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Driving home for Christmas…, aber elektrisch!

FH JOANNEUM, 17. Dezember 2021
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E-Autos können auch im Winter ihre Alltagstauglichkeit behalten. Foto: AdobeStock

Elektroautos sind aktuell in aller Munde. Doch wie ideal ist die Elektromobilität im Winter bei sinkenden Temperaturen und monatelanger Kälte? Die Expert:innen des Instituts „Energie-, Verkehrs- und Umweltmanagement“ klären im Rahmen des Forschungsprojektes „Einführung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für E-Mobilität im Mariazellerland-Mürztal“ auf und empfehlen „Driving home for Christmas – natürlich elektrisch“.

Nun ist es wieder so weit, die Weihnachtszeit ist da und der Winter hat uns fest im Griff. Alle Jahre wieder werden mit den sinkenden Temperaturen auch die Stimmen der E-Mobilitätsskeptiker:innen wieder laut. Vor allem das Argument, dass E-Autos im Winter aufgrund der reduzierten Reichweite nicht brauchbar sind, hält sich hartnäckig. Doch was ist an dieser Behauptung dran?

Auf theoretischer Ebene lässt sich dazu sagen, dass Prozesse in einem Akku bei niedrigen Temperaturen langsamer ablaufen. Die physikalische Folge ist ein steigender Widerstand, der zu einem höheren Stromfluss und einer sinkenden Spannung führt. Dieser Umstand wirkt sich negativ auf die Reichweite aus. Dazu darf auch der Energieverbrauch der Autoheizung nicht außer Acht gelassen werden. Diese verbraucht je nach Bauart bis zu drei Kilowatt pro Stunde. Soweit die Theorie.

In der Praxis lohnt sich ein Blick in den hohen Norden, denn in den letzten zwei Jahren wurden in Europa über die Hälfte der Neuzulassungen von E-Autos in den Ländern Norwegen, Schweden, Island, Dänemark und Finnland verzeichnet. Unabhängig von den örtlichen Förderungen wäre diese Entwicklung wohl kaum möglich, wäre die Technologie bei kalten Temperaturen nicht zuverlässig.

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Anzahl der Neuzulassungen von Elektroautos (BEV) in ausgewählten Ländern Europas von Januar bis September 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Foto: Ivo Sabor (Quelle: European Automobile Manufacturers\’ Association)

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Ladevorgang an einer Ladesäule der FH JOANNEUM Kapfenberg. Foto: FH JOANNEUM

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Moderne Ladeinfrastruktur ist Teil des „Energy Analytics and Solution LAB“ in Kapfenberg. Foto: FH JOANNEUM

Aber nun zu den konkreten Zahlen: Laut Typenschein liegt die Reichweite eines E-Autos zwischen 200 und 500 Kilometern. Um einschätzen zu können, wie sich winterliche Bedingungen auf die Reichweite auswirken, wurde vom norwegischen Automobilklub (Norwegian Automobile Federation – NAF) ein Praxistest durchgeführt und 20 unterschiedliche Elektrofahrzeuge überprüft. Das Ergebnis war eine Abweichung von durchschnittlich 18,5 Prozent gegenüber der Reichweite laut Herstellerangabe (WLTP). Für ein Fahrzeug mit einer Reichweite von 350 Kilometern bedeutet dies bei winterlichen Fahrbedingungen also eine Reduzierung auf 285 Kilometer. Das heißt, dass die Fahrzeuge auch im Winter ihre Alltagstauglichkeit behalten. Allein bei älteren Modellen mit ohnehin geringen Reichweiten sowie bei Plug-in-Hybriden kann die reduzierte Reichweite ein Problem darstellen.

In mancher Hinsicht bieten E-Autos im Winter sogar Vorteile gegenüber ihren Verbrenner-Kollegen, denn bekannte Probleme wie eine schwache Starterbatterie oder einen zugefrorenen Dieselfilter wird man bei ihnen vergeblich suchen.

Trotz alledem sollte man als E-Autofahrer:in folgende Tipps beherzigen, um gut durch den Winter zu kommen:

  • Bedarfsorientiertes Heizen: Ist man ohne Mitfahrende unterwegs, ist es aus Effizienzgründen sinnvoll, das Heizen auf ein notwendiges Maß zu beschränken. Helfen können hier eine richtig eingestellte 2-Zonen-Climatronic, Sitzheizung oder der Umluftmodus. So spart man Energie ohne Komfortverlust.

  • Vorheizen am Ladekabel: Für alle, die es im Winter gerne möglichst warm haben wollen, bevor sie ins Auto steigen, ist zu empfehlen, die Vorheizfunktion zu starten solange das Auto noch am Ladekabel hängt. Dadurch muss die dafür benötigte Energie nicht aus der Batterie entnommen werden. Dies spart Energie für die Reichweite.

  • Warme Akkus laden besser: Am besten funktioniert das Laden, wenn der Vorgang nach einer Fahrt mit vorgewärmter Batterie begonnen wird.

Mit diesen Informationen steht dem E-Auto auch der Winter nicht mehr im Wege. Zusätzlich gilt natürlich, egal ob Elektroauto oder Verbrenner: Winterreifen aufziehen und auf winterliche Fahrbedingungen einstellen.

In diesem Sinne wünscht Ihnen das Projektteam… eine sichere Fahrt durch den Winter!

Tipp

Wenn Sie mehr über das Projekt „Einführung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für E-Mobilität im Mariazellerland-Mürztal“ erfahren möchten, geht es hier zur Projektseite, unserem Projektzwischenbericht und unserem Projektpartner 4ward Energy Research GmbH.

Dieses Projekt wird vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, dem Land Steiermark und der Europäischen Union unterstützt.

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