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Wöchentlicher Börsenbrief #59

ibv@fh-joanneum.at
Wöchentlicher Börsenbrief von Josef Obergantschnig 1

Im wöchentlichen Börsenbrief von Josef Obergantschnig, Fachhochschullektor an der FH JOANNEUM und Gründer von ecobono, gibt es das Börsengeschehen pünktlich zum Start in das Wochenende aus erfrischend neuen Blickwinkeln.

Knallende Sektkorken und große Herausforderungen

Diese Woche ging es auch abseits der Fußball-Europameisterschaft so richtig rund. Viele Aktien und Indizes stehen am oder zumindest nahe den Höchstständen. Die amerikanische Leitbörse S&P 500 konnte beispielsweise bereits zum 30. Mal in diesem Jahr einen neuen Höchststand erklimmen. Wen wundert es, dass in diesem angenehmen Umfeld mein morgendlicher Espresso besonders gut schmeckt. Bei Nvidia hört man dieser Tage vermutlich weniger das Mahlwerk der Kaffeemaschine, sondern vielmehr das Knallen der Sektkorken. Das Halbleiterunternehmen wird an der Börse aktuell mit mehr als 3,3 Billionen US-Dollar bewertet und ist damit das wertvollste Unternehmen der Welt. Es liegt noch vor den beiden Börsengiganten Microsoft und Apple, die seit 2012 ununterbrochen die Poleposition eingenommen haben. Die großen Drei sind an der Börse mit nahezu 10 Billionen US-Dollar bewertet. Die Marktkapitalisierung von Nvidia allein entspricht dem rund 20-fachen Wert der Marktkapitalisierung aller an der Wiener Börse gelisteten Unternehmen oder mehr als dem Börsenwert aller 40 DAX-Unternehmen. Zum Vergleich: Das wertvollste DAX-Unternehmen ist SAP mit einer Marktkapitalisierung von 205 Milliarden Euro. In der Schweiz führt Nestlé das Ranking mit 257 Milliarden Euro an und in Österreich Verbund mit 26 Milliarden Euro.

 

Die Performance der großen Aktienindizes ist also durchaus erfreulich. Ohne die großen Tech-Titel im Portfolio sieht die Welt aber ganz anders aus. Nvidia allein ist für ein Drittel der Gesamtperformance des S&P 500 verantwortlich. Nimmt man noch die Tech-Giganten Microsoft, Alphabet und Meta hinzu, konnten lediglich vier Unternehmen mehr als die Hälfte der Gesamtmarktperformance und damit mehr als die restlichen 496 Unternehmen erwirtschaften. Das ist einmal eine Ansage, meinen Sie nicht auch?

 

Machen wir noch einen Schwenk zur Konjunktur. Im Gegensatz zu den USA oder vielen asiatischen Ländern stottert der europäische Wirtschaftsmotor gewaltig. Das liegt auch an der Wettbewerbsfähigkeit. Österreich liegt bei der von der Lausanner Wirtschaftshochschule IMD publizierten Analyse beim Standort-Ranking „nur“ noch auf Rang 26 von 67 Ländern. Zum Vergleich: 2020 belegte die Alpenrepublik noch Rang 16. Das Ranking wird von Singapur, der Schweiz, Dänemark und Irland angeführt. Die USA liegt auf Rang 12, China auf dem 14. und Deutschland auf dem 24. Platz. Der Standort Europa hat in den letzten fünf Jahren an Attraktivität eingebüßt, liegt aber als Region hinter Ostasien immer noch auf Rang zwei. Die Karten werden in den nächsten Jahren neu gemischt. Wohlhabende Staaten kämpfen mit der zunehmenden Konkurrenz durch aufstrebende Schwellenländer, der digitalen Transformation und den Umstieg auf eine Kreislaufwirtschaft mit geringem CO2-Fußabdruck. Es mangelt also definitiv nicht an Herausforderungen. Und das gilt sowohl für den Wirtschaftsstandort, Investor:innen und natürlich auch die teilnehmenden Mannschaften der Fußball-Europameisterschaft.

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