Die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) ist da. Und zwar seit 9. Dezember 2015. Am Institut eHealth ist ELGA schon länger bekannt: sowohl in der Lehre als auch in der Forschung. Institutsleiter Robert Mischak über Veränderungen und Datenschutz.
ELGA ist da.
Robert Mischak, 09. Dezember 2015Grundsätzlich bestimmen BürgerInnen die Teilnahme an ELGA und den Zugriff auf ihre Daten selbst. ELGA‐TeilnehmerInnen können ab sofort auf die eigenen Befunde zugreifen. Sie können aber auch kontrollieren, wer in ihre ELGA Einschau genommen hat.
Was bringt die ELGA wirklich?
Gerade für Personen mit chronischen Erkrankungen entfällt so ein Großteil der bisher selbst erstellten „Gesundheitsbuchhaltung“. In der vollen ELGA-Ausbaustufe werden zum Beispiel keine individuell geführten Medikationslisten notwendig sein. Denn sämtliche Medikamente können in standardisierter und eindeutiger Weise per e-Medikation zentral abgerufen werden.
Ärztinnen und Ärzte sowie VertreterInnen anderer Gesundheits- und Sozialberufe können – sofern sie von ELGA-TeilnehmerInnen die Berechtigung erhalten haben und sich in einem aktiven Betreuungsverhältnis befinden – orts- und zeitunabhängig, sehr rasch wichtige Gesundheitsdaten einsehen. So sind sie über Vorerkrankungen, Allergien etc. informiert. Ein Beispiel für eine Verbesserung diesbezüglich betrifft den Prozess der Medikamenten-Anamnese.
Information über Medikamente werden über die e-Medikation vorliegen und die vielerorts durchgeführten „Medikamenten-Interviews“ mit Patientinnen und Patienten oder Angehörigen entfallen. Unerwünschte Ereignisse infolge von Medikations-Irrtümer können dadurch auf ein Minimum reduziert werden Die Verbesserungen betreffen also sowohl die Patientensicherheit als auch die Behandlungseffizienz.
Einrichtungen wie beispielsweise Spitäler können sich durch den einheitlichen und strukturierten Aufbau der Dokumente besser organisieren, vor allem auch an den Nahtstellen, wie zum Beispiel Spitäler und Pflegeheime.
Vorreiter und Zugpferd
Die Steiermark nimmt bezüglich ELGA gemeinsam mit Wien die Vorreiterrolle in Österreich ein. Konkret starteten am 9. Dezember 2015 die Krankenanstalten der KAGes, das Krankenhaus der Elisabethinen Graz, die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz, das Marienkrankenhaus Vorau und das Neurologische Therapiezentrum Kapfenberg sowie einige Krankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Im zweiten Quartal 2016 wird im Bezirk Deutschlandsberg mit der e‐Medikation begonnen.
In der ersten Ausbaustufe beinhaltet die ELGA ärztliche und pflegerische Entlassungsbriefe aus stationären Aufenthalten, Laborbefunde und Radiologiebefunde von ambulanten Aufenthalten oder als Beilage zum Entlassungsbrief.
Sichere Daten?
Größtes Augenmerk wurde auf Datenschutz und Datensicherheit gelegt. ELGA-relevante Gesundheitsdaten werden den zugriffsberechtigten Personen nur vermittelt, wenn sie für Diagnostik und Behandlung während eines ambulanten oder stationären Aufenthalts gebraucht werden.
Da Gesundheitsdaten als besonders sensible Daten einzustufen sind, sind den ELGA‐Teilnehmerinnen und Teilnehmern weiterreichende Opt-Out Rechte, also Rechte zur Deaktivierung, eingeräumt. Sie können zwischen folgenden Möglichkeiten wählen:
- einem völligen Opt-Out, das bedeutet keine ELGA-Teilnahme
- einem teilweisen Opt-Out, also dem Löschen gewisser Befunde
- einem situativen Opt-Out, während des Aufenthalts
Bei besonders kritischen Gesundheitsdaten einer Person in Hinblick auf ihr soziales Umfeld beispielsweise im Zusammenhang mit HIV-Infektionen, psychischen Erkrankungen, Ergebnissen genetischer Analysen oder Schwangerschaftsabbrüchen, müssen Patientinnen und Patienten auf ihr Opt-Out-Recht hingewiesen werden.
Persönliches Fazit
Letztlich kann – bei aller (teilweise auch berechtigten) Skepsis – gesagt werden: die Vorteile der ELGA überwiegen deutlich und in zehn Jahren wird man sich in allen Ebenen an die neuen ELGA-Dokumente gewöhnt und sie auch entsprechend weiterentwickelt haben.
Und es ist schön, dass die FH JOANNEUM, insbesondere das Institut eHealth, zu einer Modernisierung unseres Gesundheitswesens beitragen kann.