zuarbeiten. Was mir sehr gefallen hat, sind die Campus-Nomaden – damit kann ich mich sehr gut identifizieren. Gerade jetzt im Frühjahr, wenn jede Minute der Pause in der Sonne verbracht wird. Urlaub gibt es jetzt ja länger nicht, aber um es in den Worten eines Studienkollegen zu sagen: Java ist eben auch nur eine Insel. Oder eine neue Sprache.
Eine lustige Geschichte zum Abschluss: Eine Vortragende hat uns bei der Prüfungsvorbereitung explizit darauf hingewiesen, dass wir die Angaben genau lesen sollen. Weil ich es gerade verwendet habe: Explizit und implizit sind auch zwei Wörter, die ich ständig höre. Gefühlt kann in Java alles auf die eine oder andere Art funktionieren. Egal ob Typzuweisung, wenn ein Variablentyp verändert wird oder etwas importiert wird. Aber zurück zur Prüfung: Die richtigen Grundprinzipien der objektorientierten Programmierung waren bei einer Multiple-Choice-Frage anzukreuzen: Neben Abstraktion, Datenkapselung und Vererbung ist anstelle der vierten richtigen Antwort, Polymorphie, Polygamie dort gestanden. Der Prozentsatz der Studierenden, die das angekreuzt haben, ist beschämend hoch. Aber wir haben in den vergangenen Monaten viel zu viele „Vokabel“ gelernt als dass auf diesen kleinen Unterschied Rücksicht genommen werden kann.
Tipp
Mein Name ist Eva und ich berichte in meiner Blogreihe über mein „Mobile Software Development“-Studium. Wer sich auch mit Sprache, IT oder etwas ganz Anderem auseinandersetzen möchte, kann bei Open House alle Fragen rund um die unterschiedlichen Studiengänge stellen. Ich werde sowohl in Graz am 16. März 2019 als auch in Kapfenberg am 22. März 2019 dabei sein.