Philip Klöckl, bis Juni 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH JOANNEUM Bad Gleichenberg, begleitete das österreichische Team zur U-21-Fußball-EM 2019 in Italien.
Fußballdatentracking auf internationalem Niveau
Niklas SiegerDie Euphorie nach dem ersten Match am 17. Juni 2019 war groß: Österreich bezwang Serbien (von vielen als Geheimfavorit bei dieser U21-EM gehandelt) mit 2:0 und so manch optimistischer Person rutschte bereits das Wort „Sommermärchen“ über die Lippen. Dieses blieb nach der 1:3-Niederlage gegen Dänemark am 20. Juni 2019 und dem 1:1-Unentschieden gegen Deutschland am 24. Juni 2019 zwar aus – unser Team hat es nicht ins Halbfinale geschafft –, dennoch haben Österreichs U21-Kicker eindrucksvoll gezeigt, was in ihnen steckt.
Mit dabei in Italien war auch Philip Klöckl, bis Juni 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sportwissenschaftlichen Labor an unserem Standort in Bad Gleichenberg und seit Juli 2019 Datenanalyst beim Bundesligisten LASK Linz. Als solcher war Philip Klöckl auch bei der U-21-Fußball-Europameisterschaft 2019 für die österreichische Nationalmannschaft tätig. Zum Einsatz kam dabei ein High-End-Tracking-System namens Catapult. Hierbei wird ein Sensor im Nacken der Spielerinnen und Spieler positioniert, der anhand von GPS- und Beschleunigungssensoren ihre Position und Bewegungen misst und somit Daten für die Analyse erhebt. Damit soll das Training für alle Beteiligten optimiert werden. „Es geht vor allem darum, die Belastung der Spielerinnen und Spieler individuell zu steuern. Aufgrund der Beschleunigungen ändern sich Parameter wie Laufrichtung, Laufgeschwindigkeit oder Herzfrequenz ständig. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Belastungsausmaße“, erklärt Philip Klöckl. Die Leistungsdiagnostik ermöglicht in weitere Folge eine hohe Individualisierung, da man von jeder Spielerin und jedem Spieler Daten erhält, auf deren Grundlage die Trainerin beziehungsweise der Trainer Entscheidungen treffen kann, etwa wann eine Fußballerin beziehungsweise ein Fußballer das körperliche Belastungslimit erreicht hat oder wo noch Potenzial besteht. „Das kann sich zum Beispiel so äußern, dass eine Spielerin oder ein Spieler im Training eine zusätzliche Übung macht, um sich in einem bestimmten Bereich zu verbessern und eine andere Spielerin beziehungsweise ein anderer Spieler bereits früher aus dem Training genommen wird, weil bereits das Maximum erreicht wurde“, so Philip Klöckl. Für die Trainerin beziehungsweise den Trainer ist es auch wichtig, seine Spielerinnen und Spieler sowie deren Belastungsgrenzen möglichst genau zu kennen, um zu wissen, wer beim nächsten Spiel geschont werden sollte und wer zum Einsatz kommen kann. Für die Spielerinnen und Spieler bietet das System wiederum ausreichend Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und somit körperlich leistungsfähiger zu werden.
„Beim SK Sturm Graz ist das System bereits regelmäßig im Einsatz und auch mit dem Österreichischen Fußballbund (ÖFB) ist eine längerfristige Kooperation angedacht“, erklärt Dietmar Wallner, Leiter des Sportwissenschaftlichen Labors der FH JOANNEUM Bad Gleichenberg. Vonseiten der Verantwortlichen beim ÖFB heißt es, man wolle die Zusammenarbeit forcieren und das Trackingsystem Catapult auch beim nächsten Lehrgang zur EM-Qualifikation 2020 einsetzen. Vielleicht klappt es dann ja bereits mit dem Sommermärchen.