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Ernährungsstandards in steirischen Pflegeheimen optimieren

Niklas Sieger
Bild von einem Salat

Die Ernährung in steirischen Pflegeheimen sollte an die individuellen Essbiografien der Bewohnerinnen und Bewohner angepasst werden. Dabei ist besonders auf einen ausreichenden Gemüse- und Vollkornanteil zu achten. (© FH JOANNEUM / Marion Luttenberger)

Der Verband der Diaetologen Österreichs zeichnete das Projekt „EUTIP – Essen und Trinken in steirischen Pflegeheimen“ des Instituts Diätologie der FH JOANNEUM mit dem DIAETAWARD 2019 in der Kategorie „Wissenschaft & Forschung“ aus. Für uns ein Anlass, um mit Bianca Fuchs-Neuhold und Manuela Hatz vom Projektteam über die wesentlichen Erkenntnisse zu sprechen.

Im Rahmen des Projekts wurden die Ernährungsstandards von 94 steirischen Pflegeheimen untersucht. Welche Schlüsse konnen Sie daraus ziehen?

Bianca Fuchs-Neuhold und Manuela Hatz: „Von den 54 Mindeststandards für die Gemeinschaftsverpflegung des Gesundheitsfonds Steiermark, welche wir analysiert haben, wurden 43 erfüllt oder eher erfüllt. Hierzu zählen etwa das Anbieten von fünf bis sechs Mahlzeiten pro Tag, die Berücksichtigung der Essbiografien der Bewohnerinnen und Bewohner sowie die einfache und altersgerechte Gestaltung des Speiseplans. Neun Standards wurden hingegen kaum oder gar nicht erfüllt, darunter die Verwendung von Produkten aus biologischer Landwirtschaft, das regelmäßige Anbieten von Vollkornprodukten sowie die Einhaltung einer Obergrenze für die Häufigkeit von Fleischgerichten. In diesen Punkten sehen wir noch Optimierungsbedarf. Auch die Diskrepanz zwischen den individuellen Ernährungsbedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner sowie den Anforderungen der Mindeststandards gestaltet sich in der Praxis oft herausfordernd.“

Welche Empfehlungen für Pflegeeinrichtungen leiten Sie aus Ihrem Projekt ab?

Bianca Fuchs-Neuhold und Manuela Hatz: „Es ist wichtig, dass die Verpflegungsqualität in Pflegeheimen gesteigert wird, weil sich dadurch auch die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner beibehalten beziehungsweise fördern lässt. Wir empfehlen daher, Ernährungsteams in Pflegeheimen zu installieren, denen auch Diätologinnen und Diätologen angehören. Diese können ernährungstherapeutische Maßnahmen setzen sowie Speisepläne erstellen und optimieren. Weiters gilt es, das Bewusstsein hinsichtlich der Bedeutung von Ernährung im Alter bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch Kochkurse und praxisorientierte Schulungen wie DAMIA — Der alte Mensch is(s)t anders zu schärfen. Darüber hinaus sollte der Gemüse- und Vollkornanteil erhöht sowie der Anteil an Fleisch- und Süßspeisen verringert werden.“

Inwiefern wirken sich einheitliche Ernährungsstandards auf die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeheimen aus?

Bianca Fuchs-Neuhold und Manuela Hatz: „Eine auf die individuellen ernährungsphysiologischen Bedürfnisse abgestimmte Ernährung kann Krankheiten vorbeugen beziehungsweise deren Verlauf günstig beeinflussen. Eine ausreichende Energie- und Nährstoffzufuhr kann zudem der im Alter häufig vorkommenden Mangelernährung vorbeugen. Unter angenehmen Rahmenbedingungen eingenommene Mahlzeiten wirken sich außerdem positiv auf die Psyche, die soziale Teilhabe sowie das Miteinander aus und stellen somit eine wertvolle Ressource dar.“

Bianca Fuchs-Neuhold (links im Bild) und Manuela Hatz (rechts im Bild) vom Institut Diätologie der FH JOANNEUM sprechen über das Projekt „EUTIP – Essen und Trinken in steirischen Pflegeheimen“. (© FH JOANNEUM / Miriam Weiß)

Tipp

Alle Ergebnisse des Projekts sind in diesem Bericht zu lesen. Weitere Informationen zum Institut Diätologie, welches das Health Perception Lab (HPL) im Bereich der angewandten Sensorikforschung betreibt, finden Sie hier.

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