Typographie ist immer ein Phänomen der Zeit. Street‒Typographie ist eine Reflektion der Vergangenheit. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um ein verstaubtes Schaufensterschild oder eine Leuchtreklame in Helvetica handelt. Diese sehr gängige Schweizer Schriftart wurde vor mehr als 50 Jahren erschaffen, um den Bedürfnissen der Zeit zu dienen. Zwar wird sie unseren digitalen Bedürfnissen nicht mehr gerecht, repräsentiert jedoch immer noch unser Streben nach einem klaren und transparenten Lebensgefühl.
In dieser Arbeit werden lokale österreichische Beispiele von Vernacular Design gesucht und mit internationalen Dialektiken verglichen. Der lokalen Straßen‒Typographie verschrieben, bewirbt dieses Projekt Graz als eine Stadt mit unterschiedlichen Möglichkeiten und Herangehensweisen.
Dieses Projekt soll nicht als Kritik an Schweizer Typographie oder Helvetica‒LiebhaberInnen verstanden werden. Es ist ein Essay über Schönheit und Kitsch, eine Ode an den erfinderischen Dilettantismus, die ehrliche Anstößigkeit und die plumpe Direktheit. Während Andere um eine klare und sterile Umgebung kämpfen, soll hier versucht werden, farbenfrohe und widersprüchliche Beispiele für eine einheimische Designsprache zu finden und hervorzuheben.
