Auch dieses Jahr haben die Studierenden wieder entschieden: Sieben Lehrende wurden am 14. Dezember 2022 im Rahmen des diesjährigen Didaktik-Tages mit dem Teaching Award sowie Teaching Award Plus ausgezeichnet. Die Preisträger:innen stellen sich im folgenden Beitrag vor und erzählen, wie sie ihre Studierenden in Zeiten wie diesen motivieren können.
Teaching Awards 2022 – Beste Lehre für nachhaltige Entwicklung
Jasmin Hebenstreit, 14. Dezember 2022Photo: FH JOANNEUM
Anna Auer.
Anna Auer
Bachelorstudiengang „Diätologie“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Die Studierenden dort abzuholen, wo sie aktuell stehen. Das bedeutet zum Beispiel, im Auge zu behalten, welche Herausforderungen die Studierenden neben den eigenen Lehreinheiten gleichzeitig meistern müssen und diese Herausforderungen für mögliche Synergien mit eigenen Inhalten zu nutzen. Jede:r einzelne Studierende:r soll den bestmöglichen Output für sich mitnehmen können.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Indem ich selbst für die Themen brenne und es hoffentlich schaffe, den Sinn dafür zu vermitteln.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Indem ich offen und sehr wertschätzend im Umgang mit den Studierenden bin. Dabei ist es wichtig selbst authentisch zu bleiben, eine wertfreie Fehlerkultur zu pflegen und wenn es einmal nicht so gut läuft, auch ein offenes Ohr zu haben.
Photo: FH JOANNEUM
Christian Friedl.
Christian Friedl
Masterstudiengang „Digital Entrepreneurship“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Authentizität. Neugier. Mut. Partizipation. Spaß.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Ich lade die Studierenden ein, Mitgestaltende der Lehrveranstaltung zu werden. Immerhin verbringen wir im Semester zahlreiche Stunden miteinander – und diese Qualitätszeit soll bestmöglich genutzt werden. Um das zu erreichen, müssen sich alle für das Gelingen mitverantwortlich fühlen und beitragen können.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Der Hörsaal ist unser „safe space“. Hier können wir diskutieren, reflektieren und Neues ausprobieren: Scheitern und Lernen muss erlaubt sein. Innerhalb dieses sicheren Rahmens fordere ich die Studierenden aber bewusst auf, ihre Komfortzonen zu verlassen und sie sollen auch mich herausfordern. So können wir uns alle weiterentwickeln und letztlich auch besser Herausforderungen außerhalb des Hörsaals meistern. Kernthese: Be yourself and enjoy!
Photo: FH JOANNEUM
Roxane Koitz-Hristov.
Roxane Koitz-Hristov
Dualer Bachelorstudiengang „Mobile Software Development“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Das Ziel ausgezeichneter Lehre sollte es sein, dass den Studierenden die Fähigkeiten, Fertigkeiten und das Wissen langfristig zur Verfügung stehen, die im Rahmen der Lernziele definiert sind. Um dies zu erreichen, hat es sich als hilfreich herausgestellt, die Studierenden einzubinden, indem man versucht sie immer wieder in ein Gespräch oder eine Diskussion zu verwickeln, Querverweise auf die Praxis wie auch andere Themengebiete zu bringen und zu versuchen die oftmals sehr komplexen Sachverhalte einfach anhand von Metaphern oder dergleichen zu erklären.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Wenn der:die Lehrende selbst Spaß und Freude am Unterrichten und am Stoff zeigt, sind die Student:innen auch einfacher zu begeistern. Die Basis hierfür ist ein offenes und in erster Linie angstfreies Arbeitsklima, in dem auch Spaß und Spiel nicht zu kurz kommen darf. Im Allgemeinen, denke ich, dass Lehrende, die mit Menschlichkeit, Humor und Authentizität ihr Fach unterrichten, die Studierenden am meisten begeistern können – zumindest habe ich dies so in meiner eigenen Studienzeit wahrgenommen.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Orientierung und Vertrauen schafft man meiner Meinung nach einerseits durch Transparenz und Planbarkeit, zum Beispiel: was sind die Erwartungen an die Studierenden, welches Wissen ist prüfungsrelevant, wie laufen die Lehrveranstaltungseinheit bzw. Übungseinheiten ab und so weiter. Andererseits glaube ich, dass, wenn man als Lehrende:r zugänglich ist und für Fragen, Anregungen oder auch Probleme ein offenes Ohr hat, die Student:innen mit einem guten Gefühl in die Lehrveranstaltungen kommen können.
Photo: FH JOANNEUM
Mario Maierl.
Mario Maierl
Bachelorstudiengang „Biomedizinische Analytik“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Der Unterricht ist studierendenzentriert und der Fokus liegt auf dem Kompetenzerwerb. Als Lehrende:r ist man vorbereitet, präsent und tritt aktiv in Interaktion mit den Studierenden. Das gemeinsame Ziel der Studierenden und Lehrenden ist der Wissenserwerb und die Begeisterung für den Fachbereich.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Die vielfältigen Anwendungen in Diagnostik und Forschung sollen begeistern. Der Blick auf den Beruf und die Verantwortung in der medizinisch-diagnostischen Versorgung motivieren nachhaltig.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Die Studierenden werden als Lernende ernst genommen. Die Interaktion erfolgt respektvoll und auf Augenhöhe. Als Lehrperson ist man präsent und geht aktiv auf die Studierenden zu.
Photo: FH JOANNEUM
Julia Unger.
