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(K)ein Drama um Mathe?

Rektor Karl Peter Pfeiffer, 05. April 2017
Die Frage, ob Mathematik aus dem Matura-Lehrplan gestrichen werden sollte, findet bei Rektor Karl Peter Pfeiffer eine klare Antwort.

Mathematik als Maturafach abschaffen? In Österreich findet rund um diese Frage momentan eine Diskussion statt. Diese hätte nach Ansicht unseres Rektors Karl Peter Pfeiffer ein schnelles Ende: Mathematik ist ein Kulturgut und hat eine absolute Daseinsberechtigung in den Lehrplänen.

Die Frage, ob man Mathematik abschaffen sollte, müsste man sich eigentlich gar nicht stellen. Alle möglichen Tätigkeiten bauen auf Mathematik auf und in einer Welt, in der die Digitalisierung mittlerweile den Alltag bestimmt, kommt man ohne sie nicht mehr aus. Die Frage, die man sich eher stellen sollte, lautet: Warum stehen so viele Schülerinnen und Schüler auf „Kriegsfuß“ mit Mathematik?

Oft liegt es daran, dass nur wenigen richtig verständlich gemacht werden kann, wie Mathematik angewandt wird. Also, was sie kann und wofür sie gut ist. Das ist schließlich einiges: Jegliche Informationstechnologie gründet sich auf Berechnungen. Kein einziges Foto könnte man auf Instagram hochladen, gäbe es Mathematik und Menschen, die sie beherrschen, nicht. Kein einziger Newsfeed würde ohne einen Algorithmus dahinter funktionieren – und das sind nur zwei Beispiele aus dem Bereich der sozialen Medien.

Für die FH JOANNEUM wird Mathematik immer ein wichtiger Bestandteil der Aus- und Weiterbildung bleiben. Zwar in allen Studienrichtungen unterschiedlich gewichtet, jedoch überall präsent – in Form von Berechnungen, Statistiken, Simulationen, Kennzahlen und vielem mehr. Wir versuchen, unsere Studierenden gut darauf vorzubereiten. Insbesondere für technische Studiengänge gibt es ein Mathematik-Warm-up, das das Wissen und Verständnis rund um Zahlen, Formeln und Funktionen kurz vor Studienbeginn auffrischt.

Dabei und bei den Lehrveranstaltungen rund um Mathematik während des Studiums ist die richtige Vermittlung entscheidend. Bernd Messnarz, Lehrender der FH JOANNEUM, hat dafür ein Konzept entwickelt: „Die Motivation für Mathematik zu stärken ist ein entscheidender Faktor. Das gelingt am besten durch eine anwendungsorientierte Lehre, bei der durch Aufzeigen von Querverbindungen zwischen Theorie und Praxis frühzeitig vermittelt wird, dass viele spannende, technische Problemstellungen mit Methoden der Mathematik auf elegante Art und Weise gelöst werden können. Die Studierenden erfahren dadurch einen echten Mehrwert der Mathematik und eben nicht eine Qual, die man über sich ergehen lassen muss.“ Und es funktioniert – das bestätigen auch seine Studierenden, die ihn regelmäßig für den Teaching Award nominieren. Diese Auszeichnung für Lehrende der FH JOANNEUM hat Bernd Messnarz schon dreimal gewonnen.

Aber es muss mehr passieren – nicht nur an der FH JOANNEUM, sondern generell. Beispielsweise muss die Kompetenzvermittlung in den Schulen verbessert werden. Die ersten Schritte dafür sollten schon in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung gesetzt werden. Daran wird momentan in der MINT-Initiative der Steirischen Hochschulkonferenz gearbeitet. Es gab dazu bereits einige Meetings zum Informationsaustausch und wir hoffen, dass angewandte Mathematik bald ein wesentlicher Teil der Mathematik-LehrerInnen-Weiterbildung wird. Das Ziel ist es, den Mathematikunterricht in den Schulen attraktiver zu gestalten und Fragen zu beantworten wie: Warum schneiden andere Länder bei der PISA-Studie in Mathematik besser ab? Was machen jene Schulen anders, die sehr gute Ergebnisse bei der Mathematik-Zentralmatura erzielen? Wie gut sind die Mathematik-Lehrbücher für die AHS / BHS?

Tatsache bleibt: Wir brauchen junge Menschen, denen Mathematik verständlich vermittelt wurde. Die es verstehen, mit Zahlen und Formeln umzugehen. Der Arbeitsmarkt zeichnet dazu ein deutliches Bild: Gerade im technischen Bereich sind die Jobchancen sehr gut, die Nachfrage nach fähigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ungebrochen hoch und die Bezahlung äußerst lukrativ. Auch deswegen wäre es für die Zukunft der Schülerinnen und Schüler eher ein Hindernis als eine Erleichterung, Mathematik als Maturafach abzuschaffen.

Mein Engagement in der MINT-Initiative hat das Ziel, dass Mathematik durch eine stärkere Gewichtung und Darstellung der Anwendungsmöglichkeiten vom „Horrorfach“ zum „Lieblingsfach“ wird.

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