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Ohne Süßes durch die Fastenzeit – ein zusätzlicher Anreiz

Eva-Maria Kienzl
Ohne Süßes durch die Fastenzeit – ein zusätzlicher Anreiz

Photo by rawpixel on Unsplash

Wir lieben süßes Essen von klein auf. Aber ist süß immer gleich süß oder können wir durch Verzicht auf Zucker unser Verlangen reduzieren? Damit befasst sich Claudia Binder, Studierende von „Diätologie“. Wer Süßigkeiten fastet, tut nicht nur dem eigenen Körper etwas Gutes, sondern kann auch bei der Studie unterstützen.

Der süße Geschmack ist eine natürliche angeborene Präferenz von Menschen. Bereits die Muttermilch ist durch die enthaltene Laktose süß. In der Kindheit ist die Präferenz zu dieser Geschmacksrichtung besonders stark ausgeprägt, aber auch Erwachsene haben meist einen Hang zu Süßigkeiten.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, dass maximal zehn Prozent der täglich zu sich genommenen Gesamtenergie durch freien Zucker abgedeckt wird. Das entspricht maximal zehn Teelöffel Zucker pro Tag, wobei in einem Glas Limonade bereits rund fünf Teelöffel enthalten sind. Unter freiem Zucker versteht man alle Zuckerarten, die Speisen und Getränken beigefügt werden. Hiermit ist in erster Linie der Haushaltszucker gemeint, der aus Frucht- und Traubenzucker besteht, aber auch in Honig, Sirup oder Fruchtsäften enthalten ist. Obst in seiner natürlichen Form zählt zum Beispiel nicht dazu, weil der Zucker gebunden ist und es sich um ein natürliches Lebensmittel handelt. Bei der Einschätzung des eigenen Zuckerkonsums ist Vorsicht geboten: In Saucen wie Ketchup oder anderen Fertignahrungsmitteln ist mehr Zucker enthalten als man erwarten würde. Auch vermeintlich gesundem Müsli wird gerne Zucker beigefügt.

Zuckerreduktion hat viele positive Effekte auf den Körper: beispielsweise die Reduktion von Karies und Zahnfleischproblemen. Außerdem kann man abnehmen – sofern die reduzierte Energie nicht in Form anderer Nährstoffe aufgenommen wird. Im Normalfall verbessern sich die Blut- und Leberwerte sowie die Verdauung. Auch besser zu schlafen, kann eine begrüßenswerte Auswirkung sein.

Probandinnen und Probanden gesucht
Bei einer Studie zum Thema will sich Claudia Binder die Fastenzeit zunutze machen. Bei ihrer ersten Bachelorarbeit hat sie sich theoretisch mit Literatur zum Thema Zuckerverzicht, Süßschwellen und Fastenstudien auseinandergesetzt. Bei der zweiten Bachelorarbeit handelt es sich um den praktischen Teil dazu. Dabei wird sie in den kommenden Monaten die Geschmackswahrnehmung vor Beginn der Fastenzeit und kurz vor Ende des Verzichts auf Süßes bei Probandinnen und Probanden testen. Dabei geht es einerseits darum, die Schwelle zu erkennen, ab der die süße Geschmacksrichtung als solche erkennt wird. Andererseits werden die individuellen Präferenzen für süßes Essen getestet. Auch die Veränderung der Körperzusammensetzung wird beleuchtet – dazu wird etwa Körperwasser und Körperfett gemessen.

Wer mitmachen will, sollte in der Fastenzeit auf Zucker und Süßstoffe wie Honig oder Agavensirup verzichten. Es geht darum, das „Süßlevel“ zu senken. Obst ist für eine gesunde Ernährung wichtig und daher auch bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern im Rahmen der Empfehlungen erlaubt – auch in getrockneter Form. Gleiches gilt für ungezuckerte Milchprodukte. Genaue Informationen gibt es in Form eines Infoblatts: Dort sind für alle Probandinnen und Probanden die Lebensmittel aufgelistet, auf die verzichtet werden sollte.

Hinweis

Falls Sie sich nicht sicher sein sollten, ob Sie die gesamte Fastenzeit durchhalten, freut sich Claudia Binder trotzdem über Ihre Teilnahme. Sollte es zu einer kleinen „Ausnahme“ kommen, spüren Sie vielleicht schon eine Veränderung der Geschmacksschwelle und sind dann motiviert, weiter durchzuhalten.

Die These der Studie besagt, dass nach einer Fastenzeit süße Geschmacksstoffe früher beziehungsweise in geringeren Dosen als intensiver wahrgenommen werden. Das Wissen um diesen Umstand wäre wichtig: nicht nur für weitere Forschungstätigkeiten, sondern unter Umständen auch im Bereich der Gesundheitspolitik. Würden wir mit einer geringeren Süßschwelle auch gut leben und damit alle positiven Effekte des Zuckerverzichts abdecken, könnte man in Österreich über eine Reduktion des Zuckers – zum Beispiel in Getränken, Fertiggerichten oder Milchprodukten – intensiver nachdenken.

Tipp

Wer mitmachen will, meldet sich am besten per Mail bei Claudia Binder (claudia.binder@edu.fh-joanneum.at). Sie sendet das Informationsblatt aus und macht mit Interessierten einen Termin zur ersten Testung aus.

Bei Claudia Binders Bachelorarbeit handelt es sich um eine Pilotstudie, in der auch geklärt werden soll, ob die gewählten Methoden einsetzbar sind. Mit der klassischen Zuckerreduktion und den Auswirkungen auf das Geschmacksempfinden hat sich an der FH JOANNEUM noch keine Studie in dieser Form befasst. Betreut wird die Arbeit von Marlies Wallner, Dozentin des Studiengangs „Diätologie“, und unterstützt durch das Health Perception Lab.

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