Ende Juli haben die ersten fünf Studierenden des neuen Master-Studiengangs „Content-Strategie / Content Strategy“ ihre mündlichen Abschlussprüfungen abgelegt. Sie haben ihre Master-Arbeiten ausführlich vorgestellt und diskutiert. Danach haben wir die Studierenden zu drei selbstgewählten Themen aus dem Studium befragt — von der Webtypographie bis zum Verhältnis von Unternehmensinhalten und Markenbotschaften.
Eine Etappe ist geschafft: die ersten Master-Prüfungen von „Content-Strategie / Content Strategy“
Heinz Wittenbrink, 03. August 2016Alle Master-Arbeiten am Studiengang „Content-Strategie / Content Strategy“ sollen zeigen, wie ein Geschäftsproblem durch eine Inhaltsstrategie gelöst werden kann. Die ersten Absolventinnen und Absolventen Daniela Holzer, Paolo Reininghaus, Julia Kneidinger, Sabrina Blazek und Kerstin Strohmeier haben ihre Arbeiten im Auftrag von Firmen oder Organisationen geschrieben — die Ergebnisse können und sollen praktisch umgesetzt werden. Die AuftraggeberInnen — manchmal auch die ArbeitgeberInnen der Studierenden — waren sehr unterschiedlich: ein international tätiger Technologiekonzern mit Hauptsitz in Graz, ein mittelständischer Maschinenbauer, ein steirischer Cluster, ein Software-Start-up oder eine Yoga-Lehrerin. Die Methodik, mit der die Aufgaben gelöst wurden, war aber immer ähnlich. Immer bildet eine ausführliche und systematische Analyse den Anfang, bei der die Bedürfnisse der NutzerInnen der Inhalte im Mittelpunkt stehen. Immer soll die Analyse dazu führen, eine verbindliche Inhaltsstrategie für das Unternehmen zu definieren, zu der überprüfbare Ziele und klare Kernbotschaften gehören. Aus der Strategie leiten sich Inhaltstypen und Grundsätze für die Redaktion und das Content-Management ab. Ob die Strategie erfolgreich umgesetzt werden kann, hängt in jedem Unternehmen von der Digital Governance ab, der Steuerung der digitalen Präsenz durch die Unternehmensführung. Deshalb ist Change Management ein Thema in allen unseren Master-Arbeiten.
Eigentlich ist es nicht sensationell, wenn Studierende nach zwei Jahren ein Master-Studium mit einer mündlichen Prüfung abschließen. Als Leiter dieses Studiengangs war ich trotzdem sehr aufgeregt. Und nach dem Tag mit den Prüfungen war ich entsprechend erleichtert. Ich hatte das Gefühl, dass wir das Ziel der ersten Etappe erreicht haben.
Ein experimenteller Studiengang
Der Studiengang an der FH JOANNEUM ist der erste Studiengang zum Thema Content-Strategie überhaupt. Nie zuvor sind Master-Arbeiten in dieser Disziplin geschrieben worden, und es gibt auch kein anderes Curriculum auf akademischem Niveau.
Der Start dieses Studiengangs vor zwei Jahren war ein Experiment. Content-Strategie existiert als Disziplin und Berufsbezeichnung in internationalen Agenturen und Unternehmen zwar schon seit den 90er Jahren. Eine umfassende Ausbildung für diese Disziplin gab es aber bisher nicht. Außerhalb des englischen Sprachraums hat sich die Content-Strategie als Praxis bisher nur in Einzelfällen etabliert. Wir haben das Curriculum des Studiengangs entworfen, weil Inhaltsfachleute in der digitalen Welt von heute eine eigene methodische Ausbildung brauchen und weil sich eine solche Ausbildung sehr gut an der Praxis der Content-Strategie im angelsächsischen Sprachraum orientieren kann. Dass die verschiedenen Kompetenzen, die wir in unserem Studiengang vermitteln, tatsächlich miteinander zusammenhängen und sich in einem einheitlichen Programm erwerben lassen, konnten wir damals nicht beweisen — auch nicht, dass es tatsächlich einen Bedarf nach dieser Ausbildung gibt. Deshalb war die Akkreditierung des Studiengangs nicht selbstverständlich und verlangte ausführliche — und wiederholte — Begründungen.
Erst die Master-Arbeiten und auch die Master-Prüfungen der ersten Studierenden haben gezeigt, dass unser Konzept aufgeht: Ein praxisnahes und trotzdem akademischen Studium lässt sich umsetzen — auch wenn das Studium für diese erste Generation von Studierenden noch sehr viele provisorische Elemente hatte. Der erste Jahrgang von „Content-Strategie / Content Strategy“-Studierenden — Hashtag: #cos14 — hat an der Entwicklung des Studiengangs so intensiv mitgearbeitet wie das Entwicklungsteam vor dem Start. Die Studierenden waren die ersten TesterInnen unseres Konzepts.
Studieninhalte im Praxistest
Wir können noch nicht sagen, ob diese Ausbildung den Studierenden in ihrer beruflichen Karriere so nutzt, wie sie und wir es erwarten. Aber das berufsbegleitende Studium hat für einige Mitglieder des Jahrgangs schon vor dem Abschluss zu neuen Aufgaben und für manche zu Karrieresprüngen geführt. Nicht weniger wichtig: Die Unternehmen, in denen die Studierenden arbeiten, haben Ergebnisse der Projektarbeiten während des Studiums umgesetzt und werden auch die Master-Arbeiten verwenden. Damit hat das Studium eine unmittelbare Auswirkung auf den digitalen Wandel in steirischen und österreichischen Firmen. Umgekehrt profitieren wir als Hochschule davon, dass die Studierenden ihre berufliche Erfahrung direkt ins Studium einbringen können.
Nach den ersten Master-Prüfungen kennen wir jetzt alle wichtigen Elemente des Studiums aus der Praxis. Jetzt können wir das, was wir mit den Studierenden zusammen entwickelt haben, verbessern. Für die Studierenden und Lehrenden wird das Studium in Zukunft wohl weniger anstrengend verlaufen, aber die besondere Spannung, etwas ganz Neues auszuprobieren, haben ihnen die Mitglieder des ersten Jahrgangs #cos14 voraus.