Wenn Studierende für die beste Lehre nominieren, können die Auszeichnungen nur berechtigt und ehrlich sein. Sieben Lehrende der FH JOANNEUM haben im Zuge des 8. Didaktik-Tages ihre Teaching Awards verliehen bekommen und Fragen zu ihrer erfolgreichen Lehre beantwortet.
Drei Fragen an die Preisträgerinnen und Preisträger des Teaching Awards 2017
Julia Czipoth & Eva-Maria Kienzl, 06. Dezember 2017Klaus Gebeshuber (© FH JOANNEUM / Klaus Morgenstern)
Klaus Gebeshuber
Bachelor-Studiengänge „Internettechnik“ und „Software Design“ und Master-Studiengang „IT & Mobile Security“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Studierende zu motivieren, sich über die Grenzen der Lehrveranstaltung hinaus mit dem behandelten Thema zu beschäftigen.
Welche Inhalte vermitteln Sie den Studierenden?
Angriffs- und daraus abgeleitete Verteidigungsmöglichkeiten im Bereich der IT-Sicherheit.
Welchen Herausforderungen stehen Sie im Hörsaal gegenüber?
Im Hörsaal bin ich mit weniger Herausforderungen konfrontiert als im synchronen Online Unterricht: Dort sind die Kommunikationsmöglichkeiten und aktivierende Werkzeuge beschränkt. Auch Gestik und Mimik können nur eingeschränkt transportiert werden. Eine weitere herausfordernde Aufgabe ist die Motivation von berufsbegleitende Studierenden, die nach einer 40-Stunden-Woche noch ein FH-Studium absolvieren.
Manuela Hatz (© FH JOANNEUM / Klaus Morgenstern)
Manuela Hatz
Bachelor-Studiengänge „Diätologie“, „Nachhaltiges Lebensmittelmanagement“, „Ergotherapie“, „Gesundheits- & Krankenpflege“ und Master-Studiengang „Angewandte Ernährungsmedizin“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Die Reflexion der einzelnen Lehreinheiten sowie der Lehrveranstaltung als Gesamtes, sowohl in Bezug auf den Inhalt als auch die didaktische Umsetzung ist für mich ein Muss für hochqualitative Lehre. Die Studierenden und deren Bedürfnisse auf fachlicher als auch persönlicher Ebene stehen für mich im Vordergrund – Wertschätzung, Anerkennung und Sinn motivieren Studierende zum aktiven Lernen. Eine gesunde Mischung aus Instruktion und Konstruktion sowie der Berücksichtigung der verschiedenen Lerntypen und ein Werkzeugkoffer mit Methoden, die zur Erreichung der erforderten Learning Outcomes zielgerichtet Einsatz finden.
Welche Inhalte vermitteln Sie den Studierenden?
Ernährungslehre: Neben einem fundiertes Basiswissen im Bereich Ernährungslehre, vermittle ich ernährungsmedizinische Aspekte der Gesundheitsprävention, die ernährungsphysiologische Beurteilung von Lebensmitteln auf Basis ihrer Nährstoffzusammensetzung, Zutaten und Kennzeichnung sowie den kritischen Umgang mit den zahlreichen weit verbreiteten Ernährungsmythen.
Pädagogik: Hier vermittle ich die relevanten Punkte für die Gestaltung erfolgreicher Lernszenarien.
Beratungstechnik: Verschiedene kreative Tools der Beratungstechnik, besonders die Zugänge lösungsorientierter Beratung und Motivational Interviewing werden theoretisch vermittelt und praktisch erprobt.
Welchen Herausforderungen stehen Sie im Hörsaal gegenüber?
Lehrveranstaltungen in unmittelbarer Nähe von emotional „aufwühlenden“ Zeiten – wie Prüfung direkt danach oder erste Einheit nach den Ferien – sind manchmal herausfordernd. Zusätzlich können große Gruppen in großen Hörsälen stimmtechnisch durchaus anstrengend sein, selbst wenn die Gruppe ruhig ist. Inhomogene Gruppen in Bezug auf das Vorwissen und die Vorerfahrungen im jeweiligen Fach können eine Herausforderung für die Gestaltung der Lehre darstellen, andererseits können die Studierenden dadurch voneinander noch stärker profitieren und ihren Blickwinkel erweitern – es erfordert jedoch didaktische Zugänge, die dies ermöglichen.
