Einmal mehr ehrte die Fachzeitschrift „Der österreichische Journalist“ die besten 30 unter 30 – dieses Jahr sind wieder drei unserer Alumni dabei: Verena Sophie Maier, Marc Eder und Paul Krisai.
Wieder drei unter den besten 30
FH JOANNEUM, 12. Juli 2019Von ihnen werden Sie in Zukunft noch viel hören, sehen und lesen: Verena Maier (ORF), Marc Eder (APA-Sportredaktion) und Paul Krisai (ORF) schafften es dieses Jahr mit ihrer hervorragenden journalistischen Arbeit unter die besten 30 unter 30. Die Liste wird von der Fachzeitschrift „Der österreichische Journalist“ herausgegeben.
Wir stellten den drei 30 Fragen rund um ihren Werdegang, ihr Studium und ihren Beruf. Das sind ihre Antworten:
1. Wie fühlt man sich als einer der besten 30 unter 30?
Verena Sophie Maier: „Ich freue mich, dass meine Arbeit geschätzt wird! Ausruhen werde ich mich jetzt aber nicht.“
Marc Eder: „Schon wertgeschätzt, im Grunde aber unverändert.“
Paul Krisai: „Es ist eine Ehre und eine Freude, mit so vielen talentierten Kolleginnen und Kollegen auf einer Liste zu stehen.“
2. Wussten Sie immer schon, dass Sie Journalist werden wollen?
Verena Sophie Maier: „Nein, das ist mir passiert. Aber es passt wie eine zufällig gefundene, perfekt geschnittene Hose. Ich fühle mich sehr wohl und könnte jeden Tag so rumgehen.“
Marc Eder: „Nein. Bei den schlechten Deutsch-Noten, die ich zu Beginn der Gymnasium-Oberstufe hatte, wäre das vermessen gewesen.“
Paul Krisai: „Mit 16 Jahren habe ich meine erste Schülerzeitung herausgebracht, damals wollte ich aber noch Politiker werden. Dieser Wunsch hat sich zum Glück relativ bald in Luft aufgelöst, weil ich verstanden habe, dass ich lieber auf der anderen Seite des Politikgeschehens arbeiten will – berichterstattend. Ich habe im Gymnasium schon unter der Schulbank Zeitung gelesen, Medien haben mich also immer schon interessiert. Wirklich entschieden habe ich mich für den Journalismus mit 19 Jahren, als ich mich für das Studium an der FH beworben habe.“
3. Wer ist Ihr Vorbild?
Verena Sophie Maier: „Das existiert glaube ich nicht. Ich stelle mir mein Vorbild aus allem zusammen, das ich täglich sehe und höre und erstrebenswert finde.“
Marc Eder: „Ich habe kein spezielles – aber klar schaut man sich immer wieder mal etwas ab von Menschen, die einem taugen.“
Paul Krisai: „Beeindruckt haben mich meine Kolleginnen und Kollegen beim russischen Fernsehsender TV Rain. Das ist einer der letzten regierungskritischen Sender in Russland, er darf daher auch nicht mehr auf Kabel oder Satellit senden, sondern nur noch im Internet. Du brauchst eine große Portion Überzeugung, um in Russland kritischen, unabhängigen Journalismus zu machen. Einige meiner Kolleginnen und Kollegen wurden schon während der Arbeit verhaftet. Sie lassen sich davon aber nicht aufhalten. Das verdient meiner Meinung nach tiefste Bewunderung.“
4. Ist Print tot?
Verena Sophie Maier: „Nein, es nimmt nur eine andere Lebensform an.“
Marc Eder: „Besonderes wird auch gedruckt überleben.“
Paul Krisai: „Was zählt, ist die Botschaft – nicht das Medium, das die Botschaft überträgt. Auf Papier lese ich nur noch Wochenzeitungen wie den Falter, alle anderen Zeitungen digital, weil ich gerne möglichst aktuelle Informationen haben will.“
5. Welches ist Ihr Lieblingsmedium?
Verena Sophie Maier: „Ich liebe Radio und am liebsten live, deshalb arbeite ich dort auch. Gleich danach folgen große Zeitungen, also irgendwie das Gegenteil von live.“
Marc Eder: „Ich habe eher Lieblingsjournalisten in verschiedenen Medienhäusern. Die Salzburger Nachrichten lese ich aber gern, auch der Heimat wegen. Ö1 ist mittlerweile ein treuer Frühstücksbegleiter.“
Paul Krisai: „Natürlich ‚mein‘ Sender Ö1. Abonniert habe ich den Falter und die New York Times, sehr gerne lese ich auch die russische Online-Zeitung Meduza. Ansonsten läuft bei mir fast immer BBC.“
