Gendervielfalt leben
Wir möchten Diversität fördern und Menschen egal welchen Geschlechts auf Augenhöhe begegnen. Deshalb haben wir zwei Maßnahmen …
Die FH JOANNEUM lehnt jede Diskriminierung und Benachteiligung basierend auf einem Diversitätsmerkmal ab und strebt danach, den unterschiedlichen Ausgangslagen ihrer aktiven und zukünftigen Studierenden und Mitarbeitenden gerecht zu werden sowie ein förderndes Arbeits- und Studienumfeld für alle Hochschulangehörigen zu schaffen. Sie bekennt sich zu einer konsequenten Überprüfung, Bewertung und Entwicklung aller Strukturen, Maßnahmen und Entscheidungen aus der Perspektive und mit dem Ziel der Diskriminierungsfreiheit und einer Gleichstellung der Geschlechter. (1)
Deshalb besteht der Anspruch allen Personen, die mit der Hochschule auf vielfältige Weisen verbunden sind, diskriminierungsfrei und genderinklusiv zu begegnen. Darunter zählt auch der Gebrauch diskriminierungsfreier und genderinklusiver Sprache. Sprache kann zu Begegnungen auf Augenhöhe und Anerkennung führen, aber auch zu Würdeverletzungen. Ein diskriminierungsfreier und genderinklusiver Sprachgebrauch ist wesentlich für die Gleichbehandlung und Gleichstellung aller Geschlechter, die Sichtbarmachung von Vielfalt und das Aufbrechen von Stereotypen.
(1) FH JOANNEUM (2022): Diversitäts- und Gleichstellungplan, S. 2.
Unter Bezugnahme auf Artikel 8 der europäischen Menschenrechtskonvention stellte der österreichische Verfassungsgerichtshof im Juni 2018 fest, dass es neben weiblich und männlich beim Geschlechtseintrag eine dritte Option in offiziellen Dokumenten geben muss. Auch Unternehmen sind damit verpflichtet, neue rechtliche Rahmenbedingungen zu implementieren und alternative Geschlechtseinträge in ihren Systemen umzusetzen und etwa persönliche Anreden entsprechend anzupassen.
Die Anerkennung weiterer Geschlechtsoptionen bedeutet also auch für die FH JOANNEUM eine Auseinandersetzung mit der geschlechtergerechten und inklusiven Sprache ihrer Dokumente, ihres Schriftverkehrs und ihrer mündlichen Kommunikation. Nach weiteren Gerichtsurteilen und Anpassungen des Erlasses aus dem Innenministerium gibt es nun sechs Möglichkeiten für Geschlechtseinträge:
Mit Oktober 2022 trat darüber hinaus eine neue Bestimmung der Universitäts- und Hochschulstatistik- und Bildungsdokumentationsverordnung (UHSBV) in Kraft, mit der nunmehr sechs Geschlechtsoption erhoben werden müssen (vgl. § 13 Abs 3 UHSBV). Zur Codierung des Geschlechts sind neben „M“ für männlich und „W“ für weiblich, „X“ für divers, „O“ für offen, „I“ für inter sowie „K“ für Fälle, in denen von jeglicher Geschlechtsangabe abgesehen wurde, zu verwenden. Das jeweilige Geschlecht ist aus den vorgelegten in- oder ausländischen Personenstandsurkunden, Reisepässen oder Personalausweisen zu übernehmen.
Auch die FH JOANNEUM hat in ihrer Datenerhebung künftig alle sechs Möglichkeiten anzuführen.
Die Sprache der FH JOANNEUM soll eine Sprache für alle sein. Grundsätzlich soll somit genderinklusiv oder genderneutral kommuniziert werden. Das generische Maskulinum und Hinweise, dass alle weiteren Geschlechter in der Form mitgemeint sind, sind nicht ausreichend. Ebenso wenig sind binäre Formulierungen mit dem Binnen-I oder ausschließliche Doppelformen ausreichend.
Folgende Empfehlungen sollen dabei helfen, eine inklusive Sprachkultur zu entwickeln, in der geschlechtliche Vielfalt selbstverständlich Anerkennung findet.
