Das Projekt „GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN – daheim und unterwegs“, ermöglicht Steirer:innen kostenlose Ernährungsberatungen in ihrem Wohnbezirk. Zwölf Diätolog:innen betreuen interessierte Personen seit 2018 zu unterschiedlichen Ernährungsanliegen – besonders häufig auf dem Weg zum Wohlfühlgewicht. Zwei Diätologinnen teilen ihre Erfahrungen und sprechen über ihre Ansätze in der Ernährungsberatung.
Gemeinsam geht´s leichter – kostenlose Begleitung auf dem Weg zum Wohlfühlgewicht
Theresa Draxler und Manuela Hatz, 30. März 2022
Kostenlose Ernährungsberatungen in der Steiermark sollen die Bevölkerung fit und gesund machen. Foto: iStock
Laut dem Gesundheitsbericht 2020 für die Steiermark galten 15,3 % der Steirer:innen als fettleibig beziehungsweise adipös (Body Mass Index (BMI) von ≥ 30) und 36,0 % als übergewichtig (BMI von 25,0 bis 29,9). Somit liegt rund die Hälfte der steirischen Bevölkerung oberhalb des Normalgewichtsbereichs. Der Anteil an Adipositas-Erkrankungen ist bei Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status am stärksten ausgeprägt. Da Adipositas unter anderem das Risiko erhöht, an Diabetes mellitus Typ 2, Fettstoffwechselstörungen, Fettleber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken, gibt es vor allem in dieser Bevölkerungsgruppe einen hohen Bedarf an Ernährungsberatungen.
Im Projekt „GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN – daheim und unterwegs“ vermitteln die Diätolog:innen gesichertes Wissen, um die steirischen Klient:innen bei der Verbesserung ihrer Ernährungsgewohnheiten zu unterstützen. Vor allem Personen mit Übergewicht oder Adipositas, die Gewicht reduzieren und ihr Ernährungsverhalten ändern möchten, sich eine Ernährungsberatung aber nicht leisten können, sollen mit diesem Angebot abgeholt werden. Das Programm wurde vom Gesundheitsfonds Steiermark beauftragt und wird durch das Institut Diätologie der FH JOANNEUM umgesetzt.
Photo: FH JOANNEUM
Netzwerktreffen der Diätologinnen an der FH JOANNEUM in Graz
Viele Betroffene möchten durch eine Gewichtsreduktion ihre Gesundheit verbessern und ihre Lebensqualität erhöhen. Radikale Diäten sind dafür jedoch nicht geeignet, denn meist resultieren Diäten langfristig in einer Gewichtszunahme durch den allseits bekannten Jo-Jo-Effekt und führen unabhängig von der Gewichtsveränderung zu keiner gesundheitlichen Verbesserung. Eine ausgewogene Ernährung, die langfristig umgesetzt wird, kann hingegen helfen, das Gewicht im Wohlfühlbereich zu halten und Übergewicht sowie Begleit- und Folgeerkrankungen vorzubeugen. So hat eine Ernährungsweise, die durch einen hohen Gemüse- und Obstverzehr charakterisiert ist, oftmals eine geringe Energie- und Nährstoffdichte und kann dazu beitragen, das Risiko für Übergewicht bzw. Adipositas zu verringern.
Eine langfristige Betreuung ist wichtig, um sein Wunschgewicht zu erreichen. Für viele sind die Termine motivierend und immer wieder ein neuer Ansporn. Eine langfristige Gewichtsreduktion ist auch einfacher, wenn nicht gehungert oder strikt auf bestimmte Lebensmittel verzichtet werden muss. Diäten bringen nichts und auch bei einer Gewichtsreduktion ist alles erlaubt. Dieser Weg ist motivierender als immer nur an Verbote zu denken.
