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Wöchentlicher Börsenbrief #5

Dr. Josef Obergantschnig, 28. April 2023
Wöchentlicher Börsenbrief von Josef Obergantschnig 1

(c) FH JOANNEUM / Marion Luttenberger

Im wöchentlichen Börsenbrief von Josef Obergantschnig, Fachhochschullektor an der FH JOANNEUM und Gründer von ecobono, gibt es das Börsengeschehen pünktlich zum Start in das Wochenende aus erfrischend neuen Blickwinkeln.

Zuckerwasser und eine Frau im Milliardärs-Club!

In unserer Küche stehen noch zwei leere Flaschen eines Limonadenherstellers, die meine Kinder stehen gelassen haben. Diese bunten, süßen Durstlöscher sind zu meinem Leidwesen der absolute Renner und für uns als Eltern ist es schwierig, den Konsum möglichst einzudämmen. Im Durchschnitt sind zwei Stück Würfelzucker pro 100 Milliliter enthalten. In diesem Zusammenhang bin ich froh, dass ich meinen morgendlichen Espresso ganz ohne Zucker genieße.

Das Geschäft mit Zuckergetränken ist aktuell zwar hochprofitabel, Investoren drängen aber z.B. den Lebensmittelriesen Nestle bereits dazu, das zuckerhaltige Produktsortiment zu verringern, und ein gesünderes Angebot bereitzustellen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es für mich als Teenager ein absolutes Highlight war, einmal eine Cola zu trinken. Coca Cola erwirtschaftet Umsätze in der Höhe von $43 Milliarden und ist darüber hinaus hochprofitabel. Der Nettogewinn beläuft sich auf knappe $10 Milliarden. Als Europäer:in kann man es gar nicht glauben, dass Pepsi mit $86 Milliarden doppelt so viel umsetzt als der Erzrivale. Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass damit am Ende des Tages auch ein höherer Gewinn übrigbleibt. Der Nettogewinn von Pepsi ist mit $9 Milliarden durchaus herzeigbar. Allerdings ist die Marge – also das, was von jedem erzielten US-Dollar als Gewinn übrig bleibt, im Vergleich zu Coca Cola nur halb so hoch. Das mag auch daran liegen, dass PepsiCo 315.000 Mitarbeiter:innen beschäftigt, wohingegen Coca Cola mit „nur“ 82.500 Mitarbeiter:innen das Auslangen findet.

Diese Woche geht es an den Aktienmärkten so richtig zur Sache. Knapp ein Drittel aller Unternehmen der S&P 500 Konzerne legen ihre Quartalsergebnisse vor. Darunter finden sich auch die Tech-Giganten Microsoft und Alphabet (Google), welche ganz gute Ergebnisse präsentieren konnten. Klar scheint auch, dass für viele Unternehmen das Themenfeld Künstliche Intelligenz (KI) immer stärker in den Fokus rückt. Man merkt aber auch, dass es deutlich schwieriger wird, Geld zu verdienen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Unternehmensgewinne das zweite Quartal in Folge rückläufig. Auch für das nächste Quartal zeigt die Prognose-Uhr deutlich Richtung Süden. Besonders stark werden die Gewinne des Energie-Sektors zurückgehen. Das zeigt wieder einmal eindrucksvoll, welches außergewöhnliche Jahr 2022 für den ganzen Energie-Sektor war. Eine Ausnahme bildet der Finanzsektor, der nach vielen harten Jahren der Nullzinspolitik wieder zum Höhenflug ansetzt. Im ersten Quartal 2023 sind die Gewinne der S&P 500 Banken um 7,5% gestiegen. Laut Einschätzung der Analyst:innen dürfte sich der Trend in den nächsten Quartalen weiter beschleunigen.

Kommen wir noch zu den reichsten Menschen der Welt. Das Ranking des Bloomberg Billionaires Index führt nach wie vor der Franzose Bernard Arnault mit einem geschätzten Vermögen von $209 Milliarden vor Tesla-Gründer Elon Musk ($162 Milliarden) und Amazons Jeff Bezos ($127 Milliarden) an. Bernard ist seit 1989 CEO des weltweit größten Luxusgüterkonzerns Louis Vuitton SE (LVMH). In den Top-10 dominieren jedoch ansonsten US-Tech-Unternehmer. Auf dem neunten Rang hat sich aber dieser Tage schlicht und heimlich ein „Exote“ eingeschlichen. Francoise Bettencourt Meyers ist Französin und die einzige Frau, die im elitären Klub der zehn reichsten Menschen der Welt aufgenommen wurde. Die liebe Francoise ist die Erbin von L’Oreal, dem größten Kosmetikunternehmen der Welt. Das Unternehmen wurde von Eugene Schueller, dem Großvater von Francoise, im Jahr 1909 gegründet. Der Chemiker stellte einst in seiner Küche Haarfärbemittel her und verkaufte sie an Friseure. Spannend finde ich, dass das Vermögen von Bettencourt Meyers, die 33% des L‘Oeral-Konzerns besitzt allein heuer um mehr als $20 Milliarden auf aktuell $94 Milliarden angestiegen ist. Schönheit und Luxus sind anscheinend auch krisenresistente Geschäftsfelder.

Abschließend heißt es auch für mich eine (nicht ganz so schwere) Entscheidung zu treffen. Obwohl die Tage nun wieder wärmer werden, werde ich auf eine Cola verzichten und meinem geliebten Espresso treu bleiben.

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