Jeder Abend der Vortragsreihe „FLUCHT.weg.EU“ stand unter einem anderen Thema rund um Flucht und Migration. Im März begann man mit „Migration und Mensch – Zivilgesellschaft und Ehrenamt“ und kam zum Schluss, dass ehrenamtliche UnterstützerInnen Begegnungsarbeit leisten können, aber keine professionellen Sprachlehrenden oder SozialarbeiterInnen ersetzen. Allgemein waren sich die TeilnehmerInnen einig, dass nur mit einem gemeinsamen Betreuungsnetz, bei dem der Staat und ehrenamtlichen HelferInnen zusammenarbeiten, Integrationsarbeit bestmöglich funktionieren kann.
Bei der darauffolgenden Veranstaltung „Migration und Organisation – NGOs/SPOs“ stand der neue Gesetzesentwurf zur Änderung des Asylrechts bei der Podiumsdiskussion im Vordergrund. Gemeinsam kam man zu der Erkenntnis, dass die Aufgabe der NGOs darin besteht, den Druck auf die Politik weiterhin aufrechtzuerhalten und auf eine Lösung zu pochen, um Flüchtlingen menschlich zu begegnen, das Asylverfahren zu beschleunigen und die bestmögliche Integration in die Bevölkerung zu gewährleisten.
Der Abend rund um „Migration und Politik – Innen- und EU-Politik“ war geprägt von persönlichen und emotionalen Geschichten. Vor allem der Wunsch nach gesamteuropäischen Lösungen und nach Partnern auf EU-Ebene wurde laut. Auch an der Dublin-Verordnung, nach der Flüchtende in jenem EU-Land Asyl ansuchen müssen, das sie als erstes betreten, wurde kein gutes Haar gelassen. Es sei ein völlig unsolidarisches System, das die Verantwortung auf ein paar wenige Länder abwälzt. Vor allem Stimmen aus dem Publikum forderten von der Politik weniger hochpolitische Diskussionen zu führen und dafür praxisbezogener zu agieren.
„Migration und Wissenschaft – Sozialpädagogik & Soziale Arbeit“ fand am 8. Juni 2016 statt und beschäftigte sich mit der Frage, was die Wissenschaft zur Thematik Migration beitragen kann. Möglichkeiten wären eine Datenbasis, die Entwicklung von Konzepten und Handlungsanweisungen sowie aktive Beiträge zu einer Versachlichung des Diskurses. Die Forschungsmethoden wurden kritisch beleuchtet, demokratische, partizipative Forschung bis hin zu Public Research wurde gefordert. Aus der Minderheitenfrage sollte eine Mehrheitenfrage werden, Migrantinnen und Migranten sollten mehr miteinbezogen werden und ihr Potenzial sollte man sichtbarer machen. Auch im Bereich der hochschulischen Ausbildung müssen noch Lösungen gefunden werden: Migrantinnen und Migranten können aktuell zwar an verschiedenen Hochschulen studieren, aber die finanzielle Situation ist diesbezüglich nicht geklärt.
Weitere Veranstaltungen sind nach einer Sommerpause geplant. Die Vortragsreihe ist Teil des Maßnahmenpakets der FH JOANNEUM, um Menschen auf der Flucht zu helfen und Verständnis füreinander zu schaffen.