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Porträt

Hingel Leon Bsc, und Buchberger Matthias Bsc

Kambodscha: Mehr als Angkor Wat und Beef Lok Lak.

Anreise

Am 27. März 2024 startete unser Flug in Wien und wir kamen nach einer rund 24-stündigen Reise in Siem Reap an. Unser Airbnb im Herzen der Stadt überzeugte uns sogleich. Dort verdauten wir noch den Jetlag bis dann am Montag die Arbeit begann.

Arbeitsalltag

Morgens um 7:30 Uhr begann die Arbeit im Angkor Hospital for Children (AHC). Zu Fuß brauchten wir nur 10 Minuten. Wir wurden herzlichst von den beiden Physiotherapeutinnen empfangen, welche uns die nächsten beiden Monate zur Seite stehen sollten. Weiters freuten sie sich sehr über die Spendenmaterialien, die wir ihnen mitbrachten. Darunter Therabänder, Kinesio Tape sowie ein Plakat über die frühkindliche Entwicklung.

Von nun an durften wir mit Patient:innen arbeiten die nur wenige Tage alt waren bis hin zu schon fast Erwachsenen.

IPD (In Patient Department) nannte man die „Normalstation“ des AHC, wo stationäre Patient:innen mit akuten Geschehen lagen. Dort ist es üblich, dass auch die Eltern der Kinder im Krankenhaus sind und dort für ihre Kinder sorgen. Häufige Zuweisungsdiagnosen zur Physiotherapie waren abklingende Lungenentzündungen, Meningitis und Frakturen. Die Intensive Care Unit (ICU), also die Intensivstation, gab es für Neugeborene, aber auch für Kinder. Wir arbeiteten dort nur mit den Neugeborenen, welche häufig mit Verdacht auf Cerebralparese, Trisomie 21 oder diversen Geburtstraumata der Physiotherapie zugewiesen wurden. Die meiste Zeit allerdings verbrachten wir in der OPD, dem Out Patient Department – das war unser Physio-Raum. Hier behandelten wir ambulante Patient:innen, die häufig von weit weg anreisen und dann lange am Gelände des AHC auf verschiedenste Behandlungen warten müssen. Das war eine große Herausforderung für viele Patienten, wenn man bedenkt, dass es an vielen Tagen bis zu 43 Grad hatte. Die Bandbreite an Diagnosen war hier groß – am häufigsten waren es Cerebralparese, Torticollis, Klumpfuß, Koordinationsstörungen, Neuropsychologische Störungen und viele mehr.

Sprachlich war es für uns nicht immer einfach. Die allermeisten Kinder und auch ihre Eltern konnten keines oder nur sehr gebrochenes Englisch. Mit der Zeit lernten wir so manche Standardfloskeln auf Khmer, die meiste Zeit jedoch verständigten wir uns mit Händen und Füßen oder ließen uns von unseren Kolleginnen übersetzen. Das führte häufig zu sehr lustigen Situationen und verstärkte nochmal das bereits sehr gute Arbeitsklima. An unsere Grenzen kamen wir in der Logopädie, welche dort ebenfalls von den Physiotherapeut:innen übernommen wird. Jedoch waren wir dabei keine große Hilfe und trotzdem versuchten wir es, indem wir alle Tiere aus einem Bilderbuch auswendig lernten – Erfolglos.

Immer dienstags und freitags besuchten wir in der letzten Arbeitsstunde einen weiterbildungs-Vortrag, welcher meist von Krankenschwestern oder Ärzten gehalten wurde. Meistens war jedoch nur die PowerPoint auf Englisch und die Präsentation wurde auf Khmer gehalten. Auch wir durften in unserer letzten Arbeitswoche einen solchen Vortrag halten. Darin machten wir unkomplizierte und einfache Vorschläge für eine effektivere und effizientere physiotherapeutische Behandlung der Patient:innen, da wir in manchen Bereichen Verbesserungspotenzial sahen.

Im AHC sammelten wir unvergessliche Erfahrungen, die uns als Physiotherapeuten, wie auch als Menschen, ein ganzes Stück weiterbrachten. Wir möchten jedem empfehlen, eine solche Erfahrung zu machen.

Das Team mit den mitgebrachten Geschenke, (c) Hingel Leon

Klumpfuß behandlung, (c) Hingel Leon

Vortrag, (c) Hingel Leon

Nachtbus, (c) Hingel Leon

Ankor Wat, (c) Hingel Leon

Phnom Kulen, (c) Hingel Leon

Freizeit

So sehr uns die Zeit im AHC in Erinnerung bleibt, hätten wir auch unsere Freizeit nicht besser nutzen können. Wir besuchten Angkor Wat, die größte Tempelanlage der Welt, durchquerten die Stadt mit dem Tuk Tuk, verköstigten das billige Street Food und spazierten durch die großen Märkte. Wir genossen das Nachtleben in der Pub Street und machten einen Ausflug auf den Kulen Mountain mit dessen Wasserfällen und einer unglaublichen Aussicht. Nicht lange nach unserer Ankunft feierten die Kambodschaner „Khmer New Year“, ein Fest das drei Tage dauert und in vielerlei Hinsicht sehenswert ist.

Feiertage mit verlängerten Wochenenden nutzten wir so gut wir konnten, um auch Ausflüge außerhalb von Siem Reap zu machen. Zuerst ging es nach Bangkok – auch dort wurde Neujahr gefeiert, jedoch in einer ganz anderen, unvorstellbaren Dimension. Später fuhren wir mit dem Nachtbus nach Sihanoukville und von dort weiter mit dem Boot auf die Insel Koh Rong – eine Insel, so wie wir sie bisher nur aus dem Reiseprospekt kannten. Gegen Ende der insgesamt zwei Monate in Kambodscha verbrachten wir noch ein Wochenende in der Hauptstadt Phnom Penh.

Fazit

Das Praktikum im Angkor Hospital for Children war für uns eine einzigartige und prägende Erfahrung. Wir hatten die Gelegenheit, nicht nur unsere fachlichen Fähigkeiten in einem internationalen und herausfordernden Umfeld weiterzuentwickeln, sondern auch wertvolle Einblicke in ein Gesundheitssystem zu gewinnen, das sich deutlich von dem in Europa unterscheidet. Der enge Kontakt zu den Patient:innen, das Arbeiten in einem interdisziplinären Team und das Meistern sprachlicher und kultureller Hürden haben uns nicht nur als Physiotherapeuten, sondern auch persönlich wachsen lassen.

Besonders beeindruckend war die Herzlichkeit und das Engagement der lokalen Kolleg:innen, die trotz oft begrenzter Ressourcen jeden Tag ihr Bestes gaben, um den Kindern zu helfen. Die Erfahrungen, die wir im Umgang mit unterschiedlichsten Krankheitsbildern gesammelt haben, sind für unsere weitere berufliche Laufbahn unbezahlbar. Gleichzeitig hat uns die Arbeit im AHC gezeigt, wie bedeutend die Rolle der Physiotherapie in der globalen Gesundheitsversorgung ist.

Auch menschlich haben wir viel gelernt – über Geduld, Mitgefühl und die Kraft der zwischenmenschlichen Kommunikation. Unsere Zeit in Kambodscha hat uns nicht nur beruflich bereichert, sondern uns auch eine neue Perspektive auf das Leben, die Kultur und den Umgang mit Herausforderungen gegeben. Dieses Praktikum wird uns sicherlich noch lange begleiten und wir können jedem, der die Möglichkeit hat, eine solche Erfahrung zu machen, nur ans Herz legen, diese Chance zu ergreifen.

Team der Physiotherapie, (c) Hingel Leon

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