Helmut Michl (© FH JOANNEUM / Klaus Morgenstern)
Helmut Michl
Bachelor-Studiengänge „Banken- und Versicherungswirtschaft“ und „Industriewirtschaft / Industrial Management“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Ausgezeichnete Lehre ist das Engagement zur Schaffung eines optimalen Lernumfelds. Dabei begleite ich die Studierenden bei dem Lernprozess. Studierende sollen sich zuerst für die Inhalte interessieren – das Interesse für den Stoff muss geweckt werden. Danach sollen sie motiviert sein, die vermittelten Inhalte selbst anzuwenden. Am Schluss einer ausgezeichneten Lehre sollten Studierende inspiriert sein, das Gelernte auf neue Anwendungsfelder zu übertragen und so über den Tellerrand schauen zu können. Ausgezeichnete Lehre ist im Ergebnis auch, dass Studierenden nach dem Abschluss der Lehrveranstaltung mehr zu den Inhalten wissen wollen.
Welche Inhalte vermitteln Sie den Studierenden?
Ich bin im externen Rechnungswesen und Bilanzsteuerrecht sowie in der internationalen Finanzierung „Lerncoach“ für die Studierenden.
Welchen Herausforderungen stehen Sie im Hörsaal gegenüber?
Vor allem im berufsbegleitenden Studium ist die Belastung der Studierenden teilweise hoch. Hier muss es gelingen, alle aktiv einzubinden und anzuregen. Manchmal muss man da das aktive Mitdenken und Mitarbeiten mit vielen Tricks aus den Studierenden herauskitzeln. Wenn das aber gelingt, ist die Herausforderung gemeistert und die Lehrveranstaltungszeit vergeht wie im Flug.
Peter Woditschka (© FH JOANNEUM / Klaus Morgenstern)
Peter Woditschka
Bachelor- und Master-Studiengang „Luftfahrt / Aviation“ und Master-Lehrgang „Air Traffic Management“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Drei Grundprinzipien sind mir in der Erziehung meiner Tochter sehr wichtig: erstens moralisch / ethische Grundwerte, zweitens Leistungsfreude und drittens Begeisterungsfähigkeit. Im Unterricht spiegeln sich diese Grundprinzipien in den drei Kategorien wieder, die ich für den Teaching Award ausgearbeitet habe:
- Organisation und Umgang mit Studierenden
- Vermittlung von Wissen an die Studierenden
- Motivation und Ansporn von Studierenden
Details zu jeder dieser drei Kategorien habe ich im Konzept „15 Thesen zur guten Vorlesung“ zusammengefasst.
Welche Inhalte vermitteln Sie den Studierenden?
Elektrotechnik und Betriebswirtschaftslehre. Neben den fachlichen Themen sind mir auch die folgenden Inhalte wichtig: Einerseits, dass ich „lupenreinen“ Technikerinnen und Technikern vermitteln kann, dass auch Management und Betriebswirtschaft relevante Themen sind und es überdies viele Synergie gibt, wenn analytische Fähigkeiten in der Wirtschaft angewendet werden. Anderseits möchte ich mich dafür einsetzen, dass Studierende eine Begeisterung dafür entwickeln, was sie tun. Ein Event ist dabei die traditionelle „nächtliche Flugzeugführung“. Als Linienpilot habe ich die Möglichkeit genutzt, mich als Pilot für die letzte Wien-Graz Maschine einteilen zu lassen und mit dem Techniker in Graz ausgemacht, dass er mein Flugzeug mit Studierenden an Bord in den Hangar schleppt, um dort das Flugzeug aus der Nähe zu betrachten und ein paar Dinge auszuprobieren. Das Ganze funktioniert natürlich nur mitten in der Nacht, denn tagsüber müssen Flugzeuge fliegen.
Welchen Herausforderungen stehen Sie im Hörsaal gegenüber?
Ich glaube, Vortragende haben immer wieder ähnliche Themen, die es zu meistern gilt. DIE typischen Herausforderungen würde ich in drei Kernpunkten zusammenfassen: Wie schafft man es, …
- …die Studierenden zu Disziplin zu bewegen, ohne zu autoritär aufzutreten?
- …die Studierenden zum Lernen zu bewegen, indem man primär ihr Interesse weckt und nicht mit „der Prüfungskeule“ droht?