Diätologin Natalie Möstl, BSc
Photo: Privat
Diätologin Natalie Möstl, BSc
Mit einer Beratung durch Ernährungsfachkräfte wie Diätolog:innen kann eine nachhaltige Verbesserung des Ernährungsverhaltens erreicht werden. Die Möglichkeit, das kostenlose Angebot regelmäßig und langfristig in Anspruch zu nehmen, stellt einen wichtigen Motivationsfaktor für Klient:innen dar. Im Projekt können daher bis zu neun Beratungstermine pro Betreuungsjahr in Anspruch genommen werden. Durch regelmäßige Folgeberatungen können Klient:innen die eigenverantwortliche Umsetzung der Ernährungsempfehlungen im Alltag einüben.
Im Gewichtsmanagement ist es wichtig zu lernen, wieder auf den eigenen Körper zu hören, insbesondere auf das Hunger- und Sättigungsgefühl. Ich helfe dabei, Alternativen zu finden, wenn man zum Beispiel aus Langeweile isst und achte darauf, welche Ressourcen vorhanden sind.
Diätologin Natalie Möstl, BSc
Aus dem Gesundheitsbericht geht ebenfalls hervor, dass Steirer:innen vor allem in den Bereichen Ernährung und Bewegung nicht die gesundheitsförderlichen Empfehlungen erfüllen. Gesunde Ernährung zu fördern ist ein wesentliches Gesundheitsziel in der Steiermark, da ein zu hohes Körpergewicht und damit verbundene Erkrankungen durch einen gesunden Lebensstil weitgehend vermeidbar sind.
Besonders gute Erfolge in der Gewichtsreduktion erreichen jene Menschen, die von sich aus Gewicht abnehmen möchten und ausreichend Ressourcen mitbringen, um sich mit ihrer Ernährung und ihrem Lebensstil zu beschäftigen.
Vielen meiner Klient:innen hilft dabei auch, das Ziel zu visualisieren. Wie fühlt es sich an, wie verändert es mich als Person, wie verändert es meine Gefühle, wie verändert es meinen Alltag und meine Beziehungen, wenn ich ein anderes Körpergewicht habe?
Diätologin Mag.a Birgit Wirnsberger, BSc
Vielen meiner Klient:innen hilft dabei auch, das Ziel zu visualisieren. Wie fühlt es sich an, wie verändert es mich als Person, wie verändert es meine Gefühle, wie verändert es meinen Alltag und meine Beziehungen, wenn ich ein anderes Körpergewicht habe?
Photo: Privat
Diätologin Mag.a Birgit Wirnsberger, BSc
Bis Ende 2022 stehen insgesamt 6.660 Stunden an individueller, kostenloser und regionaler Ernährungsberatung zur Verfügung. Seit Projektbeginn wurden davon bereits rund 5.100 Beratungsstunden in Anspruch genommen. Neben vielfältigen ernährungstherapeutischen Themen wurden rund zwei Drittel aller teilnehmenden Steirer:innen zu den Themen Übergewicht und Adipositas betreut.
Die Ernährungsberatung gestalte ich individuell angepasst an die Bedürfnisse der Klient:innen. So erarbeiten wir zum Beispiel gemeinsam Alternativen für bisher ungünstige Ernährungsgewohnheiten und definieren Schritt für Schritt ganz konkrete Maßnahmen, die im Alltag einfach umgesetzt werden können.
Diätologin Mag.a Birgit Wirnsberger, BSc
In den Ernährungsberatungen werden von den Diätolog:innen auch Beratungsmaterialien eingesetzt, die im Rahmen des Programms entwickelt wurden. Dazu zählt beispielsweise ein Modell für die Darstellung eines gesunden Tellers zur Gewichtsreduktion.
Tipp
Auch Ernährungsfachkräfte außerhalb des Programms können diese und weitere Beratungsunterlagen bei Frau Mag.a Martina Steiner von der Fach- und Koordinationsstelle Ernährung des Gesundheitsfonds Steiermark bestellen.