6. Wo findet man Sie auf Social Media?
Verena Sophie Maier: „Auf Instagram (mehr Privates) und Facebook (manchmal Berufliches). Ich bin beim Posten sehr vorsichtig, ich habe mich noch nicht für eine persönliche Strategie entschieden, wenn man so will. Mit Twitter habe ich keine supergute Freundschaft, das benutze ich eher passiv.“
Marc Eder: „Ich gehöre bereits zu den Abgehängten, die nur auf Facebook und Twitter sind.“
Paul Krisai: „Twitter: @paulkrisai, auf Facebook gibt es meinen Radreise-Blog „Paulbike“. Ansonsten nütze ich Facebook und Instagram nur privat.“
7. Warum haben Sie „Journalismus und Public Relations (PR)“ studiert?
Verena Sophie Maier: „Ich habe ein Jus-Studium abgebrochen. Das hat mir gar nicht gefallen, weil ich damals nicht wusste, was ich damit eigentlich wollte. Nach zwei Praktika beim Radio habe ich mir dann gedacht, Journalismus wäre doch was! Und es war die richtige Entscheidung.“
Marc Eder: „Nach dem Uni-Lehrgang ‚Sportjournalismus‘ in Salzburg schien mir das das Vernünftigste, um das Thema ernsthaft anzugehen. Dass der SK Sturm in dieser wunderbaren Stadt spielt, sollte am Rande vielleicht auch erwähnt werden.“
Paul Krisai: „Die ehrliche Antwort? Ich bin am Aufnahmetest an der FH in Wien gescheitert. Ich war einfach vollkommen unvorbereitet. Aber oft führt das Scheitern zu etwas Gutem. Ohne die FH in Graz hätte ich nie Russisch gelernt, ohne Russisch wäre ich nie nach Sankt Petersburg auf Auslandssemester gegangen, und ohne dieses Auslandssemester hätte ich wohl nie meine Faszination für dieses Land entdeckt, das mir seitdem die größten Abenteuer meines Lebens beschert hat.“
8. Was hat Ihnen das Studium gebracht?
Verena Sophie Maier: „Journalistisches Handwerk. Das kann man gar nicht genug schätzen. Was ich da gelernt habe, wende ich jeden Tag an.“
Marc Eder: „Es war wie trainieren auf einem großen Trainingsplatz mit Trainerinnen, Trainern, Mitspielerinnen und Mitspielern, die einen besser machen.“
Paul Krisai: „Es war quasi eine Eintrittskarte in den Journalismus. Man lernt die Grundlagen, das Handwerk, knüpft Kontakte. Am meisten habe ich bei den Praxisprojekten gelernt – bei der ‚Annenpost‘ und bei unserem Ukraine-Magazin ‚Blank‘. Toll war auch, dass wir mit Russisch eine Fremdsprache gelernt haben. Russisch steht aber leider nicht mehr im Curriculum.“
9. Vermissen Sie Ihre Studienzeit?
Verena Sophie Maier: „Nein, eigentlich nicht. Rückblickend erscheint mir die Zeit wie eine Art ‚Safe Space‘, das habe ich als sehr angenehm in Erinnerung.“
Marc Eder: „Hin und wieder. Wobei ich streng genommen ja noch Student bin und an der Universität Graz meinen Master in Global Studies mache.“
Paul Krisai: „Bei jedem Graz-Besuch, ja. Da mache ich dann lange Spaziergänge durch die Innenstadt, stöpsle mir Musik ins Ohr und verfalle in eine wunderschöne Nostalgie.“
10. Die Zeit an der FH JOANNEUM war für mich…
Verena Sophie Maier: „… voller lehrreicher Projekte.“
Marc Eder: „… lehrreich, lustig, kurz und wohl auch zukunftsweisend.“
Paul Krisai: „… extrem lehrreich, dank Journalismus mit Thomas Wolkinger und Russisch mit Elisaweta Engelmaier und vor allem dank einem Auslandssemester.“
11. Heinz M. Fischer…
Verena Sophie Maier: „… hat wunderbare Pflichtliteratur!“
Marc Eder: „… ein engagierter Studiengangsleiter und Medienprofi mit Hang zur Inszenierung.“
Paul Krisai: „… besitzt eine beeindruckende Sammlung an historischen Radiogeräten.“
12. JPR-Absolventinnen und Absolventen empfehle ich…
Verena Sophie Maier: „… mutig zu sein beim Zielestecken und auch daran zu glauben.“
Marc Eder: „… neugierig und skeptisch zu bleiben.“
Paul Krisai: „… zumindest einmal im Leben für eine Zeit ins Ausland zu gehen.“
13. Wer Journalistin oder Journalist werden will, muss…
Verena Sophie Maier: „… auf jeden Fall immer neugierig sein, viel fragen und viel lesen.“
