Herzlich Willkommen zum zwölften Teil der Beitragsreihe von joanneum racing graz. Trotz der gegenwärtig schwierigen Situation rund um den neuerlichen COVID-Lockdown in Österreich stehen die Maschinen im Rennstall der FH JOANNEUM nicht still. Unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften versteht sich.
Boxenstopp bei joanneum racing graz 2.0 #12: Zwischen Homeoffice und der Jungfernfahrt
Michael Rothschädl, 17. November 2020Es ist ein einigermaßen skurriles Bild, das sich in diesen Tagen auf den Gängen der FH JOANNEUM bietet. Verwaiste Gänge, dunkle Säle und menschenleere Räume prägen das sonst so belebte Gebäude in der Alten Poststraße in Graz. Lediglich in der Race Control, dem Headquarter des studentischen Motorsportvereins joanneum racing graz, sind dieser Tage Menschen anzutreffen, wenngleich auch dieser Raum nur spärlich gefüllt ist.
„Auch wenn wir die Berechtigung haben, mit insgesamt 15 Leuten in der Werkstätte und im Race-Control zu arbeiten, steht für uns Social Distancing an oberster Stelle. Wir versuchen, so weit es geht im Homeoffice zu arbeiten, in der Werkstätte wird derzeit nur das Nötigste erledigt“, erklärt Sushama Chander, die im Büro noch einige Absprachen mit Teammitgliedern hält.
Dafür hat das Racing Team an der FH JOANNEUM einen eigenen MS Teams-Channel eingerichtet, der als virtuelle Race Control fungiert und ein Kommunikationsrohr für alle Teammitglieder darstellt. Der Austausch untereinander ist in diesen Tagen besonders wichtig, da sich das Team gerade mitten in der Design-Phase des jr22 befindet, jenes Boliden, der im Sommer 2022 als erster vollelektrischer Rennwagen bei den Bewerben starten soll.
„Wir arbeiten interdisziplinär. Derzeit gilt es, alle neu benötigten Komponenten zu konstruieren, optimal zu positionieren und die Anbindungspunkte festzulegen. Die Baugruppen arbeiten hier Hand in Hand, um den elektrischen Antriebsstrang in das Fahrzeug zu implementieren und den besten Kompromiss aus Leistung, aerodynamischer Effizienz und mechanischem Grip zu finden“, erklärt Georg Gursch, technischer Leiter des EV.
Mit dem jr21 auf „sehr gutem Weg“
Deutlich weiter ist hingegen der jr21, welcher erst vor wenigen Wochen seine Jungfernfahrt geben konnte. „Normalerweise präsentieren wir unsere Boliden in einem feierlichen Roll-Out, der aktuellen Situation geschuldet haben wir es heuer aber beim Sponsors Day gemacht und unseren treuen Unterstützern damit eine große Überraschung gemacht“, so die Teamleiterin. Vor allem das neue Design – seit langem erstrahlt ein Bolide aus dem Rennstall der FH JOANNEUM wieder im schwarzen Design – habe bei den Sponsoren Eindruck hinterlassen. Außerdem gab es eine erste Show-Fahrt des brandneuen Boliden, der im kommenden Sommer um die begehrten Bewerbssiege mitfahren soll.
Das erste Feedback der Fahrer sei laut Sushama mehr als zufriedenstellend: „Der Bolide muss noch ausgiebig getestet werden, aber das Fahrgefühl ist gut“, so Felix Stocker, einer der Fahrer von joanneum racing graz. Während die meisten technischen Details des Boliden noch der Geheimhaltung unterliegen, kann Sushama bereits verraten, dass ein großes Ziel – das Gewicht nämlich auf unter 185 Kilogramm zu reduzieren – immer realistischer werde: „Es fehlen zwar noch einige Teile, wie ein neuer, leichterer Sitz und diverse Feinheiten, aber wir sind auf einem sehr guten Weg.“
Photo: joanneum racing graz
Beim Sponsors Day wurden auch die älteren Boliden von joanneum racing graz zur Schau gestellt.
Bis März 2021 liegt zwar die Testphase wetterbedingt auf Eis, dennoch wird weiterhin fieberhaft an der Verbesserung des Boliden gearbeitet. So wurden etwa die Aero-Testwerte, welche im Zuge der bisherigen Testfahrten aggregiert werden konnten, mit den Simulationswerten validiert, außerdem werden am Motorenprüfstand die Leistungs- und Kraftstoffwerte angepasst.
Das Ziel: „Wir wollen noch mehr Leistung aus unserem Motor rausholen und gleichzeitig weniger Verbrauch erzielen“, erklärt Sushama, die froh ist, auch während eines neuerlichen Lockdowns nicht gänzlich auf die Arbeit am Boliden verzichten zu müssen. „Wir sind weiterhin voll im Zeitplan.“
Dieser ist aktuell sehr dicht gesteckt: „Jede Woche findet ein Design-Wochenende für den jr22 statt, wo das gesamte Team von Freitagnachmittag bis Sonntagabend an dem ersten Elektroboliden tüftelt. Dies sei bereits 2 Jahre vor den Bewerben nötig um die hochgesteckten Ziele für die erste Elektro Saison erreichen zu können. Nebenbei arbeitet ein Teil des Teams eifrig daran, potentielle Problemstellen am jr21 zu beheben und das gesamte Verbesserungspotential auszuschöpfen“, erklärt die Teamleaderin. „Und dabei haben wir natürlich auch stets den Social-Distancing-Gedanken im Kopf.“
Mitte Dezember geht es mit dem nächsten Boxenstopp-Beitrag von joanneum racing graz weiter. Hier finden Sie eine Übersicht aller vergangenen Beiträge aus der Boxenstopp-Blogreihe von joanneum racing graz.