Jedes Jahr können die Studierenden der FH JOANNEUM ihre Lehrenden für die Teaching Awards nominieren. Sechs von ihnen wurden am 15. Dezember 2021 für ihre Konzepte ausgezeichnet. Der Teaching Award Plus ging dieses Jahr an vier Lehrende. Die Preisträger:innen stellen sich in einem Kurzinterview vor und erklären, wie sie ihre Studierenden in Zeiten der Pandemie begeistern und motivieren konnten.
Teaching Awards 2021 – erfolgreich Lehren in turbulenten Zeiten
Jasmin Hebenstreit, 15. Dezember 2021Photo: FH JOANNEUM / Privat
Ulrike Donner
Bachelorstudiengang „Ergotherapie“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Gelungene Lehre ist für mich ein ausgewogener Mix aus „Altbewährtem“ wie z.B. das Aufzeigen von Sinn, transparentes Strukturieren, Storytelling… plus eine große Portion Mut und Engagement zu kreativen und lustbetonten Techniken, die Spaß machen und in Erinnerung bleiben. Lehrende leben Wertschätzung, sind authentisch, klar, bleiben neugierig und dürfen auch von Studierenden lernen.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Der Schlüssel liegt meiner Ansicht nach in der Liebe und Begeisterung für die Lehre und Lehrinhalte an sich. Ganz nach Augustinus Aurelius: „Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen.“
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Als Lehrende verstehe ich mich als verlässliche Wegbegleiterin durch Höhen UND Tiefen eines Studiums. Das ist in Zeiten wie diesen wichtiger denn je. Das eigene Bemühen, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Wertschätzung, Respekt und Anerkennung innerhalb der eigenen Lehrtätigkeit tatsächlich mit Leben zu erfüllen und nicht nur als „Nice-to-have“ anzusehen, erachte ich hierbei als wesentlich.
Photo: FH JOANNEUM / Privat
Michael Georg Grasser
Bachelorstudiengang „Industrial Management“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Erzeugung von Inspiration und Faszination für ein Fachgebiet sowie dessen nachhaltige persönliche Verankerung in Wissen und Erfahrung zeichnet für mich ausgezeichnete Lehre aus. Als Basis dient die Vermittlung fundierter Grundlagen gekoppelt mit praxisrelevanten Erfahrungen, um die Themengebiete holistisch erfassbar zu machen. Insbesondere ist für mich die Integration von Studierenden – mit deren Wissen, Meinungen und Erfahrungen – in den Lehr- und Lernprozess relevant.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Begeisterung ist für mich Enthusiasmus und Leidenschaft aller Studierenden, sich mit einem Fachgebiet näher beschäftigen zu wollen. Ein Ziel ist die Schaffung der geeigneten Lehr- und Lernumgebung, in der mit wertschätzendem Umgang das Fachwissen zu Beginn nivelliert wird, um eine homogene Basis für aufbauende Themen zu schaffen. Ein weiteres Ziel ist die praktische Anknüpfung der Lehrinhalte an das gewünschte Jobprofil.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Durch offene, ehrliche und wechselseitige Kommunikation sowie der Erfüllung von Kompetenz- und Integritätserwartungen kann Vertrauen und Orientierung aufgebaut und gestärkt werden. Neben dem Vertrauen in mich als Lehrperson, ist mir das Vertrauen der Studierenden in sich selbst besonders wichtig. Sie müssen fühlen, dass ein Fachgebiet inhaltlich verständlich und durchdringbar ist sowie eine Unterstützung auch abseits der Präsenzlehre gegeben ist, um Ihre Lernziele zu erreichen.
Photo: FH JOANNEUM / Privat
Karin Kuchler
Masterstudiengang „Energy and Transport Management“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Ausgezeichnete Lehre soll Studierende begeistern, inspirieren und auf ihre berufliche Zukunft in einer komplexen Welt vorbereiten. Dieser Anspruch ist nicht immer leicht zu verwirklichen. Oftmals hilft das Zusammenspiel erprobter didaktischer Konzepte in Kombination mit innovativen Ansätzen. Abgesehen davon gilt besonders in der Lehre „Communication is key“!
