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In der sprachtherapeutischen Versorgung von Aphasien zeigt sich eine Diskrepanz zwischen wissenschaftlich empfohlener und von den Betroffenen akzeptierter Therapieform. Leitlinien empfehlen eine möglichst hochfrequente Therapie mit bis zu zehn Stunden pro Woche, um signifikante Verbesserungen erzielen zu können. Im Schnitt erhalten Aphasiepatient:innen etwa in Deutschland inklusive der hochfrequenten Akutversorgung lediglich 28 Wochenminuten Sprachtherapie. Einige Studien verorten die Gründe für diese dramatische Unterversorgung eher in Faktoren des Gesundheitssystems.
Vereinzelte Studienergebnisse zeigen jedoch eine mangelnde Compliance der Betroffenen für eine hochfrequente Therapie: In der international einflussreichen Studie von Nouwens et al. (2017) ist fehlende Motivation zur Teilnahme an der intensiven sprachtherapeutischen Intervention der häufigste isolierte Drop-out-Faktor. Die Studie von Asmussen et al. (2013), in der deutsche Logopäd:innen nach den Verhinderungsgründen hochfrequenter Therapie im ambulanten Setting befragt wurden, bestätigt diese Ergebnisse. Hier zeichnen sich ebenfalls die Patient:innen als zweithäufigster Verhinderungsgrund einer hochfrequenten Therapie mit über 50 Prozent verantwortlich. Während in 65 Prozent der 257 befragten Fälle eine Hochfrequenztherapie verfügbar war, existierte nur in 21 Prozent der Patient:innenwunsch zur Durchführung dieser.
Eine differenzierte Auseinandersetzung mit dieser Thematik zeigt sich in der Literatur nicht, was die Wichtigkeit eben dieser aus Betroffenensicht betont: Die Erhebung von Patient:innenwünschen und die Identifizierung von kritischen Parametern hinsichtlich Setting, Inhalt, Umsetzung, Implementierung motivationaler Aspekte, etc. zur potenziell zukünftigen partizipativen Entwicklung, Evaluierung und Implementierung von Versorgungsformen mit höheren Akzeptanzwerten erscheint vor diesem Hintergrund als ethische Verpflichtung.
Daher sollen im Sinne qualitätsvoller Betroffenenbeteiligung Bedarfe und Bedürfnisse dieser Patient:innen als Grundlage zur potenziellen Entwicklung neuer Interventionsformen erhoben werden, um hier langfristig forschungs- und versorgungspolitische Legitimität erlangen zu können. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts soll mittels qualitativer und quantitativer Datenerhebungen identifiziert werden, mit welchen Herausforderungen Betroffene konfrontiert werden und wie man diesen begegnen kann. Resultierend sollen Handlungsempfehlungen an die Praxis und die Politik formuliert werden.