Valerie Quade studierte „Sounddesign“. Mit ihrer Masterarbeit hat sie zahlreiche internationale Auszeichnungen und Preise gewonnen.
Interview mit „Sounddesign“-Absolventin Valerie Quade
FH JOANNEUM, 22. April 2020Was war für Sie das reizvollste am Projekt und worum geht es genau?
Valerie Quade: Ich habe in meiner Masterarbeit die akustische Umwelt unserer Städte analysiert und einen Guide für Menschen geschrieben, die gerne (beruflich) mehr über das Thema wissen würden, ihnen aber die Kapazität fehlt. Der akustische Stadtraum wurde bis vor wenigen Jahren gestalterisch komplett vernachlässigt. Zwar werden nach technischen Lärmmessungen Lärmschutzmaßnahmen angeordnet, diese sind aber nicht immer sinnvoll für einen ausgewogenen Lebensraum und erschweren Baumaßnahmen oft erheblich. Stadträtinnen und Stadträte, Architektinnen und Architekten und Planende haben bislang wenig bis gar keine Zeit für nachhaltige, akustische Stadtplanung, das wollte ich ändern. Mein Produkt, eine knackige Broschüre, ist digital verfügbar und könnte in Zukunft auch als Print verteilt werden. Besonders gereizt hat mich das große Interesse von allen Seiten an der Arbeit. Vom Referat für Lärmschutz, über Professorinnen und Professoren für Verkehrsplanung bis zu Bauunternehmerinnen und -unternehmer und vielen Menschen in der Stadt, die das Thema schon lange beschäftigt.
Wie geht es weiter?
Im Moment arbeite ich als Medienpädagogin in einer Spielebibliothek, organisiere dort Events, leite Workshops zu digitalen Spielen und Game Design und entwickle barrierefreie Brettspiele. Den Sound habe ich also kurzfristig hinter mir gelassen, ich werde im nächsten Jahr aber durch das Grazer Kulturjahr wieder stärker in Soundscape Projekte in der Stadt eingebunden sein.
Wieso haben Sie sich gerade für das Masterstudium „Sounddesign“ entscheiden?
Ursprünglich wollte ich Gamedesign studieren, über letzendlich glückliche Umwege landete ich im Bachelor Film & Sound an der FH Dortmund und wurde dort sehr zielgerichtet zur Sounddesignerin für Filme ausgebildet. Der damalige Studiengangsleiter Seppo Gründler stellte 2015 in Dortmund die Partner Hochschule FH JOANNEUM vor und die Inhalte
des Masterstudiengangs „Communication, Media, Sound and Interaction Design“ gefielen mir gut. Besonders der Schwerpunkt Acoustic Ecology, also die Lehre von den Geräuschen in unserer Umwelt, hat mich gereizt. Ich wollte weg vom Film; der kann zwar auch gestalterisch sehr spannend und vielseitig sein aber Sounddesign kann noch viel mehr sein als Filmton. In diesem Master wird ein sehr breites Spektrum in der Lehre angeboten und das hat mich ziemlich schnell überzeugt.
Warum würden Sie das Studium weiterempfehlen?
Der Masterstudiengang „Sounddesign“ ist das, was man als Studierende daraus macht. Während der Semester hat man eine Hauptbetreuerin oder einen Hauptbetreuer, die die großen Projekte wie eine Mentorin oder ein Mentor unterstützt, einschätzt und Räume, Fachleute oder Technik weitervermittelt. So habe ich beispielsweise ein 3D Hörspiel produziert, das international viele Preise gewonnen hat.
Mit meinem Betreuer, einem Professor der Kunstuniversität Graz, habe ich mich wöchentlich getroffen und Probleme, sowohl im Kreativen wie auch Technischen besprochen, bis das Hörspiel fertig war. Meine Mitstudierenden haben aber ganz andere Projekte, bei anderen Betreuerinnen und Betreuern gemacht, jeder bekommt eine Dozentin oder einen Dozenten, die oder der zu ihm passt. So kann man sein Studium in eine eigene Richtung lenken, die einen erfüllt und die stets interessant bleibt. Es ist auch möglich, einen Gang runterzuschalten, wenn man aus verschiedensten Gründen gerade weniger Zeit für das Studium hat. Aufgrund dieser Flexibilität und dem breiten Spektrum würde ich den Master „Sounddesign“ uneingeschränkt empfehlen. Man muss sich allerdings darauf einstellen, für ein gutes Portfolio auch einiges zu leisten. Viel Arbeit wird belohnt. Besonders hervorheben möchte ich die gelungene Kooperation mit der KUG und den Studierenden des Toningenieur Studiengangs, die auch unsere Studienvertretung darstellen. Durch sie bekommen wir noch einmal ganz andere technische und kreative Möglichkeiten, die europaweit einzigartig sind.