Unser Lehrender Georg Mittenecker hat sich in den letzten Monaten damit auseinandergesetzt, wie er seine Vorlesungen noch spannender gestalten kann: Er hat die Hochschuldidaktische Weiterbildung (HDW) absolviert. Wir haben nachgefragt, was er für sich aus dem Programm mitnehmen konnte.
Für mehr Aufmerksamkeit im Hörsaal: Hochschuldidaktische Weiterbildung an der FH JOANNEUM
Natanja C. PascottiniVorlesung: Ein Wort, das viele Studierenden zum Gähnen bringt. Gegen diesen Reflex arbeiten wir mit der Hochschuldidaktischen Weiterbildung (HDW): Bei diesem Programm stellen sich die Lehrenden der Hochschule der Herausforderung, neue didaktische Konzepte zu entwickeln und ihre Lehre angreifbar, spannend und abwechslungsreich zu gestalten.
Die HDW ist für unsere Lehrenden verpflichtend und findet während der Dienstzeit statt. Georg Mittenecker ist einer von mittlerweile über 100 Lehrenden, die den Lehrgang durchlaufen haben.
Was hat Ihnen die HDW gebracht?
Ich habe schon an mehreren anderen Didaktik-Fortbildungen teilgenommen. Die HDW hat als umfangreicheres Programm aber einige mir schon bekannte Themen ausführlicher behandelt und durch viele praktische Übungen besser in meinem „didaktischen Repertoire“ verankert. Damit kann ich jetzt aus vielfältigen Formen der Unterrichtsgestaltung auswählen und wieder vermehrt neue Methoden ausprobieren. Bei der Vorbereitung und Durchführung meiner Lehrveranstaltungen bin ich damit effizienter. Vor allem aber ist die Lehre damit für meine Studierenden hoffentlich auch besonders spannend und motivierend.
Besonders interessant fand ich auch die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus ganz verschiedenen Instituten und Fachbereichen – von ihren sehr unterschiedlichen „Erfolgsrezepten“ versuche ich natürlich auch, mir einiges abzuschauen.
Worauf legen Sie in der Lehre Wert?
Meine Lehrveranstaltungen – im Bereich der Internet-Technologie, Kommunikationsanwendungen und Netzwerksicherheit – sollen unseren Studierenden in erster Linie das nötige Rüstzeug geben, um in ihrem Berufsleben erfolgreich zu sein. Dazu beschäftigen wir uns mit ganz aktuellen Themenstellungen, vor allem auch in vielen praktischen Laborübungen und bei Aufgabenstellungen aus dem „echten Berufsleben“ durch Firmenkooperationen und Projekte.
Welche Innovationen bringt die HDW in Ihre persönliche Lehre?
Ich möchte einige Methoden ausprobieren – etwa die Gruppenpuzzle-Methode, bei der die Studierenden in verschiedenen Gruppenzusammenstellungen arbeiten, oder die Verwendung von Fallstudien aus der Industriepraxis vermehrt nutzen. Auch die Planung und Vorbereitung meiner Lehrveranstaltungen kann ich jetzt noch systematischer machen. Vor allem auf den passenden Rhythmus in den einzelnen Blöcken möchte ich Rücksicht nehmen: intensive Arbeitsphasen müssen immer auch mit genügend Pausen oder extensiveren Blöcken abgewechselt werden.
Welche Techniken setzen Sie besonders gerne in Vorlesungen ein?
Zuerst einmal sind „klassische Vorlesungen“ ohnehin nur ein kleinerer Teil meiner Lehrveranstaltungen. Soweit wie möglich sollen Übungsblöcke, projektartige Teile, Diskussionen und ähnliche für die Studierenden aktivere Formen überwiegen!
In den Vorlesungsteilen versuche ich, Abwechslung zu bieten: Neben Inputs von mir gibt es „Flüstergruppen“, in denen die Studierenden für wenige Minuten in Zweier- bis Dreiergruppen eine Frage diskutieren. Ich zeige manchmal einen kurzen Video-Ausschnitt oder lasse auch einmal für eine spezielle Übung im Hörsaal ein Dutzend „Freiwillige“ ein Übungsspiel machen, das ein Netzwerkprotokoll „simuliert“.,
Mit welchen Herausforderungen sind Sie bei der Vermittlung komplexer Inhalte konfrontiert?
Wenn ich selbst ein bestimmtes Thema schon gut kenne, bin ich oft zu schnell bei einigen Erklärungen: Da muss ich bewusst Pausen beim Sprechen einlegen und auch regelmäßig ein Feedback von den Studierenden einholen, um nach Bedarf etwas noch einmal in anderer Weise zu diskutieren. Und das einfache Motto „Weniger ist mehr“ hilft mir auch sehr!
Sie haben bestimmt schon viel im Hörsaal erlebt. Möchten Sie mit uns eine nette Anekdote zum Thema Lehre teilen?
Leider haben gerade im ersten Semester einige Studierende, die mit meinen „technischen“ Themen noch nicht viel zu tun hatten, manchmal größere Probleme, einen guten Einstieg in meinen Fachbereich zu schaffen, und es kommt daher auch immer wieder zu kommissionellen Prüfungen. Eine Kandidatin hat diese Prüfung leider nicht geschafft und musste das ganze erste Studienjahr wiederholen. Bei diesem zweiten Versuch war sie bei allen Übungen sehr aktiv, hat sich schon gut ausgekannt und war dann bei meiner Prüfung die einzige aus einer großen Gruppe, die ein „Sehr gut“ geschafft hat – das hat mich natürlich besonders gefreut!