Der Brexit und seine Folgen für die Europäische Union werden momentan intensiv diskutiert. Wie wirkt er sich auf das Leben von Studierenden der FH JOANNEUM in Großbritannien aus? Wir haben mit drei von ihnen über ihre Erfahrungen und den Studienalltag gesprochen.
Studieren in der Brexit-Nation: Everything ok in good old Britain?
Drei Studierende berichten von ihrem Auslandssemester in Großbritannien Karin Kuchler, 21. November 2018Es waren große Worte von Schauspieler Hugh Grant in seiner Rolle als Premierminister in der Romantikkomödie Love Actually: „We may be a small country, but we’re a great one, too. The country of Shakespeare, Churchill, the Beatles, Sean Connery, Harry Potter.“ Die Faszination für Großbritannien vereint viele Studierende, die sich für ein Auslandssemester im Noch-Mitgliedsstaat der Europäischen Union entscheiden. Der Bachelorstudiengang Energie-, Mobilitäts- und Umweltmanagement unterstützt aktiv alle Studierenden, die ein Auslandssemester im englischsprachigen Raum verbringen. In diesem Jahr haben sich Christina Buchegger, Elisabeth Fischer und Marlene Loidl ins Abenteuer Great Britain gestürzt. Nach zwei Monaten auf der Insel melden sie sich zurück und erzählen mit vielen persönlichen Anekdoten und Bildern von ihrem Studienalltag in der Brexit-Nation.
Elisabeth Fischer, Northumbria University, Newcastle
Warum hast du dich für die Northumbria University entschieden?
Elisabeth Fischer: Das Hauptkriterium für die Wahl meiner Austauschuniversität war die Landessprache Englisch. Newcastle überzeugte mich besonders durch die positiven Berichte meiner Kolleginnen und Kollegen vom Bachelorstudiengang „Energie-, Mobilitäts- und Umweltmanagement“.
Welche Unterschiede im Studium gibt es zwischen Österreich und Großbritannien?
Elisabeth Fischer: Mein Leben in England ist grundlegend anders. Alle Kurse in Newcastle laufen über ein ganzes Jahr und haben einen dementsprechend großen Arbeitsaufwand. Es gibt viele Assignments, Projektarbeiten und Papers. Das Lernen ist frei gestaltet, somit kann man die tolle Infrastruktur an der Northumbria University wie die Bibliothek, die modernen IT-Einrichtungen und den Campus perfekt nutzen. Societies sind eine tolle Möglichkeit, um neue Leute kennen zu lernen. Von Salsa und Mountaineering bis Harry Potter gibt es für jede und jeden eine Society mit wöchentlichen Aktivitäten.
Wie gestaltet sich der Alltag in Newcastle upon Tyne?
Elisabeth Fischer: Die Universitätsstadt mit rund 300.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist von einem urbanen Lebensstil mit Einkaufsstraßen, Museen und einem berüchtigten Nachtleben geprägt. Trotz aller Urbanität kann ich innerhalb von 15 Minuten die wunderschönen Sandstrände der Umgebung erreichen. Als Fußballfan genieße ich auch die Möglichkeit, viele meiner Stars von Clubs der Premier League wie Manchester United oder Chelsea im St. James Park Stadium live zu erleben.
Was war bisher dein persönliches Highlight?
Elisabeth Fischer: Eines meiner Highlights war die spontane Radtour zum Angel of the North mit den sogenannten Mobikes, die man überall in Newcastle per App mieten kann. Nach einem gemütlichen Radausflug ging es zum Mittagessen auf den Quayside Sonntagsmarkt. Dabei war natürlich auch ein gewaltiger Regenschauer mit von der Partie. Trotz aller Klischees bin ich vom englischen Wetter bisher jedoch begeistert und habe fast nur gute Erfahrungen gemacht.
Wie würdest du die Brexit-Atmosphäre am Campus beschreiben?
Elisabeth Fischer: Natürlich ist die Brexit-Thematik in aller Munde. Abgesehen von einigen Bemerkungen der Vortragenden ist dieses Thema jedoch ein rotes Tuch und wird weitgehend vermieden. Generell bemerkt man, dass die Leute meiner Peergroup an der Uni eher beunruhigt auf die zukünftigen Entwicklungen blicken. Da der finanzielle Zuschuss durch das Erasmus-Stipendium eine wichtige Grundlage für mich darstellt, hoffe ich, dass auch zukünftige Studierende der FH JOANNEUM an der Northumbria University studieren können.
Marlene Loidl, Glasgow Caledonian University
Welche Unterschiede im Studium gibt es zwischen Österreich und Großbritannien?
