Klingt etwas eklig, hat aber Sinn: Agnes Böhm und Simon Schantl widmen sich mit zwei Projekten dem Thema Insekten als Nahrungsmittel. Mahlzeit!
Insekten in aller Munde.
Julia Gosch & Natanja Reitner, 19. November 2015Wenn man auf Agnes Böhms Waffelsnack beißt, erwartet man sich zuerst den Geschmack einer berühmten Waffel in einer rosa Verpackung. Es knackt, es knuspert, aber mit Schoko-Haselnuss-Schnitten haben Agnes Waffeln nicht zu tun. Das liegt einerseits daran, dass sie eher pikant gewürzt sind: mit Ingwer, Erdnusspaste und verschiedenen Gewürzen. Andererseits sind die Insekten der Grund: Die wurden nämlich in der Creme und in der Waffel in Form von Grillenmehl verarbeitet.
Photo: FH JOANNEUM / Manfred Terler
Agnes Böhm entwickelte den Insekten-Waffelsnack für ihre Bachelor-Arbeit im Studiengang
Aber warum forscht man überhaupt an Insekten als Nahrungsmittel?
Der Bedarf an tierischem Protein ist weltweit mittlerweile so hoch, dass er nicht mehr durch klassische Landwirtschaft nachhaltig gedeckt werden kann. Das heißt konkret: Für die vielen Nutztiere wie Schweine, Rinder und Hühner haben wir erstens keinen Platz mehr und zweites nicht mehr genügend pflanzliches Futter. Insekten bieten hier eine Lösung: Insektenfarmen brauchen wenig Platz, die Tiere selbst wenig Futter und ihre Inhaltsstoffe sind gesund und nahrhaft.
Wo liegen die Probleme?
Was hättest du heute gerne zum Abendessen? Gegrillte Grille? Gekochte Kakerlake? Marinierte Made? Die meisten von uns würden auf diese Fragen mit einem entschiedenen „Nichts davon!“ antworten. Was uns zum ersten Problem bringt: Der Ekelfaktor. In unserer Kultur, in unseren Köpfen sind Insekten als Nahrungsmittel nicht verankert.
Zweites Problem: Der gesetzliche Rahmen. Insekten als Nahrungsmittel sind auf unserem Lebensmittelmarkt nur mit Einschränkungen zugelassen. Es gibt keine gesetzlichen Rahmenbedingungen für Farmen, Schlachthöfe oder Verarbeitung von und für die Kriechtiere.
Warum die Probleme gut für unsere Forschung sind.
Neugier ist, neben Insekten-Waffelsnacks in dem Fall, des Forschers Nahrung: Insekten als Nahrungsmittel sind noch nicht ausgeforscht. Hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für unsere Studierenden: Bachlor- und Master-Arbeiten zum Thema bieten sich an und auch bei Wettbewerben kann man abräumen. Wie zum Beispiel Student Simon Schantl: Er hat bei der europäischen Engineering Competition „PROteINSECT – Insects as sustainable sources of protein“ mitgemacht und gewonnen. Sein Projekt nennt sich ENTODRYA und ist ein Trocknungssystem für Maden, deren Mehl durch dieses Verfahren lange haltbar bleibt.
Photo: FH JOANNEUM / Manfred Terler
Studiengangsleiter Johannes Haas, Lehrender Simon Berner, Studierender Simon Schantl und Absolventin Agnes Böhm sehen in Insekten eine Nahrungsquelle der Zukunft.