Julia Unger
Bachelorstudiengang „Ergotherapie“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Eine gelungene Lehre bedeutet für mich, wenn meine Studierenden nach einem Lehrveranstaltungsblock von der FH mit dem Gefühl nach Hause gehen, Relevantes für ihren zukünftigen Beruf gelernt zu haben, und sie sich ihrem persönlichen Ziel, Ergotherapeut:in zu werden, einen Schritt näher fühlen. Die Grundlage für gelungene Lehre sehe ich in einer sorgfältigen Vorbereitung sowie einer strukturierten, lebendigen und interaktiven Aufbereitung – gepaart mit einer inneren Haltung, Studierende auf ihrem individuellen Weg zum:zur Ergotherapeuten:in zu begleiten.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Mit jeder Menge Energie und einer großen Portion an Leidenschaft versuche ich in meinem Alltag die jeweiligen Lehrinhalte zu vermitteln. Mich faszinieren die Themen, die ich lehre und ich brenne für meinen Beruf. Der Schlüssel zum Begeistern von Studierenden liegt aus meiner Sicht in meiner eigenen Haltung und dem Verständnis, den Studierenden auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen „mehr“ als „nur“ ein Studium oder eine Ausbildung mitgeben zu wollen.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Vertrauen ist meiner Ansicht nach etwas, das sich mit der Zeit entwickelt und durch gemeinsame Aktivitäten und Erfahrungen wächst. Aus diesem Verständnis heraus versuche ich, für die Studierenden erreichbar zu sein, zeitnah auf Anliegen zu reagieren und Raum für Begegnungen zu schaffen. Unterstützt wird der Aufbau von Vertrauen auch durch unser kollegiales Du, das wir am Studiengang leben und mit dem wir einer Hochschulbildung auf Augenhöhe begegnen wollen.
Photo: FH JOANNEUM
Katrin Weinländer.
Katrin Weinländer
Masterlehrgang „International Supply Management“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Ausgezeichnete Lehre umfasst für mich folgende Attribute: verständlich, sinnvoll, abwechslungsreich, fordernd, aber nicht überfordernd, kritisch, ausprobierend beziehungsweise übend, praxisnah und greifbar. Um all diese Eigenschaften in der Lehre zu erfüllen, bedarf es für mich grundlegend zweier Aspekte: eine ausführliche Vorbereitung von dem:der Lehrenden wie auch wissbegierige, offene Studierende. Die Wahl der didaktischen Methoden gepaart mit persönlichen und fachlichen Attributen der Lehrenden stellt ausgezeichnete Lehre sicher; dies unter Abstimmung mit den Vorkenntnissen der Studierenden.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
„Für etwas brennen“ – dies führt automatisch zu einem begeisternden, authentischen Auftreten der Lehrveranstaltungsleitung selbst und zieht meist die Studierenden anfangs mit. Das Herausfordernde meines Erachtens ist, den Spannungsbogen über die Lehrveranstaltung hinweg aufrecht zu erhalten. Dies gelingt durch ehrlichen, wertschätzenden Umgang aller Teilnehmer:innen – Studierende wie Lehrveranstaltungsleitung –, wie auch schlichtweg durch beiderseitigen Humor.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit, Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu bringen?
Menschen benötigen in unbeständigen Zeiten Sicherheitsanker beziehungsweise Orientierungspunkte, um sich gefestigt und zielgerichtet bewegen zu können. Das Ziel des Lehrveranstaltungskonzeptes ist, neben der Vermittlung von theoretischen Inhalten, auch die persönlichen Kompetenzen der Studierenden zu fördern. Dies gelingt, wenn eine vertrauensvolle Umgebung geschaffen wird – sei sie in Präsenz oder in einem digitalen Umfeld.
Photo: FH JOANNEUM
Karen Meixner.
Teaching Award Plus
Karen Meixner
Bachelorstudiengang „Soziale Arbeit“
Was macht für Sie ausgezeichnete Lehre aus?
Gründliche Planung, wissenschaftliche aktuelle und klare Inhalte, sowie die Transparenz des Benotungssystems sind für mich Grundvoraussetzungen für gute Lehre. Ausgezeichneter Unterricht muss zusätzlich abwechslungsreiche didaktische Methoden beinhalten – nicht nur um das Interesse aufrechtzuerhalten, sondern auch um den verschiedenen Lerntypen (nach Vester) und Intelligenzen (nach Gardner) gerecht zu werden. Studierende müssen durch Methoden wie zum Beispiel jene des „Aktiven Zuhörens“ im Unterricht miteinbezogen werden – nur so kann eine hohe Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum sichergestellt werden.
Wie begeistern Sie Ihre Studierenden?
Eine gute Beziehung zu den Studierenden und eine reflektierte Kommunikation sind hier der Schlüssel zum Erfolg. Das Eisbergmodell nach Freud/Watzlawick zeigt deutlich, dass nur circa 20 Prozent der Kommunikation auf der sachlichen Ebene stattfindet. Der Großteil der Kommunikation findet nonverbal statt. Sachinhalte müssen deshalb mit Emotionen unterlegt werden. Hier sind Empathie, Kongruenz und positive Wertschätzung, wie sie Carl Rogers beschreibt, besonders wichtig. Unterlegt mit einer Portion englischem Humor – das begeistert in vielen Fällen die Studierenden.
Wie gelingt es Ihnen, trotz dieser unsteten Zeit Vertrauen und Orientierung in die Lehre zu integrieren?
Als Bewährungshelferin ist es für mich nichts Neues, Menschen in herausfordernden Situationen zu unterstützen. Viele Methoden, die ich mit Klient:innen in prekären Lebenssituationen anwende, lassen sich übertragen und nutzen, um Studierenden in diesen schwierigen Zeiten an der FH zu begleiten. Es geht dabei um Hilfe zur Selbsthilfe und Empowerment. Studierende werde angeleitet ihre individuellen Herausforderungen anzunehmen und zu meistern. Dies geschieht meist in guter Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen des Instituts.