Eckdaten
Jobbezeichnung: Selbstständig
Unternehmen: Us and the Machines Ltd
Hast du deine Begeisterung für UX Design schon während des Informationsdesign Studiums entdeckt?
„Absolut! Ich war dank Konrad Baumann schon während des Praktikums bei Siemens und habe dort im Bereich User Interface Design und Prototyping gearbeitet. Ich durfte im Zuge dessen an einem Forschungsprojekt mitwirken, wo es um ein zukunftsweisendes, vernetztes Haus (Smart Home) gegangen ist. Das war wahnsinnig spannend, weil damals gab es ja noch kein iPhone. Meine Diplomarbeit schrieb ich dann auch bei Siemens – es ging um eine Handyapplikation für Siemens im Gesundheitsbereich.“
Wie ging es nach deiner Diplomarbeit für dich weiter?
„Nach einer kurzen Phase in Berlin ging ich nach Wien und arbeitete rund 1,5 Jahre
bei der Firma Frequentis, die im Bereich sicherheitskritische Anwendungen tätig ist. Dann entschied ich mich noch einen Master im Bereich Human Computer Interaction in London in Angriff zu nehmen. Ich muss sagen, es war total hilfreich, dass ich vorher schon Informationsdesign studiert und auch schon gearbeitet habe, denn dadurch wusste ich genau, was ich wollte. Ich habe mich bei meiner Masterarbeit auf das Thema agiles Arbeiten spezialisiert – also auf die Frage, wie Designer:innen in einem agilen Arbeitsumfeld arbeiten, was damals noch relativ neu war.“
War es nach dem Masterstudium schwierig in London einen Job zu finden?
„Ganz im Gegenteil: Ich habe gleich nach dem Studium bei einer Agentur mit einem UX Designjob angefangen. Durch dieses Netzwerk von damals bekomme ich heute noch meine freiberuflichen Jobs und arbeite regelmäßig mit diesen Kontakten zusammen. Während der Finanzkrise habe ich bei Vodafone gearbeitet und zum Glück eine Nische gefunden: ich betreute dort ein Startup, das von Vodafone gekauft wurde und das bereits agil gearbeitet hat. Das hat mich total interessiert, und ich konnte durch sie sehr viel lernen.“
Du bist seit 2014 selbstständig, wie kann man sich deine Arbeit vorstellen?
Heute mache ich hauptsächlich User Research und Produktmanagement. Ein konkretes Beispiel: ich war z.B. 1 Jahr lang für User Research bei einer Consultingfirma zuständig, habe dort das Team geleitet, und die Firma hatte im Zuge eines Change Management Projektes neue Produkte und Services entwickelt, die von den internen Benutzer:innen verwendet werden sollten. Meine Aufgabe war einerseits das Usabiliy Testing des Designs und andererseits, auch Insights über die Benutzerbedürfnisse und Einstellungen der Benutzer:innen zu generieren.
In einem anderen Projekt mache ich Service- und User Experience Design und arbeite enger mit den Entwickler:innen zusammen. Bei dem Service geht es darum, wenn man z.B. in Großbritannien studieren möchte und kommt aus einem Land kommt, in dem es noch Tuberkulose gibt, dann muss man belegen, dass man keine Tuberkulose hat. Momentan ist dieser Prozess noch nicht digital, und im Zuge der Digitalisierung arbeite ich an den verschiedenen Benutzer:innengruppen, klinische Anforderungen etc.
Empfindest du User Experience Design als wachsendes Segment?
„Definitiv. Als Entwickler:in muss man für die Benutzer:innen sprechen, deswegen muss alles faktenbasiert sein. Leider passiert es noch immer, dass gerade im Bereich Servicedesign von Unternehmen Entscheidungen getroffen werden, ohne sich zu überlegen, was eigentlich die User Journey ist und was Nutzer:innen wirklich brauchen. Teil meines Jobs ist es, genau diese Kriterien durchzudenken und herauszufinden, wo die Prioritäten liegen.“
Unternehmen buchen dich also neben deinem Know-how für deine unvoreingenommene Sichtweise?
Ja, das ist als Freiberuflerin wirklich oft einfacher, wenn ich sage, ich würde das so oder so machen. Man wird als Außenstehende schon dafür eingekauft, auch Dinge kritisch zu benennen!
Wie würdest du den Input des Informationsdesign Studiums auf deinen Werdegang beschreiben?
Ich habe am Anfang des Studiums nicht gewusst, dass ich in den UX Bereich gehen werde, das habe ich alles der FH zu verdanken. Die breitgefächerte Ausbildung hat mir sehr geholfen, wir hatten z.B. Kunstunterricht mit Jörg Schlick. Damals war mir nicht klar, wie relevant das war. Erst jetzt weiß ich rückblickend, was wir von ihm gelernt haben: nämlich Arbeiten gut zu präsentieren, konstruktive Kritik zu geben und gleichzeitig auch konstruktive Kritik auszuhalten. Und das braucht man in meinem Job jedes Mal und jeden Tag.