Gesund Altern – Utopie oder Zukunftsvision?
Durch verbesserte Lebensbedingungen und Gesundheitsversorgung werden Menschen in Österreich immer älter. Daten der OECD zeigen aber, dass das Älterwerden mit einer im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedsstaaten niedrigen Lebensqualität verbunden ist . Ein Einflussfaktor ist individuelle Funktionalität auf körperlicher und kognitiver Ebene. Körperliche Funktionalität ist offensichtlich, der kognitiven Einschränkung geht jedoch eine lange Latenzphase voraus. Die Früherkennung von dementiellen Erkrankungen mittels Screening und entsprechend frühzeitiger Intervention kann zu einem günstigeren Therapieverlauf beitragen. Derzeitige Strategien zielen jedoch primär auf die Stabilisierung neurokognitiver Defizite ab. Maßnahmen zur Früherkennung und Prävention rücken somit in den Fokus.
Früherkennung für mehr Lebensqualität
Risikofaktoren für die Entwicklung funktionaler oder neurokognitiver Einschränkungen sind vielseitig. So spielen beispielsweise kardiovaskuläre-, verhaltens- und lebensstilbezogene sowie psychosoziale Faktoren eine Rolle in der Krankheitsentstehung. Defizite, die auf die Entwicklung funktionaler oder neurokognitiver Einschränkungen hinweisen können, sind oft schon in alltäglichen Handlungen erkennbar. Die Abnahme der sensorischen Wahrnehmung, insbesondere die der Riechleistung, das persönliche Ernährungsverhalten, ein verändertes Gangbild, verminderte kardiorespiratorische Fitness und Reaktionsfähigkeit sowie Veränderungen in der Sprachfähigkeit werden in der aktuellen Literatur als solche prädiktiven Faktoren gewertet. Eine Zusammenfassung und anschließende Erhebung dieser Faktoren an asymptomatischen Menschen könnte einen Mehrwert in der Früherkennung bieten.
Hauptziel des fünfjährigen Projekts ist es daher, ein multimodales Screening-Instrument zur Früherkennung von funktionalen Einschränkungen im höheren Lebensalter (60+) für den ambulanten Versorgungsbereich zu entwickeln. Die Potenziale der Augmented Reality (AR)-Technologie werden dabei genutzt. AR-Techniken stellen eine innovative Basis zur Entwicklung von Assessmentverfahren dar. Reale Objekte werden über ein Smartphone um virtuelle Objekte und Aufgaben erweitert. Kognitive Funktionalitäten können darauf basierend mit dem Assessment erfasst und ausgewertet werden. Zusätzlich liefern Messungen von verschiedenen Parametern, eine automatische Handlungsaufzeichnung und teilautomatisierte Auswertungen detaillierte Resultate. Das Tool kann somit ein umfassendes funktionales Zustandsbild der Getesteten geben.
Von der Idee zum finalen Produkt
Das Screening-Instrument soll aus einem Tablet-PC, einem Smartphone mit AR-App und Kopfhalterung sowie realen augmentierbaren Objekten bestehen und ist als mobiles Set konzipiert. Die Testdurchführung soll für die zu screenenden Personen möglichst niederschwellig zugänglich sein. Sowohl Angehörige der medizinisch-therapeutischen Gesundheitsberufe als auch Medizinerinnen, Mediziner sowie Pflegepersonal leiten und überwachen die Screenings. In allen Entwicklungsschritten werden sowohl die Angehörigen der Gesundheitsberufe als auch die zu screenenden Personen aktiv eingebunden und tragen so zur Akzeptanz und Nutzerfreundlichkeit des Systems bei.
Technisches Know-How & Public-Health-Strategien – eine erfolgsversprechende Kombination
SCOBES-AR stellt ein exzellentes Beispiel interdisziplinärer Zusammenarbeit der medizinisch-technischen Berufe und der Pflege dar. Das Institut Diätologie der FH JOANNEUM leitet das Projekt und forscht gemeinsam mit den Instituten Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Tourismusmanagement, Informationsmanagement und der Abteilung Forschungsorganisation und -services. Begleitet wird das Projekt durch das Austrian Institute of Technology und Expertinnen von JOANNEUM RESEARCH. Das Projekt wird aus Mitteln der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) im Programm COIN gefördert.