Konstruktionsprinzipien für Anwendungen von Dünnglas im Bauwesen
Gläser mit einer Dicke von maximal 2 mm werden als Dünnglas bezeichnet, es besteht üblicherweise aus Kalk-Natron-Glas oder Aluminium-Silikat-Glas. Dünnglas zeigt ein völlig neues Baustoffverhalten unter anderem mit extrem hoher Flexibilität gegenüber herkömmlichen Baumaterialien und eröffnet daher eine Vielzahl neuer Möglichkeiten für Anwendungen bei Konstruktionselementen im Bauwesen, wie etwa bei Stützen, Trägern oder speziellen Arten von Fassadensystemen.
In fünf Arbeitspaketen werden die Themen, wie zum Beispiel die Festigkeit des Glases, die Verbundwirkung und die Fügetechnik untersucht, um innovative Konstruktionsprinzipien für unterschiedliche Anwendungsgebiete für Dünnglas zu entwickeln.
Forschung zur Biegezugfestigkeit
Für den Einsatz als tragenden Bauteil wird der Nachweis einer normativ geregelten Biegezugfestigkeit gefordert. Die theoretische Festigkeit von Glas wird in der Literatur mit rund 10.000 MPa angegeben. Die tatsächlich gemessene Biegezugfestigkeit von nicht vorgespanntem Glas liegt in der Größenordnung von rund 80 MPa. Diese enorme Differenz zwischen theoretischen und tatsächlich erreichbaren Werten ist unter anderem auf Defekte an der Oberfläche oder in der Glas-Matrix selbst zurückzuführen.
In Versuchsserien müssen diese wesentlichen Einflussfaktoren identifiziert und evaluiert werden, um daraus Zusammenhänge für die Nachweise der Tragfähigkeit ableiten zu können. Die für herkömmliches Glas etablierten Prüfverfahren können jedoch nicht auf Dünnglas übertragen werden, sondern müssen entsprechend adaptiert oder neu entwickelt werden.