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Begeisterung wirkt ansteckend. Ich unterrichte wahnsinnig gerne und bin überzeugt, dass Authentizität und Leidenschaft für die „Sache“ bei Studierenden eine positive Reaktion auslösen. Ich bin von meinen Fachbereichen „Nachhaltiges Wirtschaften“ und „Strategic Management“ begeistert und versuche diesen Funken in meinen Lehrveranstaltungen weiterzugeben.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Gerade in Zeiten wie diesen, benötigt jede:r von uns Orientierungspunkte, um gut durch den Alltag zu kommen. In der Zusammenarbeit mit Studierenden sind drei Aspekte immer wichtig: Authentizität, Ehrlichkeit und Humor. Besonders in der Online-Lehre helfen kleine Rituale der Online-Sozialisation, um die Distanz zu reduzieren und Vertrauen aufzubauen. Aufwärmübungen, wie beispielsweise eine „Frage des Tages“, erlauben es, gemeinsam in den Tag zu starten und sich entspannt miteinander auszutauschen.
Photo: FH JOANNEUM / Privat
Patrick Lampl
Bachelorstudiengang „Elektronik und Computer Engineering“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Drei Dinge sind essenziell: die Vorbereitung, die Vorbereitung und vor allem die Vorbereitung.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht mal sicher, ob ich auch nur einen Bruchteil der Studierenden begeistern kann. Ich denke, jede:r gestaltet seine Lehre so, wie es ihr:ihm selbst gefallen würde. Mir gefällt vor allem der Moment des Verstehens von Zusammenhängen, dabei spielt der Inhalt keine Rolle. Mein Erklär-Ansatz ist natürlich stets ein naturwissenschaftlich/technischer und wenn Theorie und Übung wirklich gut aufeinander abgestimmt sind, dann führt das bei den Teilnehmer:innen schon oft zu dem einen oder anderen „Aha-Erlebnis“.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Durch klare Kommunikation, klar dokumentierte Arbeitsaufträge, hohe Flexibilität beim Wechsel zwischen Online-Lehre und Präsenz, durch Einbeziehung der Teilnehmer:innen in organisatorischen Entscheidungen und natürlich durch aktives Einholen von anonymem Feedback zusätzlich zum normalen Evaluierungsangebot.
Photo: FH JOANNEUM / Privat
Gernot Reishofer
Bachelorstudiengang „Radiologietechnologie“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Ausgezeichnete Lehre hat viele Erfolgsfaktoren. Dazu zählen die Begeisterung für das Fach, die Fähigkeit, komplizierte Zusammenhänge verständlich darstellen zu können und die richtige Einschätzung, wo die Studierenden abzuholen sind. Die Wahl der geeigneten didaktischen Methoden ist ein weiterer Punkt, wie der Unterricht spannend und abwechslungsreich gestaltet werden kann. Für mich persönlich ist es wichtig, den Studierenden auf Augenhöhe zu begegnen und einen respektvollen und humorvollen Umgang zu pflegen.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Wenn man sein eigenes Forschungsfeld spannend findet, überträgt sich die Begeisterung leicht auf die Studierenden. Querverweise auf Beispiele aus der Praxis machen einen Unterricht spannend und helfen, schon früh ein richtiges Berufsbild zu generieren. Auch mal angrenzende Themen, abseits des Unterrichtsstoffs zu diskutieren, weckt in den Studierenden Begeisterung für das Fach.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Es ist wichtig, über Kommunikation eine Vertrauensbasis zwischen Lehrenden und Lernenden herzustellen. Wenn Studierende das Gefühl haben, sie können sich mit jeder Frage offen an uns Lehrende wenden, schafft das Vertrauen. Gerade in unsteten Zeiten sind Stabilität und Kontinuität wichtige Faktoren, die gerade zu Studienbeginn Orientierung geben.
