Der Mensch im Mittelpunkt von Interface Design 2

Der Mensch im Mittelpunkt von Interface Design

Martin Prettenthaler, Michael Lanz & Franziska Schenner,

In seinem Vortrag „Erlebnis Interface“, den er am 8. Juni 2017 an der FH JOANNEUM hielt, machte Werner Spicka von designaffairs München den Titel zum Programm. Er gab Einblicke in seine Arbeitswelt als Designer und erklärte, dass ein achtjähriges Kind ein Interface genau so leicht bedienen können muss wie 80-jährige Personen.

In München leitet Werner Spicka ein multidisziplinäres Team von Designerinnen und Designern, deren Fokus auf dem Faktor Mensch liegt. Darum spricht er bewusst nicht von „User Centered Design“, sondern rückt mit dem Ausdruck „Human Centered Design“ den Menschen mit all seinen sinnlichen Wahrnehmungen in den Mittelpunkt.

Selbst Toaster brauchen Design

Erfahrene Spezialistinnen und Spezialisten aus unterschiedlichen Bereichen generieren User Interfaces (UI) und User Experiences (UX). Ziel ist es, die analogen und digitalen Schnittstellen eines Produktes zu einer sinnlichen Gesamterfahrung zu verschmelzen. Die Tatsache, dass schon einfache Küchengeräte wie Toaster mit Touch Panel ausgestattet sind, erhöht den Bedarf an qualifizierten User Interface Designerinnen und Designern. Darum ist es nicht verwunderlich, dass im Headquarter von designaffairs in München mittlerweile mehr von ihnen arbeiten als klassische Industrial Designerinnen und Designer.

Userinnen und User im Fokus

Unter „User Experience“ versteht Werner Spicka das ganze Erlebnis eines Produktes. Also alles, womit die Nutzerin beziehungsweise der Nutzer bei der Verwendung des Produktes in Berührung kommt. Das schließt nicht nur ein, wie das Produkt bedient wird, sondern auch die Verpackung und die Entsorgung. Für Smartphones hat designaffairs das Tool „Holistic User Experience“, kurz HUX, entwickelt. Damit können Userinnen und User ein Produkt neutral bewerten. Die Ergebnisse zeigen, welche Produktfaktoren verbessert werden müssen, um die User Experience zu optimieren.

Tools zur Verbesserung von Design

„Design Style Observation“ nennt sich ein weiteres von designaffairs entwickeltes Tool. Dieses analysiert und dokumentiert verschiedene gängige Designstile für Produkte und Interfaces. „SimuPro“ ist ein Tool, das mithilfe eines semantischen Differentials Marken, Produkte sowie die Selbstwahrnehmung von Zielgruppen auf Ebene der Wertewahrnehmung misst. Damit wurden verschiedene Designstile bereits mit mehr als 4.000 Personen weltweit empirisch untersucht. Auf Basis der Ergebnisse lassen sich die Designstile Markenprofilen zuordnen. So können die entsprechend gestalteten Produkte die Markenwahrnehmung optimal stützen.

Von acht bis achzig

Wie viele Tasten braucht eine Hardware? Welche einschränkenden Elemente oder Normen müssen berücksichtigt werden? Das sind Fragen, die erst durch Zusammenarbeit von Produktdesignerinnen und Produktdesignern sowie Interaction Designerinnen und Designern zu einem innovativen Produkt führen. Die Herausforderung bei der Gestaltung von Interfaces, so Werner Spicka, liegt darin, dass ein achtjähriges Kind es genauso bedienen können soll wie eine 80-jährige Person.

Investition zu Innovation

In der Produktentwicklung sieht Werner Spicka drei zentrale Trends: Digitalisierung, Konnektivität und Vereinfachung. Für Produktdesignerinnen und Produktdesigner liegt das Geheimnis in der Verschmelzung tief verankerter analoger Handlungen und neuer digitaler Inhalte. Für Kundinnen und Kunden bedeutet die Investition in UI und UX das Generieren neuer Geschäftsfelder und ein Vorantreiben von Innovation.

Ein Ausblick in die Zukunft

Am Beispiel der MAN Bus & Truck AG und Mercedes erläuterte Werner Spicka den Studierenden wie Innovationen innerhalb eines Unternehmens vorgestellt werden können und welche große Rolle dabei multimediale Inszenierungen spielen, die von UI und UX Designerinnen und Designern gestaltet werden. In der abschließenden Diskussion mit den Studierenden ging der Vortragende auf das vermehrte Zusammenwachsen von Industrial und Interaction Design ein und erörterte mit ihnen gemeinsam, wie sich künstliche Intelligenz auf Consumer Products und Automated Driving auswirken und so zu einem neuen Fachgebiet für die Studierenden werden könnte.