Generell lässt sich die Vorgehensweise in drei konkreten Schritten zusammenfassen:
Erster Schritt: Notwendigkeit von Geschlechterangabe prüfen
In einem ersten Schritt sollte kritisch hinterfragt werden, ob im konkreten Fall Informationen zu dem Geschlecht oder geschlechterspezifische Formulierungen tatsächlich notwendig sind. Immer wenn geschlechterspezifische Formulierungen oder Angaben zum Geschlecht nicht zwingend notwendig sind, sollten sie vermieden werden (zum Beispiel: Guten Tag, statt Lieber Herr oder Liebe Frau)
Zweiter Schritt: Genderneutrale Formulierung
Ist eine Vermeidung von genderspezifischen Formulierungen nicht möglich, sollen genderneutrale Formulierungen verwendet werden (zum Beispiel: Studierende, Abteilungsleitung, …)
Dritter Schritt: Genderinklusive Formulierung
Wenn genderneutrale Formulierungen nicht möglich sind, sollte durchgängig mit Doppelpunkt gegendert werden (zum Beispiel: Kolleg:innen, Leiter:innen, …). Einheitliches Gendern ist wichtig, damit die Texte für Personen, die Screen Reader nutzen, möglichst barrierefrei sind.
Genderneutrale Formulierungen sind nicht explizit geschlechterspezifisch markiert und die erste Wahl bei gendersensibler Sprache an der FH JOANNEUM. Sie sind durch verschiedene gängige Formulierungen (zum Beispiel: die Lehrkraft, die Abteilungsleitung) beziehungsweise vor allem im Plural durch die Verwendung von Partizipien (zum Beispiel: Mitarbeitende, Studierende, Lehrende) möglich.
Es gibt verschiedene Varianten genderinklusiver Formulierungen.
DIE FH JOANNEUM verwendet den Doppelpunkt zur genderinklusiven Sprachformulierung. Das hat mehrere Gründe:
Wortpaare, bei denen die weibliche Form nicht nur durch das Anfügen einer Endung an die männliche Form gebildet wird, erscheinen aus rein sprachwissenschaftlicher Sicht fehlerhaft. Zugunsten eines erleichterten Leseflusses sind genderinklusive Formulierungen jedoch auch in solchen Fällen anzuwenden.
Wird die feminine Form mit einem Umlaut gebildet, gibt es keinen gleichlautenden Wortteil, auf den Bezug genommen werden kann. Solche Wortpaare werden ausgeschrieben.
Genderinklusive Formulierungen betreffen nicht nur Nomen, sondern auch Artikel und Pronomen.
Dadurch ergeben sich nicht nur genderinklusive Begriffe, sondern auch ganze Sätze.
Generell werden alle Begriffe gegendert, die sich auch im Duden finden lassen.
In verschiedenen Kommunikationskanälen – dem persönlichen Dialog, E-Mails, Telefonaten – sowie in Dokumenten, sollte berücksichtigt werden, dass es verschiedene Angaben von Geschlecht geben kann. Da nicht automatisch vom Namen oder dem Aussehen auf das individuelle Geschlecht geschlossen werden kann, ist es sinnvoll, Personen diese Angaben selbst machen zu lassen beziehungsweise so neutral wie möglich zu kommunizieren.
Wenn Sie nicht sicher wissen, welche Pronomen die von Ihnen angesprochene Person verwendet, nutzen Sie bitte genderneutrale Anreden in Briefen und E-Mails. Genderneutrale Anreden werden ohne Frau oder Mann und unter Verwendung des Vor- und Nachnamens formuliert.
Auch Personengruppen können neutral und inklusiv angesprochen werden:
Direkte Anreden und Aufforderungen können auch im formalen Kontext hilfreich sein:
Allgemeine Sätze oder Begrifflichkeiten können auch genderneutral formuliert werden:
Genderzeichen im Schriftbild machen die Vielfalt sichtbar. Mit dem Glottisschlag können wir sie auch hörbar machen. Ein Glottal ist im phonetischen Sinne eine Lautbildung, bei der die Stimmritze, auch Glottis genannt, eine Rolle spielt. In der Praxis handelt es sich dabei um eine kaum merkbare Unterbrechung in der Aussprache von Wörtern. Mithilfe dieser kurzen Sprechpause können Wörter auch hörbar gegendert werden. Der Doppelpunkt wird zur kurzen Genderpause.
Zum Beispiel: Spiegelei, Telefonanruf, Tagungsort
oder auch: Mitarbeiter:innen, Leser:innen
Da es in der Gendervielfalt nicht nur mehr als Mann / Frau, sondern damit auch mehr Pronomen als er / sie gibt, können Sie im Gespräch ihr Gegenüber direkt fragen, wie die Person angesprochen werden möchte und nach den gewünschten Pronomen fragen:
Oder Sie stellen sich gleich selbst mit Namen und Pronomen vor.
Auch eine Aufforderung in der E-Mail-Signatur ist möglich:
P.S. Die Genderidentität von Menschen ist weder aus dem Aussehen noch aus dem Namen abzuleiten. Meine Pronomen sind sie / ihr − welche verwenden Sie?
Bei Rückfragen oder Unsicherheiten beim gendergerechten Sprachgebrauch können Sie sich gerne per Mail an diversity@fh-joanneum.at wenden.