Marc Eder: „… vor allem den Willen, Talent und auch ein wenig Glück haben.“
Paul Krisai: „… viel arbeiten und schnell lernen wollen. Und eine übersprudelnde Neugier haben.“
14. Meine berufliche Zukunft…
Verena Sophie Maier: „… hält sicher noch viele Überraschungen für mich bereit.“
Marc Eder: „… erfüllt mich hoffentlich auch weiterhin.“
Paul Krisai: „… bringt mich hoffentlich immer an die spannendsten Orte der Welt.“
15. Mein bestes journalistisches Erlebnis…
Verena Sophie Maier: „… war bisher über die Entwicklungen nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos Tag für Tag weiter zu berichten.“
Marc Eder: „Eine klare Nummer eins habe ich nicht. Fußball-Europacup-Reisen sind aber immer wieder speziell. Abends in einem Stadion voller verrückt-euphorischer Menschen zu sitzen, alle verbunden durch ein ‚Spiel‘, das Ablenkung vom Alltag und doch (kurz) die Welt bedeutet… Dass ich für das Erleben dieses Schauspiels bezahlt werde, ist ein Privileg und auch Lohn für die Routinearbeit, ohne die Agenturjournalismus nicht funktioniert.“
Paul Krisai: „… war mein erster Auslandseinsatz als ORF-Reporter auf der Weltklimakonferenz in Kattowitz in Polen. Zehn Tage lang war ich von früh bis spät mit dem Radiomikrofon unterwegs, habe zig Berichte und Interviews nach Wien überspielt und vor allem meine „Feuertaufe“ absolviert – meine erste Liveschaltung im Ö1-Morgenjournal. “
16. Das größte Privileg von Journalistinnen und Journalisten ist…
Verena Sophie Maier: „… es, jeden Tag zu lernen, um das dann weiterzuerzählen.“
Marc Eder: „… siehe vorherige Antwort. Grundsätzlich: Dass man als Journalist oder Journalistin stellvertretend für andere Ausschnitte verschiedener (Lebens-)Welten erleben darf.“
Paul Krisai: „… mit Menschen reden zu dürfen, mit denen man sonst nie reden könnte, und an Orte zu kommen, die einem sonst nie zugänglich wären.“
17. Meinung und Bericht gehören…
Verena Sophie Maier: „… gekennzeichnet!“
Marc Eder: „… zusammen, aber klar gekennzeichnet. Ein bisschen weniger Meinung würde dem Journalismus hierzulande aber nicht schaden.“
Paul Krisai: „… strikt getrennt.“
18. Der Nachteil an dem Beruf ist…
Verena Sophie Maier: „… manchmal die schlechte Planbarkeit.“
Marc Eder: „…, dass Festanstellungen mittlerweile Lotto-Sechser sind.“
Paul Krisai: „…, dass er sich oft schwer von der Freizeit trennen lässt.“
19. Meine beste Interviewpartnerin / mein bester Interviewpartner war…
Marc Eder: „… Bernhard Heusler, mittlerweile Ex-Präsident des FC Basel. Männer seines Formats würden Österreichs Sportszene guttun.“
Paul Krisai: „… der inoffizielle Botschafter Venezuelas in Wien. Da in Venezuela ja zwei „Präsidenten“ um die Macht konkurrieren, hat der selbsternannte Übergangspräsident Juan Guaido eigene Gesandte auf Goodwill-Tour in westliche Länder geschickt. Sein Mann in Wien hat mich in seiner „Botschaft“ empfangen – einer leeren Wohnung in einem Außenbezirk. Die Situation war ziemlich skurril: Ein Botschafter, der eigentlich keiner ist, erzählt mir etwas von einem Präsidenten, der gerne einer wäre. Ich denke, solche Personen machen anschaulich, wie Weltpolitik funktioniert.“
20. Das Gefühl, den eigenen Namen in der Autorenzeile zu lesen / im Radio zu hören,…
Verena Sophie Maier: „… ist schon sehr überwältigend.“
Marc Eder: „… habe ich sehr selten.“
Paul Krisai: „… ist beim ersten Mal ein Kick gewesen, das legt sich aber schnell. Wichtig ist es, sich der Verantwortung bewusst zu sein, die man als Journalistin beziehungsweise Journalist hat – bei jeder einzelnen Geschichte, die man veröffentlicht.“
21. Spüren Sie Leistungsdruck?
Verena Sophie Maier: „Ja, aber so, dass er mich weitertreibt und nicht daran hindert.“
Marc Eder: „Klar. Marcel Hirscher gibt aber gute Tipps.“
Paul Krisai: „Berufseinsteigerinnen und -einsteiger spüren, denke ich, in jedem Beruf Leistungsdruck. Im Journalismus ist das nicht anders.“
