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Wöchentlicher Börsenbrief #65

ibv@fh-joanneum.at
Wöchentlicher Börsenbrief von Josef Obergantschnig 1

Im wöchentlichen Börsenbrief von Josef Obergantschnig, Fachhochschullektor an der FH JOANNEUM und Gründer von ecobono, gibt es das Börsengeschehen pünktlich zum Start in das Wochenende aus erfrischend neuen Blickwinkeln.

Die Chancen stehen bei eins zu fünf: Spannung an den Börsen

Die ersten Septembertage haben wir bereits verlebt. Der Monat September hat für mich als Börsianer immer einen bitteren Beigeschmack. Das liegt definitiv nicht daran, dass sich der Sommer langsam dem Ende zuneigt oder unsere Kinder wieder in den Schulmodus schalten. Nein, es liegt vielmehr daran, dass wir mit 9/11 und der Lehman-Pleite zwei „Jahrhundertereignisse“ in diesem Monat erlebt haben. Das allein reicht schon aus, um den Puls etwas in die Höhe zu treiben, meinen Sie nicht auch? Gefahren lauern schließlich immer und überall.

 

Wenn ich bei meinem Espresso darüber nachdenke, fühle ich mich irgendwie ertappt: Auch wenn es sich bei diesem Gefühl rational betrachtet um Humbug handelt, habe ich mir hier anscheinend etwas antrainiert. Gelernt ist schließlich gelernt. So wie mir mag es vermutlich auch der einen oder anderen Investorin oder dem einen oder anderen Investor gehen. Geld und die Börse sind nicht umsonst eine hochemotionale Angelegenheit! Emotionen sind menschlich, das ist klar. An der Börse sind sie jedoch erfahrungsgemäß ein äußerst schlechter Ratgeber.

 

Der „Fear & Greed Index“ schlägt genau in diese Kerbe und teilt die Stimmung an den Finanzmärkten in Gier und Angst auf. Der Index wird seit 2012 berechnet und analysiert auf Basis von sieben Indikatoren die Grundstimmung unter den Investoren. Dazu zählen beispielsweise das Momentum, die Marktbreite oder der von Investoren geforderte Risikoaufschlag. Diese Woche sind wir vom „Gier“-Modus in den „Neutralbereich“ gerutscht.

 

Im September stehen noch Sitzungen der Europäischen Zentralbank und der amerikanischen Federal Reserve an. Die Zeichen stehen auf Zinssenkung. In Europa hat Präsidentin Christine Lagarde die erste Zinssenkung bereits im Juni vorgenommen, eine weitere soll am 12. September folgen. US-Notenbank-Präsident Jerome Powell wird bei der Septembersitzung vermutlich nachziehen und damit die Zinswende in den USA einleiten. Das Gros der Marktteilnehmer ist sich darüber einig. Die Chancen stehen aktuell bei eins zu fünf, dass der liebe Jerome die Zinsen nicht nur um 0,25 %, sondern gleich um 0,50 % senkt. Ich bin schon sehr gespannt, was uns die Fed am 18. September präsentieren wird.

 

In den nächsten Wochen ist damit definitiv für Spannung gesorgt. Es wird vermutlich munter hin- und hergehen. Nervosität ist aber nicht angebracht. Schließlich haben wir einen „Mini-Crash“ an den Börsen bereits Anfang August erlebt. Ein weiterer Crash im September wäre meiner Ansicht nach absolut unangebracht, meinen Sie nicht auch? Der Bulle wird mir mit Sicherheit zustimmen, ob das der Bär aber auch so sieht, wage ich zu bezweifeln.

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