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Vinyl Cover Art

Natanja C. Pascottini
Vinyl Cover Art

© Prammer/CIS

Von 2. bis 31. Oktober 2018 sieht man im designforum graz die Kunst auf Vinylplattenhüllen. Kuratiert wurde die bunte, ästhetische und besondere Ausstellung von Heinz M. Fischer, Leiter des Departments Medien & Design. Im Interview spricht er über die Geschichten hinter den Bildern.

Wie würden Sie die Ausstellung beschreiben?
Die Ausstellung ist ein Best-of visueller Gestaltung von Schallplatten. Dieses Mal geht es nicht um das, was in der Hülle drinnen ist, also nicht um die Musik. Sondern es geht um das, was wir sehen – was wir mit Künstlerinnen und Künstlern oder eben der Musik assoziieren. Es geht um das Sichtbare. Und in manchen Fällen ist das Sichtbare fast spektakulärer, origineller und besser als die Musik.

Was sind für Sie die Highlights?
Der Streifzug durch 50 Jahre Covergestaltung. Sie sehen Grafikdesign, Fotografie sowie Elemente aus der bildenden Kunst wie Collagen. Die frühesten Exponate sind aus der Mitte der 50er-Jahre. Aber auch ganz neue Exponate sind dabei, denn Vinyl erlebt eine Renaissance. Es gibt sogar wieder mehr Presswerke, auch in der Steiermark in der Nähe von Fehring. Aber die Highlights von der Gestaltung her sind für mich Exponate aus den 50er-Jahren. Nicht aus Nostalgie, sondern genau die Umkehrung: Sie sind auch heute noch modern, wirken innovativ und wie von heute. Erst bei näherer Betrachtung sieht man, dass diese Gestaltungen im Schnitt mittlerweile 60 Jahre alt sind. Und das ist absolut spektakulär.

Woher stammen die Schmuckstücke?
Sie stammen ausschließlich aus meiner Plattensammlung. Mit der Sammlung habe ich als junger APA-Journalist begonnen. In Wien gab es damals noch ganz viele Plattengeschäfte und auch sonst, wenn man wo hingefahren ist, ging man dort in einen lokalen Plattenladen – das war die Hochblüte der späten 70er- und frühen 80er-Jahren. Ich begann damals nach zwei Kriterien zu sammeln. Das eine Kriterium war natürlich die Musik. Ich war immer an allen Genres interessiert: Rock, Pop, Jazz und Klassik. Das andere Kriterium war die Plattengestaltung. Es gibt einige Platten, bei denen ich gar nicht so genau sagen kann, wie die Musik darauf ist, weil es mich nicht interessiert, aber das Cover ist super.

Erzählen Sie uns eine Geschichte eines ganz besonderen Covers?
Als ich in Wien tätig war, bin ich gerne nach Prag gefahren, um dort für die APA Kulturrecherchen zu machen. Das war im tiefsten Kommunismus, mit Visum und großem Aufwand. Aber es hat funktioniert. In Prag gab – und gibt es auch noch heute – das Label, das Jazz und Klassik produziert: Supraphon. Tolle Musik, die aber wenig bis gar nicht international wahrgenommen wird. Den Text der Musik habe ich überhaupt nicht verstanden, instrumental war es teilweise gut, aber die Covergestaltung war exorbitant – auch von älteren Platten. Ich habe mir eine Kollektion an Platten und Plattenhüllen gekauft, weil sie einfach schön waren. Später bin ich dahintergekommen, dass diese Motive von ganz berühmten Künstlerinnen und Künstlern der tschechischen Avantgarde der bildenden Künste gestaltet wurden. Das war modernste Kunst – fortschrittlich und revolutionär in der Gestaltung. Man würde heute nicht vermuten, dass diese Gestaltungen historisch sind, so modern wirken sie. Die Künstlerinnen und Künstler haben sich gegenüber den Zensurbehörden durchgesetzt – mussten aber einen Preis dafür zahlen: Sie wurden namentlich nicht genannt. Mehrere Expertinnen und Experten, die diese Platten bei der Ausstellung gesehen haben, haben gerätselt, wie das überhaupt vor 60 Jahren technisch möglich war.

Sprechen wir kurz über innere Werte: Stellen Sie sich vor, Sie dürften nur mehr eine Platte für den Rest Ihres Lebens hören, welche wäre das?
The Dark Side of the Moon von Pink Floyd. Auch dazu gibt es eine spannende Geschichte zum Cover: Die Platte ist Mitte der 70er-Jahre erschienen. Das Cover mit dem Spektralstrahl gilt als DAS Cover. Aber was nur Wenige wissen: Dieses Cover ist eine Nachempfindung eines der ersten Schalplattencovers. Alex Steinweiss ist Mitte der 40er-Jahre auf die Idee gekommen, dass man die blanken Verpackungskartons von Schalplatten auch gestalten kann. Bei einer Klassikaufnahme des fünften Klavierkonzerts von Beethoven, eine der ersten Schallplatten, hat er das Cover mit einem Spektralstrahl versehen – und Pink Floyd haben dies 30 Jahre später modifiziert und übernommen.

Tipp

Jetzt bewerben! Stark an der Ausstellung beteiligt war der Masterlehrgang „Visuelle Kommunikation und Bildmanagement“ für den man sich noch bis 15. Dezember 2018 einen Platz sichern kann. Lehrgangsstart: März 2019.

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