Photo: FH JOANNEUM / Privat
Egon Teiniker
Masterstudiengang „System Test Engineering“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Der Bezug zur Praxis sollte bei einer guten Lehre im Vordergrund stehen. Ein induktiver Ansatz, bei dem von konkreten Beispielen ausgegangen und daraus schrittweise die zugrundeliegende Theorie herausgearbeitet wird, eignet sich dafür besonders gut. Eine gute Lehre setzt umfangreiche Lernunterlagen voraus, die das selbstgesteuerte Lernen unterstützen.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Die eigene Freude am Unterrichten steckt die Studierenden an. Experimentelles Lernen öffnet einen Raum für kreatives Denken und kritisches Hinterfragen. So entstehen neue Fragestellungen, die gemeinsam untersucht, diskutiert und beantwortet werden können. Die Lösung konkreter Problemstellungen und der Vergleich von unterschiedlichen Herangehensweisen begeistern immer wieder aufs Neue.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Vertrauen und Orientierung entstehen durch intrinsische Motivation der Studierenden. Man muss eine Lernumgebung schaffen, in der Studierende ortsunabhängig und selbstgesteuert lernen können. Die Digitalisierung gibt uns viele Möglichkeiten in die Hand, mit denen wir den Lernprozess von Ort und Zeit entkoppeln können. Gut aufbereitete Lernunterlagen zeigen den Studierenden den Weg, regelmäßiges Feedback über ihren Fortschritt regeln die Geschwindigkeit des Lernens und geben Vertrauen in ihre eigene Kompetenz.
Photo: FH JOANNEUM / Privat
Teaching Award Plus
Sebastian Dennerlein vom Masterlehrgang „Medienkompetenz und Digital Literacy“, Robert Gutounig vom Masterstudiengang „Content Strategy“, Helmut Ritschl vom Bachelorstudiengang „Radiologietechnologie“, Christof Wolf-Brenner vom Bachelorstudiengang „Bank- und Versicherungswirtschaft“
Das Team der vier Lehrenden wurde mit dem Teaching Award Plus ausgezeichnet.
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Ausgezeichnete Lehre ist immer ein Zusammenspiel vieler Faktoren: Struktur, Inhalt und Präsentation verbunden mit klaren Lehr- und Lernzielen. Dazu kommen Aspekte wie Interaktivität und ein Klima der Kollegialität. Die Studierenden sollten dabei möglichst stark eingebunden werden.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Wir versuchen sie mittels Storytelling, neuen Herangehensweisen bzw. auch Perspektivenwechseln und offenen Diskussionen für die Inhalte zu begeistern. Praxisnähe und die Möglichkeit der Anwendung im eigenen Arbeits- bzw. Interessenskontext spielen dabei eine große Rolle. Der didaktische Fokus liegt dabei auf Diskussionen, Gruppenarbeiten und Peer-Review. Diese Elemente gewinnen im Zeitalter der Online-Lehre zusätzlich an Bedeutung und werden durch Audience Interaction Tools, Collaborative Whiteboards, etc. gut unterstützt.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Verlässliche und zeitnahe Kommunikation, Feedback und Eingehen auf die Lebensumstände der Studierenden können vertrauensbildend wirken. Auch zu versuchen trotz der manchmal unübersichtlichen Lage klare Informationen zu liefern. Es ist andererseits auch wichtig, den Studierenden das Maß an Autonomie zu geben, das es ihnen ermöglicht, ihren Lernfortschritt und somit ihren Lernerfolg auch zu einem guten Stück selbst zu meistern. Social Collaboration Tools haben gerade in der Pandemie gezeigt, dass sie Prozesse, wie den Lehrbetrieb, aufrechterhalten können und sie sind auch dazu geeignet, die klassischen Hierarchien des Klassenraums abzuflachen.
Info zum Konzept
Fragestellungen hinsichtlich sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit spielen bei der Entwicklung von Systemen eine immer größere Rolle. Interdisziplinäre Reflexionsprozesse sind ein geeignetes Mittel, um die potenziellen Auswirkungen von komplexen technischen Systemen zu analysieren. Reflexionskompetenz muss aber oft erst aufgebaut und trainiert werden. Wo geht das besser als in der Hochschulausbildung? So wird eine informierte Gesellschaft aufgebaut, die sich auch sinnvoll in den Diskurs über die eigene Zukunft einbringen und auch informiert mitentscheiden kann.