Im Herbst 2016 wird das Bachelor-Studium „Gesundheits- und Krankenpflege“* zum ersten Mal starten. Beate Salchinger, die Vorsitzende des Departments für Gesundheitsstudien und Leiterin des Entwicklungsteams für den neuen Studiengang, gibt vorab einen Einblick. Im Interview spricht sie über die Inhalte, organisatorische Dinge und Unterschiede zur bisherigen Ausbildung.
Neues Studium „Gesundheits- und Krankenpflege“* – eine Vorschau
Eva-Maria KienzlKrankenpflegeschulen, das Studium „Pflegewissenschaften“ an der Medizinischen Universität Graz und ein neues Bachelor-Studium an der FH JOANNEUM – was sind die Unterschiede?
Das Studium „Pflegewissenschaften“ berechtigt an sich nicht zur Pflege an den Patientinnen und Patienten. Gekoppelt mit der Krankenpflegeschule gibt es die vierjährige Ausbildung, die den Absolventinnen und Absolventen die Arbeit mit Patientinnen und Patienten ermöglicht. Das neue Studium „Gesundheits- und Krankenpflege“* an der FH JOANNEUM bringt die Pflegeausbildung der Schulen auf Bachelor-Niveau. Der Grund: In Österreich ist es vorgesehen, dass alle Ausbildungen zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege an Fachhochschulen stattfinden. 2024 soll es laut einer Novelle des Gesundheits- und Krankenpflegegesetz spätestens so weit sein. Neben der diplomierten Pflege (dreijähriges Bachelor-Studium) wird es dann die zwei weiteren Berufsgruppen Pflegefachassistenz (zweijährige Ausbildung) und Pflegeassistenz (einjährige Ausbildung) geben.
Welche inhaltlichen Schwerpunkte erwarten die Studierenden ab Herbst in Studium „Gesundheits- und Krankenpflege”*?
Prinzipiell werden die gleichen Kompetenzen wie in der Pflegeschule vermittelt. Ein Schwerpunkt des neuen Curriculums liegt beispielweise im Bereich Geriatrie. Auch die Pflege im häuslichen Setting der Patientinnen und Patienten ist ein Thema und wird in einem Semester mit anderen thematisch ähnlichen Lehrveranstaltungen wie etwa im Bereich der Altenpflege kombiniert. Verglichen mit der bisherigen Schulausbildung liegt auch ein Schwerpunkt im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens. Zusätzlich kann man im letzten Semester zwischen den drei Wahlfächern psychiatrische Pflege, Kinderheilkunde und Kinderpflege oder Forschungsthemen im Bereich der Pflegewissenschaften wählen. Das Ausmaß der Praktika ist gleich hoch wie in der Krankenpflegeschule, nämlich 2300 Vollstunden.
Wie läuft es organisatorisch ab?
„Gesundheits- und Krankenpflege“* ist ein Vollzeitstudium und startet wie alle Gesundheitsstudien an der FH JOANNEUM in der dritten Septemberwoche. Der hauptsächliche Standort ist die Pflegeschule des Landes Steiermark am Universitätsklinikum in Graz. Innerhalb von Graz wird es noch andere Lehrveranstaltungsorte geben: etwa an der FH JOANNEUM in Eggenberg.
Was sind Unterschiede zur bisherigen Ausbildung in diesem Bereich?
Es handelt sich beim Bachelor-Studium an der FH JOANNEUM um eine akademische Pflegeausbildung. Man hat wie beim Abschluss einer Krankenpflegeschule die Pflegeberechtigung und zusätzlich einen akademischen Titel. Mit der Matura ist das Einstiegsniveau an der Fachhochschule schon höher, daher ist auch das Abschlussniveau entsprechend erhöht. Ziel ist die Verbesserung der medizinischen und pflegerischen Fachkompetenz entsprechend den neuen Herausforderungen im Gesundheitssystem.
Der Start des neuen Studiengangs ist noch vorbehaltlich der Genehmigungen durch die relevanten Gremien. Was bedeutet das?
Fachliche GutachterInnen befassen sich gerade mit dem Curriculum und prüfen, ob der Antrag qualitativ und inhaltlich den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Ende Juni kommen die GutachterInnen an die FH JOANNEUM, um offene Fragen zu klären. Diese Fragen sollten meiner Einschätzung nach alle klärbar sein. Eine kleine Unsicherheit bleibt bis zur endgültigen Akkreditierung, aber wir gehen davon aus, dass das Studium bis September genehmigt wird. Diese späte Genehmigung ist keine Ausnahme. Auch bei der Eingliederung der medizinisch-technischen Dienste in das Fachhochschulsystem erfolgte die endgültige Freigabe erst knapp ein Monat bevor die Studiengänge erstmals gestartet sind.
Würden Sie BewerberInnen daher empfehlen sich auch an der bestehenden Krankenschwesternschule zu bewerben?
Neben der noch fehlenden Akkreditierung ist auch der Aspekt zu bedenken, dass der Bachelor-Studiengang heuer erstmals starten wird und wir in diesem ersten Schritt nur 36 Studienplätze anbieten können. Interessierten mit dem Berufswunsch im Bereich der Krankenpflege raten wir deshalb eine Absicherung durch einen Plan B. Wir empfehlen eine parallele Bewerbung neben der FH JOANNEUM: entweder an der kombinierten Ausbildung der Pflegewissenschaften, die heuer das letzte Mal startet und auch eine akademische Ausbildung ist, oder an einer Krankenpflegeschule.
Tipp
Bis zum 1. Juni 2016 können Sie sich für das Studium bewerben. Die Studienberatung informiert Sie gerne per Telefon unter +43 (0)316 5453-8800 oder E-Mail unter info@fh-joanneum.at. Sie können auch einen privaten Termin vereinbaren.
Anmerkung:
* Start im Herbst 2016, vorbehaltlich der Zustimmung durch die relevanten Gremien