„Architektur“-Absolvent Thomas Grundner und „Ausstellungsdesign“-Absolventin Sonya Ivanova haben sich zusammengesetzt, um sich mit einem besonderen Projekt auseinanderzusetzen: Sie haben einen Pavillon für die Expo 2020 in Dubai entworfen. Jetzt hoffen die beiden, dass ihre Idee eines nachhaltigen Ausstellungsbaus umgesetzt wird.
Nachhaltigkeit, Design und Begegnung – ein Balanceakt
Thomas Grundner und Sonya Ivanova, 19. Oktober 2016Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, unsere beiden Spezialisierungen Architektur und Ausstellungsdesign zusammenzuführen und etwas zu kreieren, das viele Menschen erreichen und einen Mehrwert für unsere sich rapide weiterentwickelnde Welt schaffen kann.
Erfolge erhoffen wir uns vor allem durch die Aufklärung von Menschen zum Thema Nachhaltigkeit und den Ersatz herkömmlicher Systeme in der Architektur durch nachhaltige Alternativen. Das Ergebnis ist ein Österreichpavillon für die Weltausstellung 2020 in Dubai in dem Architektur und Ausstellungsdesign verschmelzen, um die BesucherInnen auf faszinierende Weise zu nachhaltigem Handeln zu inspirieren. Unser Entwurf erhielt bis jetzt einiges an Aufmerksamkeit nicht nur durch das Design, sondern auch durch die Verwendung natürlicher Materialien sowie durch die Anwendung ressourcenschonender Technologien.
Wir lieben Vielfalt
Expos werden von Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen besucht. Wir lieben diese Vielfalt. Leider kommen die Expo-BesucherInnen nur selten miteinander in Kontakt. In unserer Ausstellung wird versucht, BesucherInnen auf spielerische Weise zum Interagieren anzuregen und so ein Gefühl der Gemeinschaft zu schaffen.
Die Architektur sieht vor, dass der Pavillon mit ressourcenschonenden Technologien großteils energieautark betrieben werden kann. Auch möchten wir oft verwendete Baustoffe wie Beton und Stahl durch natürliche Alternativen ersetzen. Das schaffen wir zum Beispiel durch die Einbindung von Hartholz, Rinde und Sand in die Konstruktion. Einige der Technologien, die wir verwenden wollen, befinden sich zurzeit in Entwicklung und würden durch eine Verwendung im Pavillon erstmalig einem breiten Publikum vorgestellt werden.
Herzstück Pavillon
Die Balance Zone ist das Herzstück des Pavillons und die Essenz der Ausstellung. Beim Betreten des Pavillons nicht sichtbar, wird sie beim Fortschreiten durch die Ausstellung immer weiter enthüllt. Nachdem die BesucherInnen die Zonen „Society“, „Economy“ und „Environment“ passierten und hier über die Aspekte der Nachhaltigkeit lernten, können sie in der Balance Zone erfahren, was nachhaltiges Handeln wirklich heißt: Soziales, Ökonomie und Ökologie ins Gleichgewicht zu bringen.
Eine große, von den Besucherinnen und Besuchern gleichzeitig betretene Balanceplattform erkennt, im Bereich welcher Zone sich die Mehrzahl der BesucherInnen befindet. Mit Projektionen, Licht- und Soundeffekten wird gezeigt, wie sich ein Ungleichgewicht auf die einzelnen Bereiche auswirkt. Steht zum Beispiel eine Mehrzahl von Besucherinnen und Besuchern auf der „Economy“-Zone sieht man, wie sich Geld und Wohlstand vermehren, die Natur und das Soziale jedoch verkommen. Ziel ist es, gemeinsam das System in Gleichgewicht zu bringen.
Herausforderungen und Besonderheiten des Projekts
Nach unserem Besuch der Expo in Mailand und einer mehrmonatigen Grundlagenermittlung fanden wir uns mit einer unglaublichen Fülle an Informationen und Eindrücken konfrontiert. Hieraus ein stimmiges Konzept zu entwickeln, das unseren Anforderungen genügte, war die größte Herausforderung. Als wir das letztendlich geschafft hatten, entwickelte sich das Projekt sehr schnell.
Auf jeden Fall hat uns die Zusammenarbeit am meisten Spaß gemacht. Nicht nur untereinander sondern auch mit unserem sehr inspirierenden BetreuerInnenteam Thomas Zach und Alice Stori Liechtenstein. Es war eine Freude, auf unserer Reise nach Mailand von vielen interessanten Menschen aus unterschiedlichen Kulturen Neues zu lernen.
Die Idee und die drei Säulen der Nachhaltigkeit
Zur Ideenfindung haben wir in zwei Entwurfstagen hunderte Skizzen gemacht, sie an den Wänden unserer Wohnung aufgehängt und nach und nach die besten herausgefiltert. Im nächsten Schritt wurden alle übrig gebliebenen Skizzen im Detail betrachtet, weiterentwickelt und danach der beste Entwurf ausgewählt. Sobald das geschehen war, wurde das Design stetig verfeinert. Mithilfe der Planungssoftware Revit konnten wir die Struktur im Dreidimensionalen virtuell erfahren und bis zur fertigen Form verbessern.
In Bezug auf Nachhaltigkeit ist es wichtig zu wissen, dass es wie bei den meisten Bauprojekten ökologisch nachhaltiger wäre, gar nicht zu bauen. Jedoch werden Architektinnen, Architekten oder DesignerInnen in diese Entscheidungen meist nicht eingebunden. Vor diesem Hintergrund denken wir, dass unser ressourcenschonend geplanter Pavillon weniger ökologische Entwürfe ersetzen und dadurch einen positiven Beitrag leisten kann.
Soziale Nachhaltigkeit versuchen wir durch unser Bestreben, Menschen verschiedener Kulturen zusammenzubringen, zu erreichen. Auch können viele bereits erprobte soziale Maßnahmen im Zuge des Projekts Österreichs Expo-Auftritt nachhaltiger machen.
Und zur ökonomischen Nachhaltigkeit ist zu sagen, dass obwohl der Bau des Pavillons viele finanzielle Ressourcen in Anspruch nehmen würde, damit trotzdem beträchtlicher wirtschaftlicher Nutzen kreiert werden kann. Als zweitgrößter Holzexporteur der Welt könnte Österreich von einer vermehrten globalen Verbreitung der Holzbauweise inspiriert durch das Projekt profitieren.
Stichwort Expo 2020
Hier gibt es leider noch viele Unklarheiten. Um für die Planung beauftragt zu werden, muss ein Architekturwettbewerb mit circa 100 teilnehmenden Architekturbüros gewonnen werden. Auch können bei unserem Entwurf noch Adaptionen notwendig werden, sollte das von Österreich gemietete Grundstück stark von dem von uns anhand des Expo-Masterplans hergeleiteten abweichen.
Selbst wenn unser Entwurf am Ende nicht ausgewählt wird, hoffen wir, dass durch seine frühe Veröffentlichung Teile der Architektenschaft zu nachhaltigen Entwürfen inspiriert werden.