- …selbst in längeren Vorlesungsblöcken die Aufmerksamkeit hoch zu halten?
Thomas Wolkinger (© FH JOANNEUM / Klaus Morgenstern)
Thomas Wolkinger
Bachelorstudium „Journalismus und Public Relations (PR)“ und Master-Lehrgang „Public Communication“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Wenn es gelingt, aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen, Lebenswelten der Studierenden und das, was Lehrende an Praxis, Wissen und Tagesenergie mitbringen, in einer Weise miteinander experimentell reagieren zu lassen, dass Neues, Überraschendes entsteht (siehe „Stein der Weisen“).
Welche Inhalte vermitteln Sie den Studierenden?
Neugier und – vielleicht – Skepsis.
Welchen Herausforderungen stehen Sie im Hörsaal gegenüber?
Der real gebauten FH-Welt. YouTube und anderen „Second Screen“-Phänomenen. Argen Gruppendynamiken.
Ulrike Zankel-Pichler (© FH JOANNEUM / Klaus Morgenstern)
Ulrike Zankel-Pichler
Bachelor-Studiengang „Energie-, Mobilitäts- und Umweltmanagement“ und Master-Studiengang „Energy and Transport Management“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Ausgezeichnete Lehre schafft es, sowohl die notwendigen Grundlagen als auch die Vertiefungen des jeweiligen Fachbereichs zu vermitteln. Die Inhalte werden anhand praktischer Beispiele erklärt. Der Unterricht in den Präsenzphasen ist abwechslungsreich und zeichnet sich durch Medienwechsel aus. Jenseits von Faktenwissen und handlungsorientiertem Wissen sollen sich in einer Lehrveranstaltung auch weitere Kompetenzen, wie Sozialkompetenz oder Planungskompetenz, wiederfinden. Eine Lehrveranstaltung soll sich sowohl inhaltlich als auch didaktisch weiterentwickeln. Eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung ist jedenfalls die eigene Begeisterung für die Inhalte.
Welche Inhalte vermitteln Sie den Studierenden?
Chemisches Basiswissen und Vertiefungen nach Anforderungen unterschiedlicher Studiengänge. Außerdem das Quellen, das Senken und die Auswirkungen verschiedener Stoffe in der Umwelt sowie chemische Messtechnik.
Welchen Herausforderungen stehen Sie im Hörsaal gegenüber?
Breit gestreutem Vorwissen – es soll niemand überfordert aber auch niemand unterfordert werden. Kompetenzaufbau soll in kurzer Zeit erreicht werden.
Harald A. Friedl (© FH JOANNEUM / Klaus Morgenstern)
Harald A. Friedl
Bachelor-Studiengang „Gesundheitsmanagment im Tourismus“ und Master-Studiengang „Gesundheits-, Tourismus- & Sportmanagement“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Ausgezeichnete Lehre eröffnet inspirierende „Räume“, in denen Studierende eigenständig lernen und sich entwickeln können. Lehre war dann erfolgreich und somit ausgezeichnet, wenn sich Lehrende überflüssig machen, indem Studierenden die eigenständige, eigenverantwortliche Suche nach passenden Lern- und Lösungswegen zur Selbstverständlichkeit wird.
Welche Inhalte vermitteln Sie den Studierenden?
Als leidenschaftlicher Konstruktivist, inspiriert durch Philosophen wie Sokrates, Paul Watzlawick und Heinz von Förster, vermittle ich den Studierenden die Systemtheorie, die Kommunikationstheorie und die Hirntheorie als hilfreiche Instrumente zum spielerischen Umgang mit der Welt, dem Leben und den Menschen.
Welchen Herausforderungen stehen Sie im Hörsaal gegenüber?
Die größte Herausforderung im Hörsaal ist für mich die enorme Konkurrenz des mobilen Internets und dessen gravierender Einflusses auf die studentische Arbeits- und Lernkultur hin zu verkürzter Aufmerksamkeit, veränderten Lesegewohnheiten und zur „Normalität“ von Copy-and-Paste bei spürbar steigendem Orientierungsbedarf.
Harald A. Friedl wurde mit dem Teaching Award Plus ausgezeichnet, der für innovative Konzepte der Leistungsbeurteilung vergeben wird.