Im wöchentlichen Börsenbrief von Josef Obergantschnig, Fachhochschullektor an der FH JOANNEUM und Gründer von ecobono, gibt es das Börsengeschehen pünktlich zum Start in das Wochenende aus erfrischend neuen Blickwinkeln.
Wöchentlicher Börsenbrief #41
FH JOANNEUM, 08. Februar 2024Allzeithochs und ein unglaubliches Comeback
Diese Woche haben auch europäische Indizes wie der deutsche DAX oder der Dow Jones Euro-Stoxx 50 ein neues Allzeithoch erreicht. Nach dem schwachen Jahresauftakt scheint wieder Energie zu sein. Das scheint bei den Börsianer:innen abzuprallen. Trotz einer schwachen Konjunktur kann die Leitbörse des als kranker Mann Europas verschrienen Landes auf eine starke Börse verweisen. Mr. Market scheint wieder einmal extrem euphorisch und voller Lebensenergie zu sein. Bei mir ist es der morgendliche Espresso – was Mr. Market so euphorisch macht, habe ich zu meinem Leidwesen in all den Jahren noch nicht herausgefunden.
Kommen wir noch einmal zurück zum DAX. Deutsche Unternehmen erwirtschaften nur einen Bruchteil der Umsätze in Deutschland. Der Globalisierung sei Dank. Und darüber hinaus ist ein Großteil des Anstiegs auf lediglich eine Handvoll Unternehmen zurückzuführen. Was in den USA die Magnificent Seven – also die großen Tech-Unternehmen Apple, Nvidia, Alphabet (Google), Meta (Facebook), Amazon, Tesla und Microsoft – sind, sind in Deutschland die glorreichen Fünf bestehend aus den Indexschwergewichten SAP, Siemens, Allianz, Münchner Rück und der Deutschen Telekom. Der deutsche Aktienmarkt wird von diesen Giganten nach oben gezogen, wohingegen die durchschnittliche DAX-Aktie fast 40% unter dem Allzeithoch notiert.
Kommen wir noch einmal zu den Magnificent Seven. An der Spitze als wertvollstes Unternehmen hat vor wenigen Wochen Microsoft den ewigen Konkurrenten Apple abgelöst. Das Comeback feiert Mark Zuckerbergs Meta, der bereits von vielen Investoren für tot oder zumindest als todkrank abgeschrieben wurde. Vor zwei Jahren, also im Februar 2022, hat die Aktie noch den größten Wertverlust in der gesamten Börsengeschichte hingelegt. Im November 2022, also vor etwas mehr als einem Jahr, konnte man eine Aktie des Tech-Giganten noch um 110 US-Dollar kaufen. Seit damals hat sich der Kurs mehr als vervierfacht. Nach Bekanntgabe der letzten Zahlen ist Meta an einem Tag um 20% und damit um einen Börsenwert von knappen 200 Milliarden US-Dollar gestiegen. Auch das ist ein Rekord. Wenn das kein eindrucksvolles Comeback ist!
2023 erwirtschaftete der Meta-Konzern einen Umsatz von 135 Milliarden US-Dollar. Und davon bleiben nach Abzug aller Steuern und Kosten für die Aktionäre noch ein Gewinn von 39 Milliarden US-Dollar übrig. Das kann sich wahrlich sehen lassen, meinen Sie nicht auch? Darüber hinaus hat Meta auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz eine Vorreiterrolle eingenommen. Und das wiederum lässt Börsianer:innen von sprudelnden zukünftigen Gewinnen träumen. Mark Zuckerberg, der einen Großteil seines Vermögens in den eigenen Aktien investiert hat, hat die letzten Wochen Microsoft-Gründer Bill Gates überholt und ist mit einem geschätzten Vermögen von 163 Milliarden US-Dollar bereits der viertreichste Mensch der Erde. Das Ranking führt ein gewisser Elon Musk mit 203 Milliarden US-Dollar an. Der liebe Elon hat aber im Gegensatz zu Mark sehr turbulente Wochen hinter sich. Er ist der einzige auf der Top-10 Liste, der heuer Verluste erlitten hat. 2024 ist sein Vermögen um unglaubliche 26 Milliarden geschrumpft. Das entspricht in etwa der Marktkapitalisierung von Verbund, dem wertvollsten ATX-Unternehmen.
Kommen wir noch einmal nach Deutschland. Im Rahmen eines Pilotprojekts haben 45 Unternehmen die Vier-Tage-Woche eingeführt. Und zwar ganz nach dem Motto: 100-80-100. Also 100% der Leistung bei 80% der Zeit bei 100% Bezahlung. Das Projekt wird auch von wissenschaftlicher Seite aus begleitet und die Ergebnisse analysiert. Ich bin schon sehr gespannt auf das Ergebnis. Ich persönlich halte mich da eher an Warren Buffets Grundsatz: „If you don’t find a way to make money while you sleep you will work until you die.“