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Zwischen Armut und Lebensfreude – unser Praktikum in Kambodscha

Bianca Hilweg und Sonja Salzmann, 17. Oktober 2016
Zwei „Physiotherapie“-Absolventinnen – hatten die Chance, im Angkor Hospital for Children (AHC) ihr Praktikum zu absolvieren.

(c) FH JOANNEUM

Kambodscha ist eines der ärmsten Länder der Welt. Im Durchschnitt verdient die Bevölkerung nur 2,76 US-Dollar täglich. Auch die medizinische Versorgung ist vor allem in den ruralen Gebieten des Landes kaum vorhanden. Wir, Bianca Hilweg (23) und Sonja Salzmann (21) – frische „Physiotherapie“-Absolventinnen – hatten die Chance, im Angkor Hospital for Children (AHC) unser letztes Praktikum zu absolvieren und somit einen positiven Beitrag zu der medizinischen Versorgung der Einheimischen zu leisten.

Dank unserer Lehrenden Maria Kormann, die selbst schon Erfahrungen im AHC als Volunteer sammeln konnte, hat sich für uns die Tür zu diesem einzigartigen Erlebnis geöffnet. Es stellte uns natürlich vor einige Herausforderungen, die wir aus Österreich noch nicht kannten: tropisches Klima, sprachliche Barrieren, eine andere Religion, unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Ausbildungsstandards, Armut, …

Lebensfreude und Dankbarkeit

Die Lebensfreude und die Dankbarkeit der KambodschanerInnen genauso wie das Team vor Ort, das jederzeit für Fragen offen war, haben uns jedoch stets dabei geholfen, diese Hürden zu überwinden. Wir haben Kids mit den unterschiedlichsten Diagnosen – wie zum Beispiel Tetanus, Cerepralparesen, Herzerkrankungen – sowohl stationär als auch ambulant behandelt. Es ist erstaunlich, wie die KambodschanerInnen mit so wenig materiellem Besitz und trotz körperlichen Einschränkungen so eine Lebensfreude ausstrahlen! Auch der familiäre Zusammenhalt stach für uns positiv heraus.

Zusätzlich zum stationären Betrieb bietet das AHC auch einen Homecare-Service an, der an Familien gerichtet ist, für die es aus finanziellen Gründen nicht möglich ist, nach Siem Reap ins AHC zu kommen. Auch hier haben wir vor allem in der Aufklärung in Bezug auf therapeutische Übungen, Handling, Hygiene und Ernährung mitgeholfen.

Durch dieses Praktikum durften wir einiges lernen. Zum einen haben wir vom Team vor Ort neue Behandlungs- und Untersuchungstechniken gelehrt bekommen. Wir lernten, mit vielen für uns unbekannten Diagnosen umzugehen und passende Behandlungstechniken dazu anzuwenden. Wir respektierten die kambodschanische Kultur, passten unser Verhalten darauf an und fühlten uns als ein Teil dieser Kultur. Wir sind nun Meister der nonverbalen Kommunikation und ja, wir eigneten uns sogar ein kleines Vokabular an „Khmer“, der kambodschanischen Sprache, an. Zum anderen durften wir neben den physiotherapeutischen Fähigkeiten auch auf persönlicher Ebene so einiges lernen.

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Bianca Hilweg beim Therapieren.

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Sonja Salzmann bei der Arbeit.

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Auch um die kleinsten Patienten hat sich Sonja Salzmann gekümmert.

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Home Care: Der Patient übt im selbstgebauten Gehbarren seine ersten Schritte.

Erfahrungen, die das Leben verändern

Wir haben Erlebnisse gesammelt, die unsere Lebenseinstellung in Bezug auf so manche Dinge veränderten. Zum Beispiel werfen wir sicher nicht mehr so schnell Essen in den Müll, sondern gehen mit Lebensmitteln noch viel wertschätzender um als zuvor schon. Wir schätzen auch den Luxus an medizinischer Versorgung, Hygienestandards oder Pflegemaßnahmen, den wir in unseren Krankenhäusern erfahren dürfen. Wir haben auch eine neue Wertschätzung für die Mahlzeiten, die man in österreichischen Krankenhäusern serviert bekommt und werden uns sicher nie wieder darüber beschweren, wenn einmal zu wenig Salz im Essen ist oder die Karotten eine Spur knackiger sein könnten – in Kambodscha müssen die Patientinnen und Patienten beziehungsweise deren Eltern die Speisen im Krankenhaus selbst zubereiten. Auch das politische System und vor allem das Sozialsystem in Österreich hat wirklich große Pluspunkte bei uns gesammelt, nachdem wir in Kambodscha mitbekommen haben, was Korruption wirklich heißt und jeder Einzelne mit seinen Problemen allein gelassen wird und sich keine Hilfe vom Staat erhoffen kann.

Abschließend – und das ist fast das Wichtigste – haben uns die KambodschanerInnen mit ihrer liebevollen, weltoffenen, herzlichen, hilfsbereiten und großzügigen Art gezeigt, was wirklich wichtig im Leben ist – und sie sind das beste Beispiel dafür, dass menschliche Qualitäten nicht mit Geld zu erlangen sind…

Dieses Praktikum war eine großartige und unbezahlbare Erfahrung für uns, auf die wir sehr stolz sind und die wir bestimmt immer in guter Erinnerung bewahren werden. Wir möchten uns abschließend noch herzlich beim Rektor der FH JOANNEUM, Karl Peter Pfeiffer, bedanken, der uns mit seiner großzügigen finanziellen Unterstützung die Reise erleichterte. Vor allem sind wir für den Einsatz von Maria Kormann sehr dankbar, ohne den dieses Praktikum und somit all unsere Erfahrungen nie möglich gewesen wären – DANKESCHÖN!

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