Heinz M. Fischer leitet den Masterlehrgang „Visuelle Kommunikation und Bildmanagement“ und wurde als Experte vom Magazin HORIZONT zum Thema „Macht der Bilder“ interviewt. Im Interview erklärt er, warum Bilder das neue Wort sind und, warum ein stark personalisiertes Sujet gefragt ist.
Die Macht der Bilder
Linda Schwarz, 10. September 2020Das Medien- und Kommunikationsfachmagazin HORIZONT hat eine große Coverstory zum Thema Visuelle Kommunikation und Bildsprache und Trends veröffentlich. Die ganze Story und das Interview mit Heinz M. Fischer finden Sie hier zum Nachlesen.
Welche Trends orten Sie in der visuellen Kommunikation und Bildsprache?
Die Zeiten einer über-ästhetisierten Bildsprache sind vorbei. Das authentische, und hier wiederum das stark personalisierte Sujet ist gefragt. Im professionellen Bereich hat schon jetzt das „echt Abgebildete“ hohen Stellenwert. In der persönlichen visuellen Kommunikation wird noch heftig inszeniert – aber auch das wird sich rasch ändern. Man hat genug von bis zum Abwinken inszenierter Momente, die noch dazu immer öfter durchschaut werden.
Welche visuellen Umsetzungen und Bildmotive sprechen Konsumentinnen und Konsumenten gerade an?
Visuelle Outdoor-Realisierungen sind sehr gefragt. Motive unter Einbeziehung von Natur sprechen Konsumentinnen und Konsumenten derzeit unmittelbar an.
Studien zeigen, dass Konsumentinnen und Konsumenten immer mehr authentische und weniger perfekt retuschierte Hochglanz-Sujets wünschen. Wie sehen Sie das? Und falls Sie zustimmen: Wie lässt sich das in der Werbung umsetzen?
Die Ergebnisse dieser Studien sind absolut korrekt. Man kann das derzeit an den Werbemotiven für Urlaub in Österreich erkennen. Diese mussten innerhalb weniger Wochen verwirklicht werden. Von den visuellen Aussagen her wird allerdings ausschließlich mit Klischees und Stereotypen gearbeitet.
Wie wichtig ist Glaubwürdigkeit in der visuellen Kommunikation/Bildsprache und wie lässt sie sich herstellen?
Je angespannter und schwieriger die Zeiten, desto glaubwürdiger muss die Bildsprache sein. In den ersten Phasen der Digitalisierung ließ man sich von den ungeheuren technologischen Möglichkeiten der Bildgenerierung und Bildbearbeitung blenden. Dadurch hat die Intensität ästhetischer Reize ein weiteres Mal drastisch zugenommen. Damit scheint vorerst einmal Schluss zu sein.
Photo: FH JOANNEUM
Heinz M. Fischer (Zweiter von links) ist Experte für visuelle Kommunikation.
Was gilt es für Unternehmen zu beachten bei der Entwicklung dem Einsatz der Bildsprache für ihre Marke?
Marke, Statement und Intention müssen kongruent sein. Wenn, wie beispielsweise mit der aktuellen Mercedes-Werbung, auf leichtfüßigen Lifestyle gesetzt wird, dann passt da etwas nicht zusammen. Die Marke Mercedes wird nun einmal mit anderen Attributen assoziiert.
Wie stellt man hier Wiedererkennbarkeit und Konsistenz sicher?
Konsistenz hat ganz viel mit Konsequenz zu tun. Brüche und Zäsuren in der visuellen Kommunikation sind noch fataler als in der textbasierten Kommunikation. Schon deswegen, weil visuelle Wahrnehmung viel rascher und holistischer geschieht.
Besser auf bestehende Trends aufspringen und diese adaptieren oder neue Trends setzen?
Weder noch. Selbst welche entwickeln! Ich erinnere mich mit Schaudern an die Anfänge von Instagram. Plötzlich meinten alle, in der Visualisierung Instagram-like agieren zu müssen. Eine visuelle Gleichförmigkeit war die Folge. Wer in der Ausgestaltung visueller Kommunikation kreativ und professionell genug ist, kann Eigenständiges schaffen, ohne deswegen gleich einen Trend ausrufen zu müssen.
Wie hat sich Corona auf die visuelle Kommunikation und Bildsprache beziehungsweise auf Trends ausgewirkt?
Es wird weniger aufwändig produziert – und das ist gut so.
Tipp
Mehr Informationen zum Masterlehrgang „Visuelle Kommunikation und Bildmanagement“ finden Sie hier. Sie können sich jetzt noch bis 30. Dezember 2020 für den Lehrgang bewerben.