22. Ist Ihre Arbeit Ihr Hobby?
Verena Sophie Maier: „Schon, aber glücklicherweise unter anderem.“
Marc Eder: „Ja, sie darf aber niemals Fantum sein. Auch schönste Nebensachen der Welt brauchen Kritik und Kontrolle.“
Paul Krisai: „Eher eine Lebenseinstellung.“
23. Wie geht’s Ihrer Work-Life-Balance?
Paul Krisai: „Was ist das?“
Verena Sophie Maier: „Phasenweise lehnt sie sich sehr weit Richtung Work. Aber ich denke, ich habe das ganz gut im Griff. Digital Detox habe ich zumindest noch nicht machen müssen.“
Marc Eder: „Bestens. Meine Ressortchefs schreiben super Dienstpläne.“
24. Träumen Sie manchmal von Stefan Ruß-Mohl?
Paul Krisai: „Wer ist das?“
Verena Sophie Maier: „Nein, vielleicht hin und wieder von Alain de Botton oder Johan Galtung. ;)“
Marc Eder: „Wenn ja, würde ich mir Sorgen machen.“
25. Lassen Sie täglich die Medienhölle ausbrechen?
Verena Sophie Maier: „In der schlimmsten Ausprägung, und ich bin sogar daran beteiligt!“
Marc Eder: „Nein. Manchmal mache ich bewusst blau.“
Paul Krisai: „Natürlich, denn in diesem Beruf ist es extrem wichtig, gut informiert zu sein. Mein Tag beginnt normalerweise mit dem Morgenjournal auf Ö1, einen aktuellen Auslands-Überblick hole ich mir im „Newsroom“ des BBC World Service (Radio), dann scanne ich die englischsprachigen und die russischen Zeitungen. Aufs Handy bekomme ich Eilmeldungen, wenn etwas Größeres passiert. Am Abend versuche ich noch, die ZiB2 zu schauen.“
26. Welchen Satz können Sie nicht mehr hören beziehungsweise lesen?
Verena Sophie Maier: „Die Situation spitzt sich zu – schrecklich, was heißt das überhaupt?“
Marc Eder: „Ein Sport-Klassiker, den ich wirklich regelmäßig präsentiert bekomme: ‚Die Tore, die man nicht schießt, bekommt man.‘“
Paul Krisai: „Die Lage spitzt sich zu, der Unfall forderte Todesopfer, Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, wie es ausgeht, ist noch unklar – solche Sätze sind stumpf, weil sie entweder nichts aussagen oder einfach schon tausendfach verwendet wurden. Die Herausforderung ist: Wie kann ich meine Geschichte einfach und verständlich erzählen, ohne in Floskeln oder Verallgemeinerungen abzudriften.“
27. Worin sind Sie richtig gut?
Verena Sophie Maier: „Komplexe Sachverhalte in einer 20-Sekunden-Meldung darzustellen.“
Marc Eder: „Ich merke mir echt gut Namen zu Gesichtern. Und ich konnte mal recht ordentlich Trompete spielen.“
Paul Krisai: „Konstruktive Kritik annehmen.“
28. Worin sind Sie richtig schlecht?
Verena Sophie Maier: „Geduld haben bei langen Geschichten.“
Marc Eder: „Zeichnen, Pflanzen/Bäume benennen, ohne Kaffee funktionieren, meine Masterarbeit fertigschreiben.“
Paul Krisai: „Vor dem Frühdienst (04:30 Uhr) rechtzeitig schlafen gehen (21:00 Uhr).“
29. Haben Sie Ziele?
Verena Sophie Maier: „Ich will mal beruflich ins Ausland, das wäre schön. Die EU-Institutionen in Brüssel und Straßburg interessieren mich schon immer. Ich lerne aber auch gerade Arabisch. Vielleicht bringt mich das mal wo hin, das würde ich auch sehr spannend finden.“
Marc Eder: „Wäre tragisch, wenn nicht.“
Paul Krisai: „Ich möchte Geschichten machen, die verständlich sind, die man sich merkt, und die man weitererzählt. Und ich möchte den Zuhörerinnen, Zuhörern, Zuschauerinnen und Zuschauern andere Länder in meinen Beichten so erklären und näherbringen, dass sie am Ende idealerweise sagen: ‚Aha. Das hätte ich mir jetzt nicht erwartet.‘“
30. Irgendjemand, dem Sie danken möchten?
Verena Sophie Maier: „Meiner Mama, die jeden Tag checkt, wo ich gerade ‚on air‘ bin.“
Marc Eder: „Ja, natürlich! Danke Mama, Papa, Oma, Opa und Prof. Stöllinger für die motivierend schlechten Deutschnoten.“
Paul Krisai: „Meinen Eltern, die mich bei jeder noch so verrückten Idee immer bedingungslos unterstützt haben.“