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Wöchentlicher Börsenbrief #68

ibv@fh-joanneum.at
Wöchentlicher Börsenbrief von Josef Obergantschnig 1

Im wöchentlichen Börsenbrief von Josef Obergantschnig, Fachhochschullektor an der FH JOANNEUM und Gründer von ecobono, gibt es das Börsengeschehen pünktlich zum Start in das Wochenende aus erfrischend neuen Blickwinkeln.

Eine hohe Latte und die Prognosefähigkeit der KI

An den Märkten geht das bunte Treiben munter weiter. Die Aktienmärkte sind energiegeladen wie mein morgendlicher Espresso und eilen von einem Höchststand zum nächsten. Diese Woche war ich in Westösterreich unterwegs. Die Stimmung unter den Vortragenden und Finanzexpert:innen beim Herbstdialog von e-fundresearch war ausgezeichnet – bei dieser Performance kaum verwunderlich. Während der Vorträge haben wir die aktuelle Lage an den Finanzmärkten aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

 

Ein großes Thema war die bevorstehende US-Wahl. Auch wenn Donald Trump in Europa nicht unbedingt beliebt ist, war seine erste Amtszeit für Aktionäre recht erfolgreich. Der amerikanische Leitindex S&P 500 konnte immerhin um 72 % zulegen. Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen behauptete sich Uncle Sam noch gut. Europa verlor langsam an Boden, und irgendwie gelang es, den stürmischen asiatischen Tiger China im Zaum zu halten. Auch die Ära Joe Biden brachte Aktionären Erfolge. Der S&P 500 legte bisher knapp 50 % zu, und Joe hat noch Zeit, diese Performance weiter auszubauen. Doch es steht fest: Die USA haben spürbar an Einfluss verloren, und der wirtschaftliche Konflikt mit China eskaliert weiter. Ob Kamala Harris als neue oder Donald Trump als ehemaliger US-Präsident ins Weiße Haus einzieht, die Latte für die nächste Amtszeit liegt hoch.

 

Der Konjunkturmotor stottert. Dies war sicherlich ein Grund, warum sowohl die EZB als auch die amerikanische Fed im September die Leitzinsen gesenkt haben. Laut der aktuellen BofA-Fondsmanager:innen-Umfrage gehen 79 % der Fondsmanager von einem „Soft-Landing“-Szenario aus. In diesem Fall verlangsamt sich zwar das Wirtschaftswachstum, aber die Arbeitslosenrate bleibt stabil, und es kommt nicht zu einer harten Rezession.

 

An den Märkten sorgt Künstliche Intelligenz für große Kursfantasien. Im Vergleich zur Internetblase Ende der 1990er Jahre werfen die Unternehmen heutzutage jedoch durchaus respektable Gewinne ab. Für Fondsmanager:innen stellt sich die bange Frage, ob KI am Ende nicht doch die besseren Ergebnisse liefert. ChatGPT hat ja hinsichtlich der Daten einen Timelag. Christian nutzte dies und fragte einfach mal nach, ob ChatGPT für den Zeitraum vom 31.08.2023 bis zum 31.08.2024 eine positive oder negative Kapitalmarktentwicklung prognostiziert. Die Antwort war klar: Für diesen Zeitraum lege ich mich auf fallende Kurse fest. Und damit lag die KI komplett falsch. Ein globales Aktienportfolio hat nämlich in diesem Zeitraum eine Performance von 25 % erzielt. Irgendwie ist es beruhigend, dass selbst die hochgepriesene Künstliche Intelligenz die Zukunft nicht vorhersagen kann, meinen Sie nicht auch 😊

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