Der Ausstellungsregisseur und Historiker Karl Stocker leitet seit 2004 den Bachelorstudiengang „Informationsdesign“. Er steht dem Institut Design und Kommunikation vor und seit 2006 leitet er zudem auch den Masterstudiengang „Ausstellungsdesign“. Dort gibt er seine Erfahrungen aus der beruflichen Praxis an die Studierenden weiter.
Karl Stocker | Der Leiter des Instituts Design und Kommunikation im Interview
FH JOANNEUM, 22. April 2020Hassen Sie Ausstellungen wirklich?
Karl Stocker: Ja, die meisten! Ich finde Ausstellungen sehr oft langweilig. Welche mich am meisten ärgern, sind diejenigen, bei denen ich bereits davor schon weiß, wie sie sein werden. Dies gilt sowohl für die inhaltliche, als auch für die gestalterische Seite. Die Ausstellung ist ein sehr großes Medium. Man kann die interessantesten Geschichten erzählen, indem man stereotype Meinungen hinterfragt und Fragen stellt, die das Publikum nicht erwartet. Diese werden dann in den Räumen durch Ästhetik umgesetzt. Es ist wie Filme machen, eigentlich sogar noch besser, weil man hier sogar durch den Film gehen kann. Man muss die Besucherinnen und Besucher faszinieren, das ist die Aufgabe.
Wie macht man interessante Ausstellungen?
Das Wichtigste ist, Fragen zu formulieren, die man sich noch nie gestellt hat. Dies geschieht in der Regel in einem transdisziplinären und auch ‒ wie bei Michel Foucault ‒ de-disziplinierten Team. Das bedeutet, disziplinübergreifend zu arbeiten, aber auch nicht durch einzelne Disziplinen eingeschränkt zu sein. Zum Beispiel arbeite ich gerne mit Theaterleuten, weil sie es gewohnt sind, interessante Geschichten zu entwickeln, aber ich arbeite auch gerne mit meinem besten Freund, einem Arzt, der auch generell unglaublich gebildet ist. So denkt man abseits der ausgetretenen Pfade. Es ist auch sehr wichtig, die Ästhetik/Design‒Seite von Anfang an zu integrieren. Die Ausstellungsdesignerinnen und -designer müssen von Anfang an dabei sein und bei der Entwicklung mithelfen. Das produktive, kreative Zusammenspiel von Inhalt und Design ist für die erfolgreiche Realisierung eines Ausstellungsprojektes sehr wichtig.
Wie sieht der Masterstudiengang „Ausstellungsdesign“ aus?
Wie ich vorhin erläutert habe, ist der spezifische Aspekt des Studiengangs diese Kombination von Ästhetik und Inhalt, die hier im Unterricht vermittelt werden soll. Dass das Praktische natürlich auch im Mittelpunkt eines Designstudiengangs steht, wird ebenfalls deutlich. Bereits während des Studiums führen wir viele konkrete Projekte mit Institutionen und Unternehmen durch, denn diese Umsetzungskompetenz unserer Studierenden ist eine wesentliche Unique Selling Proposition unserer Ausbildung.
Was sind die Herausforderungen eines Informationsdesigners/einer Informationsdesignerin?
Einerseits in einem interdisziplinären Team zu arbeiten, andererseits sich auf Inhalte einzulassen und daraus gestalterische Lösungen zu generieren, die im besten Fall das Leben erleichtern oder sogar verbessern.
Wird es Informationsdesign auch in 100 Jahren noch geben?
Sicher. Irgendwann wird Informationsdesign ja die Welt regieren…
Wie könnte man seiner Großmutter erklären, was Informationsdesign ist?
Im Prinzip geht es darum, Expertinnen- und Expertenwissen mit gestalterischen Mitteln so aufzubereiten, dass es jedermann versteht.
Was begeistert Sie am meisten an Ihrer Arbeit?
Ich habe ein sehr motiviertes Team um mich und schätze die Arbeit mit den Studierenden sehr. Vor allem finde ich es sehr interessant zu beobachten, wie die Studierenden versuchen, mit der Welt umzugehen. Viele haben etwas Suchendes und Optimistisches, ich habe es also mit vielen sogenannten „Gutmenschen“ zu tun, was ich wirklich sehr schätze.
Was machen Sie, wenn Design nicht funktioniert?
Das sollte eigentlich nicht vorkommen, weil man ja im Prozess ständig testet, ob es funktioniert. Am besten funktioniert Design übrigens dann, wenn es gar nicht auffällt, gutes Design ist fast unsichtbar.