Neun Wochen lang lebte und arbeitete ich in Kasenge, einem kleinen Dorf in der Nähe der Hauptstadt Kampala, das mir in dieser kurzen Zeit ein zweites Zuhause wurde. Ich war über die Organisation Terra Varietas in zwei Projekten aktiv: einer Schule, Volksschule und Mittelschule und einem Heim für Babys und Kinder. Beide Orte bieten Waisen und benachteiligten Kindern nicht nur Bildung, sondern ein Stück Geborgenheit und Heimat.
Die Vorbereitung war intensiv. Neben pädagogischem Material und Projektideen kümmerte ich mich um Spenden und organisierte im Vorfeld gemeinsam mit einem weiteren Freiwilligen aus Linz eine Sammelaktion. Das Ziel war, vor Ort sinnvolle Projekte umsetzen zu können. Durch die Spenden gelang es uns, einige Gebäude zu renovieren, einen Müllverbrenner zu bauen und den Kindern des Heims einen Ausflug in einen Wasserpark zu schenken. Da in Kasenge keine Müllabfuhr existiert, ist das Verbrennen des Abfalls die einzige Möglichkeit, den Müll zu bewältigen.
Alltag in Kasenge
Meine Aufgaben dort waren vielfältig und erfüllend: ich organisierte Freizeitaktivitäten, machte Lernspiele, ging mit den Kindern spazieren, malte und unterstützte sie bei Schulprojekten. In den Wochen meines Aufenthalts entstanden viele kreative Projekte, darunter Müllsammelaktionen, Lagerfeuerabende und Aufklärung über Umweltbewusstsein. Der Müll, der sich überall ansammelt, war ein schmerzlicher Anblick, und ich spürte, dass hier das Thema Nachhaltigkeit dringend mehr Aufmerksamkeit braucht.
Aber der Alltag brachte nicht nur Arbeit, sondern auch Zeit, um Uganda zu entdecken – Safaris, Ausflüge und die atemberaubende Landschaft brachten mich dem Land näher. Trotzdem stand ich oft vor Herausforderungen. Besonders in den ersten Tagen war ich schockiert über die Armut, die ich sah. Doch die Herzlichkeit der Menschen half mir, mich schnell einzuleben. Die Kinder waren so neugierig auf uns „Mzungus“ (hellhäutige Fremde auf Luganda) – sie wollten lernen, meine Haut und Haare anfassen, sich ankuscheln. Ihre Freude und das pure Glück über die kleinsten Dinge machten sie zu wunderbaren Lehrern des Augenblicks.
Momente voller Liebe und Menschlichkeit
Eine der tiefgreifendsten Begegnungen hatte ich mit einem neugeborenen Baby, das in einem Straßengraben gefunden und in das Heim gebracht wurde. Es war nur drei Tage alt und allein zurückgelassen. Weil Verhütungsmittel hier oft fehlen und das Leben vieler Familien so hart ist, werden Babys leider immer wieder ausgesetzt. Dieses kleine Baby wurde nach mir benannt – Carina. Ich durfte sehen, wie es sich in den ersten Tagen im Babyheim langsam von seinem Schock erholte, immer ruhiger wurde und begann, Vertrauen zu fassen. Die Veränderung mit eigenen Augen zu erleben, war ein zutiefst bewegender Moment.
Aber auch die Begeisterung der Kinder für Kleinigkeiten hat mich zutiefst berührt. Ein Haribo-Päckchen oder ein Ball waren für sie pure Freude. Sie genossen jeden Moment und waren glücklich über Dinge, die wir als selbstverständlich betrachten. Ein gemeinsamer Ausflug in einen kleinen Park wurde zum Abenteuer, das sie noch Tage später vor Freude strahlen ließ. Diese kindliche Dankbarkeit ließ mich spüren, wie wenig es oft braucht, um glücklich zu sein.