Marlene Loidl: Mein Alltagsleben hier unterscheidet sich deutlich von jenem in Österreich. Nicht nur, dass ich nicht jeden Tag Vorlesungen habe, sondern vor allem das Leben in einer Großstadt stellt den größten Unterschied dar. Unser Unicampus liegt sehr zentral, sodass wir alles leicht zu Fuß erreichen können. Im Gegensatz zu Österreich haben hier Shops und Supermärkte länger und auch sonntags geöffnet. Extrem praktisch ist die Tatsache, dass viele Museen gratis besucht werden können und man somit viel über das Land, die Kultur und die Gesellschaft lernen kann. Besonders genieße ich auch das Campusleben mit den Societies und Sportclubs: In diesem Semester habe ich mich für einen Chor und den Trampolinclub entschlossen.
Was war bisher dein persönliches Highlight?
Marlene Loidl: Der Ausflug zu Alnwick Castle war für mich ein großes Highlight. Unter allen Fans von Harry Potter und Downton Abbey ist die Schlossanlage ohnehin als historischer Drehort bekannt. Da ich ein Fan von beiden Serien bin, war dieser Besuch für mich ein absolutes Muss. Das Schloss ist sehr gut erhalten und wird in den Wintermonaten auch tatsächlich von den Besitzerinnen und Besitzern bewohnt.
Wie würdest du die Brexit-Atmosphäre am Campus beschreiben?
Marlene Loidl: Die Brexit-Thematik wird in diversen Nebensätzen in Vorlesungen erwähnt – häufig mit einem fahlen Beigeschmack. Abgesehen davon bekommen wir aber noch keine weiteren Auswirkungen zu spüren.
Christina Buchegger, Glasgow Caledonian University
Welche Unterschiede im Studium gibt es zwischen Österreich und Großbritannien?
Christina Buchegger: Vor allem das Campusleben ist absolut anders. Die Glasgow Caledonian University zählt mit 17.000 Studierenden zu einer der größten Universitäten Schottlands – hier tummeln sich also etwas mehr Studierende als bei uns an der FH JOANNEUM. Für mich als Landkind ist die Großstadt Glasgow ein Abenteuer. Die Stadt hat mich jedoch positiv überrascht: mit ihrer lebendigen Kulturszene, den vielen Pubs und Museen sowie den Einwohnerinnen und Einwohnern mit ihrer Liebe zur schottischen Tradition.
Was war bisher dein persönliches Highlight?
Christina Buchegger: Mein bisheriges Highlight war ein Wochenendausflug in die schottischen Highlands und zur Isle of Skye. Diese Landschaft ist für mich wie aus einer anderen Welt. Nachdem sie mich so fasziniert hat, komme ich definitiv für einen Wanderurlaub in die Highlands zurück. Für alle Fans von Serien wie Game of Thrones, Harry Potter oder Outlander ist Schottland ein wahres Paradies voller mystischer Locations und Originalschauplätzen. Ein Grund mehr, ein Auslandssemester in Schottland zu verbringen.
Was ist deine Lieblingsvorlesung an der Glasgow Caledonian University?
Christina Buchegger: Meine Lieblingsvorlesung lautet Energy Resources & Management. Wir behandeln in dieser Vorlesung fossile Energieträger, regenerative Energiequellen und Nuklearenergie. Besonders interessant sind die Diskussionen, in denen durchaus plausible Argumente zur Nutzung verschiedener Energiequellen vorgebracht werden. Besonders begeistert mich der lebendige Vortragsstil und die Motivation meines Lektors.
Wie würdest du die Brexit-Atmosphäre am Campus beschreiben?
Christina Buchegger: Ich spüre bis dato nichts von der Brexit-Atmosphäre. Ab und zu sprechen Schotten über das Thema, aber sie äußern sich diplomatisch und nicht konkret befürwortend oder ablehnend gegenüber dem Brexit.
Unser Fazit
Wenn man die Berichte von Elisabeth, Marlene und Christina liest, bekommt man Lust auf mehr. Mehr Harry Potter, Outlander und britische Landschaft. Nachdem unsere Studierenden bisher keine Brexit-Stolpersteine erlebt haben, hoffen wir, dass auch zukünftigen Generationen die Möglichkeit eines unbeschwerten und unvergesslichen Austauschsemesters in Großbritannien erhalten bleibt.
Mehr Informationen zum Thema Auslandssemester am Bachelorstudiengang „Energie-, Mobilitäts- und Umweltmanagement” findet ihr hier.