Anna Holzhacker engagiert sich neben ihrem Studium „Journalismus und Public Relations (PR)“ als österreichische UN-Jugenddelegierte. Ein Interview mit der
FH JOANNEUM-Studierende bei den UN
Natanja C. Pascottini, 03. Oktober 2017Wie wird man Jugenddelegierte der UN?
Anna Holzhacker: Grundsätzlich ist der Bewerbungsprozess für das Amt der Jugenddelegierten von Land zu Land unterschiedlich, ebenso wie die genaue Funktion und Anzahl der Delegierten. In Österreich gibt es jährlich eine Delegierte oder einen Delegierten, der von der Bundesjugendvertretung (BJV) ausgewählt und zur Generalversammlung der Vereinten Nationen gesandt wird. Die Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt durchlaufen einen mehrstufigen Bewerbungsprozess. Dieses Jahr mussten die Kandidatinnen und Kandidaten ein Video aufnehmen und Texte schreiben sowie bei einem Hearing fachliche und soziale Kompetenzen unter Beweis stellen. Ein Gremium der BJV wählt schließlich den oder die Delegierte aus, wobei hervorragendes Englisch, Erfahrung im Jugendbereich und gute Beweggründe auf jeden Fall Voraussetzung für die Position sind.
Was sind deine Beweggründe, dich als Jugenddelegierte zu engagieren?
Anna Holzhacker: Für Politik und im Besonderen Jugendthemen habe ich mich schon immer interessiert, konkret bin ich aber durch einen Aufenthalt als Klimareporterin in Marrakesch bei der Klimakonferenz im letzten Jahr auf die Idee gekommen, mich für das Amt der UN-Jugenddelegierten zu bewerben. Dort habe ich engagierte Menschen aus der ganzen Welt getroffen – und darunter sehr viele junge Erwachsene – die sich mit ganzem Herzen dafür eingesetzt haben, unsere Welt und Zukunft besser zu gestalten. Auch wenn Jugendpolitik von vielen als eine Politik der Symbole gesehen wird und der Wunsch, die Welt zu verändern, oft als lächerlich und unrealistisch abgetan wird – aber wer, wenn nicht ich, wir, meine Generation, soll damit anfangen?
Was machst du bei deinem Aufenthalt in New York?
Anna Holzhacker: Der Aufenthalt bei der UN-Generalversammlung ist auf jeden Fall ein Abenteuer. Das Highlight ist eine Rede vor dem Dritten Komitee der Generalversammlung, das für soziale und humanitäre Themen zuständig ist. Dieses Jahr wird außerdem eine Jugendresolution verfasst, an der die Jugenddelegierten mitarbeiten dürfen. Side-Events gehören ebenso zum Alltag wie die Vernetzung mit anderen Jugenddelegierten, Besuche bei verschiedenen UN-Institutionen und Workshops. Im Fokus der Arbeit vieler Jugenddelegierter steht auch die Implementierung eines Youth Delegate-Programmes in Ländern, in denen es noch nicht etabliert ist.
Wie lässt sich dieses Amt mit der FH vereinbaren?
Das Amt der österreichischen Jugenddelegierten ist ein Ehrenamt, das je nach Auslegung eine Freizeitbeschäftigung oder ein 40-Stunden-Job sein kann. Ich bin Jugenddelegierte, damit ich die Stimme meiner Generation hörbar machen kann – was natürlich viel Zeit beansprucht. Dank meines Studiengangleiters Heinz M. Fischer, der bezüglich der Anwesenheitspflicht im Zusammenhang mit meinem Amt sehr kulant ist, kann ich etwa an der UN-Generalversammlung teilnehmen, ebenso gelegentliche Termine während des Semester wahrnehmen. Auch die Lehrenden unterstützen mich alle, worüber ich sehr froh bin. Dass das nächste Jahr – noch dazu mein letztes Jahr im Bachelor-Studium – anstrengend wird, kann ich aber nicht leugnen.
Was bringt es für dich persönlich und beruflich?
Persönlich kann ich mir sehr viel davon mitnehmen: Ich lerne Menschen aus aller Welt kennen und habe als UN-Enthusiastin die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen und dort mitzureden. Die Menschen, die ich bis jetzt durch meine Arbeit kennenlernen durfte, sind ein besonders schöner Part meiner Arbeit. Ihr Engagement und Enthusiasmus für ihre Aufgaben beeindrucken mich und machen die Zusammenarbeit zu etwas ganz Besonderem. Außerdem habe ich durch die Arbeit die Möglichkeit, Menschen kennenzulernen, die ich sonst nicht treffen würde – seien es Politikerinnen, Politiker, Expertinnen, Experten und engagierte Jugendliche. Ich hoffe natürlich, dass mir vor allem das politische und internationale Wissen, das ich durch meine Arbeit als Jugenddelegierte erlangen werde, auch beruflich zu Gute kommen wird, da ich mir später sehr gerne in einer Nachrichten- oder Politikredaktion arbeiten möchte.
Tipp
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