Studierende von „Journalismus und Public Relations (PR)“ warfen Ende Jänner einen Blick ins Herzstück des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und diskutierten mit namhaften Mitarbeiter:innen.
Rauf auf den Küniglberg, rein in den neuen ORF-Newsroom
Ein Rückblick auf die ORF Exkursion im Wintersemester Felix Neumann, 08. Mai 2023Um bekannten Gesichtern wie Robert Kratky, Ingrid Thurnher oder Idan Hanin über den Weg zu laufen, saßen die Drittsemestrigen mit (V)ORFreude schon um 06:25 Uhr im Zug Richtung Wien. Nach drei Jahren konnte die ORF-Exkursion wieder „live“ stattfinden, im Rahmen der Lehrveranstaltung „Journalistische Geschäftsmodelle“ mit Ingrid Brodnig und Thomas Wolkinger. Und es war das erste Mal, dass JPR-Studierende in den multimedialen Newsroom eintauchen konnten, der seit Juni 2022 das neue Zuhause der ORF-Information ist.
Sebastian Prokop, Leiter des neuen Newsdesks, führte die Gruppe vom Eingang durch die langen Gänge des ORF-Zentrums bis zum modernen multimedialen Newsroom. Hier arbeiten neben dem aktuellen Dienst der Zeit im Bild auch die Teams der Radio-Nachrichten, des Teletexts und von orf.at Seite an Seite. Dadurch will man Ressourcen sparen. Nach anfänglicher Skepsis der Redakteur:innen ob der Geräuschkulisse und der reduzierten Anzahl an Schreibtischen hätten sich diese nun gut eingelebt, versicherte Prokop. Ein kurzer, exklusiver Blick in das künftige TV-Studio war ebenso möglich – in wenigen Wochen wird dort u.a. die ZIB produziert.
Deutlich kleiner ist das Studio für die Instagram- und TikTok-Videos der ZIB, das Patrick Swanson, Leiter der Social Media-Redaktion, präsentierte. Dieser Bereich dürfte eine immer größere Rolle spielen, schließlich beziehen Jugendliche ihre tagesaktuellen Informationen heute am häufigsten über soziale Netzwerke, wie jüngst eine Studie von saferinternet.at zeigte.
Im Anschluss an die Führung nahm sich Ulla Kramar-Schmid, die ORF-Investigativjournalistin, Zeit für die Studierenden. An ZIB-Beiträgen, die Begriffe wie WKStA, Panama-Papers oder Beinschab-Tool beinhalten, ist sie höchstwahrscheinlich federführend beteiligt. Kramar-Schmid erzählte, wie sich das Arbeiten mit geheimen Dokumenten gestaltet und wie wichtig es ist, sich über die Jahre ein großes Netzwerk an Informant:innen aufzubauen, um nicht bloß „APA- oder OTS-Journalismus“ zu betreiben.
Nach einer kurzen Mittagspause (viele nutzten den hauseigenen ADEG) sprachen die Studierenden mit Diana Weidlinger aus der Redaktion für politische Diskussionen. Sie gestaltet Formate wie „Pressestunde“, „Runder Tisch“ oder Wahl-Debatten, „Im Zentrum“ stand aber die größte TV-Talksendung, die ORF2 am Sonntagabend ausstrahlt. Es ist laut Weidlinger alles andere als leicht, immer den passenden Gäste-Mix für die aktuellsten Themen zu finden, vor allem Politiker:innen lehnen Einladungen häufig ab.
Zum Schluss ging es in den sechsten Stock zu Klaus Unterberger. Er ist Leiter von ORF-Public Value und kontrolliert, inwieweit das Unternehmen seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllt und einen gesellschaftlichen Mehrwert bringt. Die Studierenden der FH JOANNEUM bekamen Einblick in aktuelle Zahlen und erfuhren über die nicht ganz klare Zukunft des ORF. Dabei geht es um Themen wie Finanzierung, Unabhängigkeit sowie den Umgang mit der digitalen Transformation, die öffentlich-rechtliche Medien laut einer Public Value-Studie aktiv mitgestalten sollen. Unterberger bestärkte die Studierenden, hartnäckige und kritische Journalist:innen zu werden.
Felix Neumann ist Studierender von „Journalismus und Public Relations (PR)”