Dünnglas kommt bereits bei vielen Technologien des Alltags zum Einsatz, etwa bei Bildschirmen von Laptops, Tablets oder Smartphones. Die Anwendung von Dünnglas im konstruktiven Ingenieurbau ist hingegen neu und ein zentraler Forschungsgegenstand des Josef Ressel Zentrums für Dünnglastechnologie für Anwendungen im Bauwesen. „In Josef Ressel Zentren wird anwendungs- und zukunftsorientierte Forschung auf höchstem Niveau gemeinsam mit industriellen Partnern betrieben. Forscherinnen und Forscher bringen ihre Expertise und Kompetenz aus verschiedenen Themenbereichen ein und legen so den Grundstein für Innovationen“, so Karl Peter Pfeiffer und Martin Payer, Geschäftsführer der FH JOANNEUM.
Dünnglas besteht üblicherweise aus Kalk-Natron-Glas oder Aluminium-Silikat-Glas und ist weniger als zwei Millimeter dick. Im Gegensatz zu normalem Glas ist es flexibel und lässt sich leicht biegen. Das eröffnet innovative Möglichkeiten im Gebäudebau, vor allem bei Stützen, Trägern oder speziellen Arten von Fassadensystemen. Dünnglas zeigt ein völlig neues Baustoffverhalten mit extrem hoher Flexibilität gegenüber herkömmlichen Baumaterialien. „Spezielle Formen werden aus ebenen Dünnglasplatten ausgeschnitten, die billiger und umweltschonender produziert werden können als gebogenes oder voluminöses Glas. Durch die Biegsamkeit kann man beim Zusammenkleben das Glas besonders formen“, erklärt Jürgen Neugebauer, Leiter des Josef Ressel Zentrums für Dünnglastechnologie für Anwendungen im Bauwesen, das vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) sowie der Christian Doppler Forschungsgesellschaft gefördert und am Institut Bauplanung und Bauwirtschaft der FH JOANNEUM angesiedelt ist.
Das Institut beschäftigt sich in verschiedenen Forschungsschwerpunkten unter anderem mit Bauen im Lebenszyklus, Holzbau und nachhaltiger Stadtentwicklung. Mit diesem Josef Ressel Zentrum werden die Forschungsaktivitäten um den konstruktiven Glasbau erweitert. In der Lehre des Bachelor- und Masterstudiengangs stehen unter anderem die inhaltliche Auseinandersetzung mit innovativen Konstruktionen, die Revitalisierung und Sanierung von Bestandsobjekten, Energieeffizienz, Ökologie und Wirtschaftlichkeit im Fokus. „Durch unsere Fachkompetenz bilden wir unsere Studierenden sehr praxisorientiert und interdisziplinär aus und geben ihnen aktuelles Know-how mit auf den Weg in die Berufswelt“, so Michaela Kofler, Leiterin des Instituts Bauplanung und Bauwirtschaft der FH JOANNEUM.
Science in Motion #3
Bei der Veranstaltungsreihe Science in Motion präsentieren Forscherinnen und Forscher der FH JOANNEUM ihre Projekte und geben Einblicke in ihre Labore und Forschungszentren. Am 9. Mai 2019 lud das Josef Ressel Zentrum für Dünnglastechnologie im Bauwesen Interessierte ein, innovative Forschungsaktivitäten aus der Nähe zu betrachten und neueste Entwicklungen kennenzulernen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende der FH JOANNEUM forschen unter der Leitung von Jürgen Neugebauer in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen SFL technologies GmbH und LISEC Austria GmbH. Wissenschaftliche Partner sind die TU Darmstadt, TU Delft, PCCL sowie die University of Cambridge.
„Unsere Veranstaltungsreihe Science in Motion macht Wissenschaft und Forschung im wahrsten Sinne des Wortes angreifbar. Wir bieten dem interessierten Publikum die Möglichkeit, sich moderne Forschungsinfrastruktur aus der Nähe anzusehen und Innovation hautnah zu erleben“, so Roswitha Wiedenhofer, Leiterin der Abteilung Forschungsorganisation & -services der FH JOANNEUM.